British Airways — Der 115 PS starke Cooper im TestZusammenfassung von Michael Hönigmann eines Berichtes aus auto motor und sport Nr. 14/2004
Auf den offenen Mini haben viele gewartet. Nun ist es da, das Mini Cabriolet, hübsch anzusehen, natürlich mit Stoffmütze. Denn mit Stoffdach fährt man immer Cabrio, ein nicht zu unterschätzendes Signal an die Umwelt. Doch Stoffverdeck ist nicht gleich Stoffverdeck. Die BMW-Konstrukteure haben sich eine Besonderheit ausgedacht, etwas, das sonst niemand hat: Stoffmütze mit SchiebedachfunktionEine Art Schiebedach, das sich im vorderen Bereich nach Knopfdruck sanft nach hinten faltet und damit die erste und mildeste Stufe der Mini-Entblätterung realisiert. Dies geht bis Tempo 120 km/h. Nun ist ein Stückchen Himmel zu sehen, 34 mal 105 Zentimeter groß (mehr als beim normalen Schiebedach). Der Wind fächelt nicht nur ein bisschen an der Frisur herum, sondern wirkt forsch und macht Appetit auf mehr.
Dazu muss man anhalten. Knopfdruck genügt, und ein Elektromotor schiebt das Verdeck samt Fensterrahmen nach hinten, wo es sich faltet und, persenninglos, einen kleinen, nostalgischen Hügel bildet. Was davor steht, ist ganz unromantisch, wenn auch im seltenen Falle der Not schlecht entbehrlich. Die beiden verchromten Überroll-Höcker mitsamt Kopfstützen hinter den Fondsitzen zerstören die Cabriolinie restlos und sehen immer nach Überschlag aus. Das Cabrio ist eigentlich ein ZweisitzerViel Platz gibt es nicht auf der Rückbank. Mini-Fahrer, das zeigt der Erfolg der Limousine, können damit leben. So ist auch das Cabrio eigentlich ein Zweisitzer mit Notsitzen, wobei es nur den ersten beiden wirklich gut geht. Für das Offenfahren gilt das besonders: Der beste Platz ist wieder einmal vorne, da es hinten sehr zieht.
Hinten geht es variabel zu. So können die beiden Rücksitzlehnen geklappt werden, Kofferraum plus Rücksitzvolumen fassen nun knapp über 600 Liter. Wer die Sitze unberührt lässt, dem bleibt freilich nur wenig Stauraum: 165 Liter mit geschlossenem Verdeck, bescheidene 120 Liter mit gefaltetem Dach. Die Ladeluke ist klein, aber nach dem Umlegen zweier Hebel im Kofferraum lässt sich das Stoffverdeck anheben. Das Schluckvermögen wird durch den größeren Schlund tatsächlich besser, auch größere Reiseutensilien müssen nun nicht zwangsläufig dableiben.
Offenfahr-GenussIm Gegensatz zu den meisten anderen modernen Cabrios hat der Mini einen für den Offen-Genuss nicht zu unterschätzenden Vorteil: Die Frontscheibe steht schön steil im Wind, und das bleibt nicht ohne angenehme Effekte. Das Offen-Gefühl wird dadurch weit intensiver als bei anderen Jetztzeit-Cabrios, fast wie früher. Die einströmenden Winde sind allerdings selbst bei geschlossenen Seitenscheiben eher von der wilden Sorte.
Das Windschott (gegen Aufpreis) auf der Rücksitzbank verunziert zwar den Fondbereich zusätzlich, nimmt den Winden aber — falls gewünscht — die Schärfe. Doch ganz gleich, ob Frischluft brüsk oder eher soft — das Offen-Vergnügen im Mini ist groß. Und wie fährt sich das Cooper Cabrio?Es sind vorallem drei Dinge, die für die große Reise zu zweit erwartungsfroh stimmen: der zwar nicht besonders durchzugsstarke, aber kultivierte Vierzylinder mit seinen 115 PS, die geringen Wind- und Laufgeräusche und der überraschend gute Federungskomfort, der sich von dem eines Cooper S durch eine ganze Klasse unterscheidet.
Das hohe Gewicht von 1.254 Kilogramm ist neben einer gekonnten Federungsabstimmung nicht unbeteiligt am positiven Komforteffekt, aber es verstärkt andererseits jenes Phlegma beim schaltfaul Fahren, das schon die Limousine auszeichnet. 18,3 Sekunden beim Beschleunigen von 80 auf 120 km/h im großen Gang presst niemand in die Sitze. Die Beschleunigung ist mit 10,7 Sekunden von null auf 100 km/h allerdings nicht übel, man empfindet sie aber verhaltener. Vielleicht fühlt man sich auch langsamer, weil nichts röhrt. Der 1,6 Liter große, leicht langhubig ausgelegte Vierventiler ist kein Reißer, sondern ein akustisch unauffälliger Tourenmotor. Im Testmittel sind es neun Liter Verbrauch pro 100 Kilometer, die zurückhaltend gefahrene Verbrauchsrunde führt gar zu einem Konsum von nur wenig mehr als sechs Liter.
So gesehen ist der Motor ein adäquater Partner der Verdeckkonstruktion, die sich in geschlossenem Zustand durch nur geringe Windgeräusche hervortut. Auch bei 150 km/h kann man im Mini Cabrio noch Radio hören oder der Nachbarin etwas erzählen. Auch die Stabilität der Karosse trübt dieses Bild nur unwesentlich. Auf schlechten Straßen kommt es nur zu leichten Verwindungserscheinungen und zu einem leichten Zittern der Armaturen. Der Rest ist schnell erzählt und heißt Fahrdynamik. Exzellentes Handling ergänzt sich mit hoher Fahrsicherheit und ausgezeichneten Bremsen. Dass es ESP nur für horrende 470 Euro Aufpreis gibt, ist schlicht eine Frechheit. KostenGlatte 20.000 Euro kostet das Mini Cooper Cabrio, der offene Cooper S wird nachgereicht. Es ist viel Geld für wenig Auto. Aber es ist wenig für viel Cabriolet.
Bewertung
Eines der kleinsten Cabrios auf dem Markt ist gleichzeitig auch eines der erfreulichsten. BMW hat einerstaunlich kultiviertes Cabrio auf die Räder gestellt. ESP sollte bei seinem Preis zur Serienausstattung gehören. Daten und Fakten
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