Maximale MinisZusammenfassung von Michael Hönigmann eines Berichtes aus Auto Bild Test & Tuning Nr. 10/2002
Der knuffige Mini Cooper S ist ein hübscher Kerl. Aber hat er auch die sportlichen Gene wie die rasanten Rallyerenner von einst? Vier getunte Mini mit je rund 200 PS sagen laut und deutlich: Ja! Power auf der ganzen Linie: die getunten Mini Cooper S von Digi-tec, Kelleners, SKN und Schmidt/Maxi Tuner:
Das Auftreten der getunten Cooper S mit bis zu 18 Zoll großen Rädern, knallroten Porschebremsen (SKN) und tiefer gelegten Fahrwerken (alle) erregt Aufsehen wie ein voll besetzter Truck bei der Love Parade — kein Wunder. Keine Frage, hier ist Größeres entstanden als ein fades Designerspielzeug à la VW Beetle. Schön, dass die Tuner das zu würdigen wissen. Und den Originalkurven weder mit dickeren Spoilern noch Schwellern zu Leibe zu rücken. Auch die Innenräume mit den bequemen Sportsitzen und dem riesigen Zentraltacho bleiben unberührt. Doch wir erwarten mehr: Fahrwerksmäßig werden die Erwartungen nicht enttäuscht. Alle Mini gehen so rasant um die Ecken, als hätten die legendären Rallyekämpen höchstpersönlich die Querlenker konstruiert. Mit dem Cooper S rollt man nicht über die Straße, man verschmilzt mit ihr. Doch können die vier getunten Exemplare auch Trost beim Herz des Autos spenden? Der serienmäßige 1,6-Liter bringt das Benzin im Blut nicht in Wallung, daran ändert auch der Kompressor des Cooper S nicht viel. Dank modifizierter Motorsteuerung, geänderter Kompressor-Übersetzung für mehr Ladedruck und neuer Auspuffanlagen stehen nun Leistungswerte von mehr als 200 PS bereit. Damit sollte im Cooper S wieder ein Feuer brennen wie einst. Der Mini Cooper S von SKNAm Dicksten trägt der blaue Mini von SKN auf: "212 PS" — genug für eine E-Klasse. Besonders bei hohen Drehzahlen gebärdet sich der Kleine auch wild und ungestüm. Doch unterhalb von 3.000 Touren passiert relativ wenig. Auf der Autobahn schafft er kaum mehr als die 218 km/h des Serien-Cooper S. Der Sound kann dafür nicht entschädigen: Sein Vierzylinder heult bei mittleren Drehzahlen wie ein Küchenmixer und bei hohen wie ein Zahnarztbohrer. Außerdem sorgten beim Testwagen massive Elektronikprobleme für Ärger — bis hin zum Totalausfall. So wie der Schmidt liegt auch der SKN gut aber unruhig auf der Straße. Dem SKN bringt auch Härte nichts: Während die anderen mit erträglichem Restkomfort aufwarten, fühlt man sich im SKN bald so durchgeschüttelt wie nach der ersten Judo-Stunde. Dafür ist der SKN mit seinen 18-Zoll-Rädern der Blickfang Nummer eins.
Der Mini Cooper S von SchmidtMotorakustik ist nicht nur ein Problem von SKN, sondern auch von Schmidt-Technik: Sein Auspuff-Dröhnen geht durch Mark und Bein — wenn es nach Abgasen riechen würde, müsste man annehmen, das Cockpit sei Teil des Auspuffresonanzraums. Auf der Autobahn geht der Schmidt laut Tacho fast 240 km/h. Und damit trotz bescheidener 195 PS insgesamt besser als der SKN. Meistens begnügt man sich aber mit 180 km/h — bei den dann anstehenden 4.000 Touren bleibt der Auspuff relativ ruhig. Immerhin: Bei niedrigen Drehzahlen brummt dieser Mini so böse wie ein Maxi — obwohl natürlich kein V-Motor unter der Haube lauert, wie die hinten zweiflutige Auspuffanlage glauben machen will.
Der Mini Cooper S von KellenersDie Interpretation des Motors von Kelleners wirkt durchzugsstark und elastisch. Nicht die 208 PS sind sein Geheimnis, sondern die 255 Nm Drehmoment — der Kleine haut den Lukas wie Bud Spencer. Entsprechend souverän packt der Motor bei niedrigen Touren zu, ohne bei hohen schlappzumachen. Überraschend angenehm: Das sonore Brummen bleibt relativ zurückhaltend. Eine runde Sache, der Mini von Kelleners.
Der Mini Cooper S von Digi-TecDer rote Überflieger von Digi-Tec setzt sich beim Motorkapitel an die Spitze. Wo andere kraftvoll zubeißen, langt er noch unerschrockener hin. Wenn andere in höchsten Touren jubeln, dreht er noch eine Spur weiter auf. Bei Beschleunigung, Elastizität und Höchstgeschwindigkeit stellt er die Konkurrenz klar in den Schatten — dieser Mini macht richtig Druck. Und alles ohne Gebrüll. Doch es liegt nicht nur an der Leistung, dass dieser Mini allen anderen die Rücklichter zeigt: Mit seinem Gewindefahrwerk turnt er über die Rennstrecke wie Kampfsportartist Jackie Chan. Wenn der Digi-Tec wie ein Quattro um die Kurven fräst, kommt nicht einmal der harmonische Kelleners hinterher.
Daten und PreiseNachstehend die technischen Daten, die Testwerte und die Preise der vier getunten Mini Cooper S im Vergleich. Zum Vergrößern klicke bitte auf die Bilder.
FazitVier scheinbar ähnliche Mini mit je rund 200 PS — ist das nicht die gleiche Entscheidung wie die zwischen dem rechten und dem linken Riegel der Schokolade? Weit gefehlt. Fahrgenuss ohne Ende bietet der schnelle, trotzdem kultivierte Kelleners und — allen voran — der Digi-Tec, der der Konkurrenz um die Ohren fährt, als hätte er mit der roten Farbe auch einige Ferrari-Gene abbekommen. Fahrwerk und Motor sind top, ohne die Leidensfähigkeit zu strapazieren. Der zu harte SKN und der dröhnende Schmidt verlangen da mehr Kompromissfähigkeit, ohne in irgendeiner Disziplin mehr zu bieten. Monströs bei allen: Volllastverbräuche von bis zu 20 Litern. |