Hall of Shame, Rückruf Gurtschlösser, Garantiefälle: Fahrzeugschlüssel, Hintere Türverkleidungen, Tachometer. Hall of Shame
In diesem Monat muß ich einmal richtig schimpfen über meinen Autohersteller. In der letzten Zeit ist da einiges zusammen gekommen. Langsam werde ich richtig verärgert.
Rückruf Gurtschlösser
Während unseres Urlaubs erhielt ich ein Schreiben von Nissan, mit der Aufforderung mit dem Wagen baldmöglichst in eine Nissan-Werkstatt zu kommen. Die ständigen Qualitätskontrollen hätten ergeben, dass die Halterungen der hinteren äußeren Gurtschlösser brechen können und damit die Gurte bei einem Unfall keine Wirkung mehr haben. Ein ernstes Sicherheitsproblem also, daher telefoniere ich auch gleich mit der Werkstatt, um die Gurtschlösser austauschen zu lassen.
Minuspunkt eins
Die Werkstatt muß die Teile erst bestellen. — Bei einem derartigen Massenproblem sollte man eigentlich davon ausgehen, dass Nissan parallel zum Anschreiben aller Fahrzeughalter auch gleich die Werkstätten auf Vorrat mit ausreichend neuen Gurtschlössern ausstattet. — Fehlanzeige! Scheinbar muß jede Werkstatt die Gurtschlösser einzeln bestellen, sobald sich ein Betroffener meldet. Das funktioniert zwar innerhalb von zwei Tagen, aus meiner Sicht ist die Abwicklung so vieler Einzelbestellungen — gerade zur Haupturlaubszeit — ein sinnloser, da vermeidbarer Verwaltungsakt. Der Austausch der Gurtschlösser dauert nur etwa 20 Minuten — Das hätte die Werkstatt auch "AdHoc" machen können, wenn denn das Material vorhanden wäre.
Minuspunkt zwei
Das was mir dann ins Auto eingebaut wurde, erfüllt nicht gerade die Ansprüche einer "Elegance"-Ausstattung: Die neue Konstruktion sieht so aus, dass die Gurtschlösser nicht mehr mit einer Kunststofflasche direkt am Sitz verschaubt sind, sondern das Gurtschloß über ein kurzes Stück Gurtband befestigt wird. Die Schraube am Sitz liegt dabei vollkommen offen und "grinst" einen beim Öffnen der Tür regelrecht an. Damit der Schwanz nicht gar so herumbaumelt, wird er noch mit einem schwarzen Gummiband am Sitz fixiert. Das Ganze sieht mehr nach Notreparatur im Bastlerstil aus (unprofessionell!).
Neues Gurtschloss mit Gummiband rechts.
Die Tatsache, dass eine Kunstsofflasche brechen kann, gerade wenn sie mit hoher Kraft und auf Biegung und Torsion belastet wird, ist selbst für Laien nicht überraschend. Dass ausgerechnet so eine Konstruktion bei einem Sicherheitsgurtschloss eingesetzt wird, und prompt dieses "Problem" auch eintritt, verblüfft dann schon. War das wirklich nicht schon bei der Entwicklung des Fahrzeugs absehbar? Ist das wirklich niemandem vorher aufgefallen? Und warum wurde nicht einfach auf eine Metall—Lasche zur Befestigung umgestellt? Optisch war die alte Kontruktion doch in Ordnung!
Garantiefall: Fahrzeugschlüssel
Noch so eine windige Konstruktion: Der Taster zum Absperren in der Funkfernsteuerung des Schlüssels hat sich "zerlegt". Nachdem man das Schlüsselgehäuse geöffnet hat, fallen einem auch gleich die Teile entgegen.
Nissan Schlüsselektronik: Der defekte Miniaturtaster liegt rechts daneben.
Der filigrane Miniaturtaster hat den Alltagsbetrieb gerade mal zwei Jahre ausgehalten. Das dürften noch keine 2.000 Betätigungen (Schaltspiele) gewesen sein. Bedingt durch die Konstruktion des Schlüssels drückt man zwangsläufig immer etwas schräg auf den Taster. Dabei dürfte die Kappe des Tasters im Lauf der Zeit abgesprengt worden sein. Ergonomisch sind die Taster im Schlüssel ohnehin "grauslig" — die Druckflächen sind erheblich größer als der Auslösepunkt des Schalters, das ganze Ding lässt sich nur mit dem Daumennagel bedienen und man fühlt fast keine Rückmeldung, ob man den Taster getroffen hat oder nicht. Nissan sollte die ganze Konstruktion dieses Schlüssels (der in allen Nissan Modellen eingesetzt wird) nochmal überdenken. Die Elektronik stammt offensichtlich von Siemens in Regensburg — so viel zur deutschen Wertarbeit.
Garantiefall: Hintere Türverkleidungen
Die Stoffverkleidung der hinteren Türen hat eigentlich nur optische Alibifunktion: Die Türen bestehen innen fast nur aus Kunststoff. Doch selbst an diesem Feigenblatt wurde ab Werk noch gemurkst. Der Stoff löst sich an der Unterkante ab. Offensichtlich wurde er zu knapp abgeschnitten oder nicht richtig verklebt. Ich reklamiere die Verkleidung rechts hinten. Der Mechaniker in der Werkstatt bemerkt dazu nur "wie bei allen" — er kennt auch dieses Problem offensichtlich schon, und sieht sich auch die Verkleidung auf der anderen Seite genauer an. Auch die beginnt sich bereits abzulösen. Beide Türverkleidungen werden daher demnächst ausgetauscht.
Abgelöste Stoffverkleidung an hinterer Tür.
Garantiefall: Tachometer
Der Tacho wurde wegen eines Wackelkontakts einer Ziffer der Kilometeranzeige bereits Anfang Juni bei der Jahresinspektion ausgetauscht. Wenn man genau hinsieht merkt man, dass die LCD-Anzeige beim neuen Tacho nicht exakt gerade im Instrumment sitzt. Im Bild erkennbar ist, dass der Abtand der "5" rechts zur oberen Kante des Ausschnitts deutlich geringer ist als der der "8" links.
Wesentlich mehr stört mich allerdings der deutlich andere Verlauf der Tankanzeige Hier muss ich mich komplett umstellen und die wesentlichen Eckwerte erst wieder ermitteln. Wenn beim alten Tacho die Tankanzeige auf "halb" stand, stimmte das auch recht genau, und der Verlauf bis dort hin war recht linear. Bei der neuen Tankanzeige ist der Tank bei Stellung "halb" nur noch zu etwa einem Drittel gefüllt. Richtig störend ist dann, dass das Warnlicht bereits aufleuchtet wenn der Zeiger noch deutlich über dem roten Bereich liegt. Beim alten Tacho ging das Licht genau dann an, wenn der Zeiger diesen Bereich berührt. An den Punkt, ab dem es wirklich kritisch wird, muss ich mich erst wieder heran tasten. Beim alten Instrument war das der Fall wenn die Nadel den roten Bereich nach unten (ins "nichts") verlässt. Beim Neuen wird dieser Punkt nach meiner Schätzung noch irgendwo im roten Bereich liegen. Inzwischen hätte ich am liebsten den alten Tacho — samt seinem Wackelkontakt in der Kilometeranzeige — wieder zurück.
Neuer Tacho: LCD sitzt schief im Rahmen.
Langsam mache ich mir Gedanken wegen der Häufung der Garantiefälle in den letzten Monaten. Was mir Sorgen macht, ist, dass die Probleme nun an den verschiedensten Stellen auftreten und allesamt offensichtlich auf Material-, Verarbeitungs- oder Konstruktionsmängel zurückgehen. Da könnte noch mehr kommen, und die Garantiezeit des Wagens läuft in etwa neun Monaten ab. Ich überlege mir nun ernsthaft, ob ich nicht die Garantieverlängerung (Verischerung) abschließe.
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