Mini maxZusammenfassung von Michael Hönigmann eines Berichtes aus auto motor und sport Nr. 25/2003.
Kleindiesel für Kostverächter: Citroën C2 HDI, Mini One D und VW Lupo TDI schlagen engen Parklücken und hohen Tankrechnungen gleichermaßen ein Schnippchen. Kleinwagen. Spärlich ausgestattete Blechbüchsen, Garanten schmerzhaften Verzichts und automobilistischer Ächtung. Das war einmal!
Citroën C2 HDIWer sparen will, muss zunächst einmal investieren. Zum Beispiel 12.800 Euro in den Citroën C2 HDI, der keck gestylt in die Kleinwagen-Arena nagelt. Zwischen 2.000 und 4.000 Touren ist der 1,4-Liter-HDI Motor (Common Rail) bei Laune, spendet maximal 68 PS und 150 Newtonmeter, begleitet von leichten Vibrationen. Die fünf Gäge arretieren leicht, wenn auch nur mäßig exakt, akustisch bleibt der Selbstzünder zurückhaltend, beginnt erst in höheren Drehzahlen zu brummen. Unterschiede bis zu einem halben Liter gibt es bei den Rivalen in Sachen Dieselkonsum. Zwischen 4,1 (C2) und 4,5 Liter (Mini) und um die sechs Liter im zügigen Testbetrieb zeigen das Alltagspontenzial kleiner Diesel abseits prestigeträchtiger Hight-Tech-Hudelei.
Citroën verlangt für ESP, im Paket mit Kopfairbags, 525 Euro extra. Das weich abgestimmte Fahrwerk gibt es serienmäßig. Es nimmt Unebenheiten aller Art die Schärfe, ohne in die frankophile Verweichlichung von früher zu verfallen. C2-Fahrer blicken auf einen funzelig-orange beleuchteten Digitaltacho. Ebenso wie der Breitband-Drehzahlmesser eine Reminiszenz an die Lupen-Instrumente vergangener Tage. Hauptsache anders. Das mögen die Interieur-Designer auch bei den Plastikteilen im noppigen Gänsehaut-Look gedacht haben. Gänsehaut befällt die Passagiere, sobald sie in die anscheinend willkürlich geformten Sitze sinken. Von den billig gemachten Schaumstoff-Knubbeln ist weder Körperunterstützung noch Seitenhalt zu erwarten, dafür drückt der Rahmen der Sitzfläche durch. Allerdings haben speziell C2-Fahrer viel Luft auf den vorderen Plätzen.
Und der C2 ist besonders flexibel im Innenraum: Verschieb- und klappbare Einzelsitze im Fond. Der Gepäckraum fasst maximal 879 Liter — Bestwert in diesem Vergleich. Genug für Einkaufstouren, für die der Citroën bestens gerüstet ist: Seine unlackierten Stoßleisten stecken kleine Rempler unauffällig weg. Mini One DAuch der 1,4-Liter Diesel des Mini One D wird bei höheren Drehzahlen zum Brummer. Der Common-Rail-Turbodiesel stammt ursprünglich von Toyota und wurde bei BMW leicht überarbeitet. Er entwickelt 75 PS und 180 Newtonmeter Drehmoment. Der milde Schwung des kultivierten Vierzylinders reicht zum gleichmäßigen Mitschwimmen — mehr nicht. Dafür kommt Freude beim Griff zum Schalthebel auf: Die massive Metallkugel durch die Gassen der stramm einrastenden Sechsgangbox zu dirigieren, entschädigt für mangelndes Motortemperament des mit 16.150 Euro ziemlich teuren Ango-Bajuwaren.
Im Gegensatz zum Glückshormonspiegel beim Mini-Fahren: Wie seine Ahnen und Geschwister bezieht der Mini One D seinen Reiz aus dem erfrischenden Handling. Trotz motorbedingten 35-Extra-Kilo auf der Vorderachse biegt er willig ein — und hält akkurat Kurs. Straff, direkt und nicht übertrieben leichtgängig setzt die hydraulisch unterstützte Lenkung Befehle um. Die serienmäßige Traktionskontrolle bekommt mangels Motorpower wenig zu tun. Wenn es hart auf hart kommt, greift das mit 330 Euro aufpreispflichtige Stabilitätsprogramm DSC ein.
Im Innenraum leistet sich der Mini fummelige Kippschalter mit kaum erkennbaren Kontrollleuchten sowie einen riesigen mittig angebrachten Tacho, der bei Dunkelheit das anheimelnde Ambiete glühender Holzscheite verströmt. Im Innenraum packt der Mini seine Insassen etwas enger ein als die Konkurrenten. Weit nach hinten reichende Sitzschienen und respektable Kopffreiheit machen ihn dennoch maxitauglich. Die schalenförmige Rückbank langt dann allerdings — wie bei den anderen — nur noch zum Gepäcktransport. Im Normalfall können hinten bei allen zwei Personen mitreisen. VW Lupo TDIDer 1,4-Liter-Dreizylinder im Lupo beweist Temperament. Beim Gasgeben kehrt der mit Pumpe-Düse-Technik ausgerüstete TDI den Wolf raus, macht den hohen Einspritzdruck von 2.000 bar körperlich fühlbar. Nach einem tiefen Turboloch zeigt sich ab 1.800 U/min Drehmoment satt. Der Lupo scharrt mit den Reifen, saust in 13,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und presst als Einziger im Testfeld seine Passagiere spürbar in die Sitze. Stets begleitet von kerniger Akustik — irgendwo zwischen halbiertem Porsche, Traktor und Propellerflugzeug. Dominant ist er, aber nicht lästig, zumal sich der unter Last rau zu Werke gehende Dreizylinder bei konstantem Tempo geschmeider präsentiert.
Leider scheint es den VW bei der Sicherheit in die Vergangenheit verschlagen zu haben. Wie ist es sonst zu erklären, dass ABS und Seitenairbags beim 13.675 Euro teuren Lupo Aufpreis kosten, ESP für den TDI gar überhaupt nicht zu haben ist? Eine Ausstattungs- und Sicherheitspolitik, die unzeitgemäß ist und kräftig Punkte kostet. Gut, dass zumindest das ausgewogene, lediglich bei aufeinanderfolgenden Absätzen stößige Fahrwerk für Fahrsicherheit und Fahrspaß sorgt, ebenso wie seine anfängerfreundliche Bedienbarkeit. Der Lupo verkörpert — im Gegensatz zum Mini und Citroën — bis auf den nett gemachten Instrumententräger vorwiegend Nutzwert.
Gesamtergebnis
FazitSein Diesel ist kein Reißer, dennoch gewinnt der hochpreisige Mini mit Agilität, Komfort und Fahrsicherheit sowie pfiffigen Details die Herzen — und den Vergleichstest. Beim Lupo geht es zu wie in den Achzigern: nur ABS gegen Aufpreis, ESP nicht lieferbar. Der bissige TDI, das komfortable Fahrwerk und die gute Bedienbarkeit versöhnen jedoch. Beim Citroën C2 heißt das Thema "Viel Platz auf wenig Raum für kleines Geld." Unbequeme Sitze, nur durchschnittliche Bremsen und eingeschränkte Fahrdynamik verhageln dem C2 überhaupt die Bilanz.
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