Zwei Einstiegssportler im VergleichZusammenfassung von Michael Hönigmann eines Berichtes aus Auto Zeitung Nr. 1/2004.
Mit dem Mini Cooper S und dem Peugeot 206 RC wird die Geschichte leistungsstarker Kleinwagen fortgeschrieben. In keinem anderen Fahrzeugsegment liegen maximaler Fahrspaß und bezahlbarer Einstandpreis so nahe beieinander — zur Freude aller derer, die Autofahren nicht nur als Mittel zum Zweck sehen. Kleinwagen mit viel Leistung — eine faszinierende Kombination Schon früher sorgte diese Kombination für reichlich Fahrspaß. Legendäre Modelle, vom NSU TTS über Renault 5 Alpine bis zum Fiat Uno Turbo, bleiben in guter Erinnerung und die Reminiszenz an die Fahrleistungen überdeckt im Nachhinein manche Alltagsschwäche. Während der heute kompressorgeladene Mini keinem sportlichen Druck ausgesetzt ist, soll der Peugeot 206 RC die Straßenversion des in der Rallye-Weltmeisterschaft so erfolgreichen WRC-Modells verkörpern.
Karosserie: Ausreichend Platz für zwei Personen Mini wie auch 206 sind Single- oder Pärchen-Autos. Vorn geradezu großzügig gestaltet, genügt der Fond nur dem Nachwuchs auf der Fahrt zum Kindergarten. Besonders winzig geraten: Der 150 Liter fassende Kofferraum des Mini, der Franzose bietet annähernd 100 Liter mehr Stauvolumen. Als übersichtlich und problemlos zu bedienen erweisen sich beide Kontrahenten. Als wenig sinnvoll gestaltet sich der traditionsbeladene mittige Tacho im Mini, da er nicht im Blickfeld des Fahrers liegt. Verdient sich der Mini noch Lob für seine ordentliche Verarbeitung, so kosten ihn viele aufpreispflichtige Sicherheitsextras wie ESP, Isofix, Kopfairbags und Nebenscheinwerfer Punkte. Im RC ist dies alles im Preis inbegriffen.
Fahrkomfort: Einbußen durch hohen Geräuschpegel Im Mini finden auch großgewachsene Fahrer eine bequeme und vorallem langstreckentaugliche Sitzposition. Unbequem und auf Dauer ermüdend erweist sich hingegen die Kauerposition, die der Fahrer hinter dem Peugeot-Volant einnehmen muss — eine Folge mangelnder Ergonomie. Sportlich straff ist die Abstimmung beider Fahrwerke. Auf der Schlaglochpiste zeigen Cooper S und RC, dass eine Fahrwerksabstimmung immer nur ein Kompromiss sein kann. Beide Sportler teilen dies durch deutliche Vertikalbewegungen mit. Wie zu alten Zeiten brüllt und dröhnt der Peugeot, als hätten die Techniker auf sämtliches Dämmmaterial verzichtet. Insbesondere im hohen Drehzahlbereich nervt die Tonlage. Nicht viel besser der Mini: Das laute Heulen des Kompressors erfreut auf Dauer nur wahre Fans.
Motor/Getriebe: Kompressor- contra Saugmotor Zwei gänzlich verschiedene Konzepte treffen in diesem Vergleich aufeinander. Die Mini-Baureihe teilt sich einen identischen Grundmotor mit nur 1.598 Kubikzentimeter Hubraum, der im Cooper S per Aufladung auf 163 PS gepusht wird. Anders als bei der Turboaufladung steigt die Drehmomentkurve und somit das Durchzugsvermögen erst bei höherer Drehzahl an — 210 Newtonmeter liegen bei 4.000 Umdrehungen an. Immerhin passt die knackige Sechsgangschaltung zu dieser Charakteristik. Im oberen Drehzahlbereich wirkt der Mini-Motor allerdings recht zäh. Ganz anders der Peugeot: Sein 2.0-Liter-Vierzylinder ohne Aufladung leistet 177 PS und verlangt gierig nach Drehzahlen. 225 km/h Spitze und ein enormes Beschleunigungspotential selbst oberhalb von 150 km/h begeistern. Schade nur, dass Peugeot auf ein Sechsganggetriebe verzichtet hat. Damit würde der 206 RC weniger hektisch und laut erscheinen. Der Verbrauch (10,1 im Peugeot, 10,6 l im Mini) geht bei beiden angesichts der gebotenen Fahrleistungen in Ordnung.
Fahrdynamik: Auf der Suche nach der nächsten Kurve Der RC wirkt dank der Fahrwerksmodifikationen auf den ersten Blick ausgesprochen agil. Dieses wieselflinke Verhalten animiert zu noch schnellerer Gangart, doch Vorsicht ist dennoch geboten: Immer noch reagiert der stärkste 206 mit einer plötzlichen Übersteuerungstendenz auf Lastwechsel — das ESP sollte daher stets eingeschaltet bleiben. Deutlich harmloser und somit fahrsicherer agiert der Mini, der sich auf kurviger Landstraße am wohlsten fühlt. Seine Lenkung wirkt ungemein präzise und ausreichend mitteilsam. Den Kapitelsieg bescheren ihm die besseren Bremswerte.
Kosten/Umwelt: Werterhalt contra Serienausstattung Zwar liegt der Grundpreis des 206 RC um 1.600 Euro über dem des Cooper S, doch rollt der Peugeot auch deutlich umfangreicher ausstaffiert vom Band. Doch der Mini kontert mit dem stabileren Werterhalt und den günstigeren Versicherungsbeiträgen und fährt unterm Strich preiswerter.
Fazit
Dass der Mini Cooper S diesen Vergleich mit 3.087 zu 3.045 Punkten für sich entscheiden kann, liegt vor allem an seiner Ausgewogenheit. Mit einer knackigen Schaltung gesegnet und gierig auf den nächste Kurvenkombination macht er süchtig. Seine Form und Innenausstattung trifft genau ins Herz. Der Peugeot hingegen ist der wahre Sportler: Leistungs- und soundstark setzt er sich in Szene. Sein sportliches Fahrverhalten begeistert. Allerdings fordert der RC im Grenzbereich den ganzen Mann am Volant. |