Wir zeigen Flagge09.12.2006, Kilometer: 33.452 Normalerweise gehöre ich nicht zu den Menschen, die ihre Lebenseinstellung, Religion, Lieblingsmannschaft, Urlaubsorte und so weiter in Form von Autoaufklebern in die Welt hinausposaunen. Bisher gab es an unserem Auto nur einen Aufkleber: das Rollstuhlfahrer-Symbol in der linken unteren Ecke der Heckscheibe. Doch seit heute ziert ein nicht gerade kleiner Aufkleber die Heckklappe unseres Vaneos. Als meine Frau mich fragte, ob ich diesen Aufkleber anbringen würde (sie kennt meine Einstellung zu dem Thema), fiel es mir gar nicht schwer, eine Ausnahme von der Regel zu machen:
Ohne unsere Lebenssituation dramatisieren zu wollen: Gäbe es das Kinder-Hospiz Sternenbrücke nicht, gäbe es vielleicht diesen Langzeittest nicht mehr. Denn ohne die Entlastung, die Justians Aufenthalte in der Sternenbrücke unserer Familie verschaffen, hätte ich dieses Hobby (und andere Dinge, die mir am Herzen liegen) wahrscheinlich schon längst aufgegeben. Hätten Sie’s gewusst?10.12.2006, Kilometer: 33.477 Heute habe ich Justian vom Schulbus, der ihn von der Schule zu uns nach Hause fährt, abgeholt. Da unsere Straße recht schmal ist und die eine Straßenseite komplett zugeparkt war, musste der Schulbus mitten auf der verbleibenden Fahrspur halten und blockierte somit die Straße. Das war nicht weiter schlimm, denn unsere Straße liegt in einer 30er-Zone und ist nicht eben stark befahren. Doch während der Busfahrer die Rampe zum Herausrollen von Justian (samt Rollstuhl) ausklappte, kam ein Wagen dessen Fahrer es wohl äußerst eilig hatte. Er fuhr an dem Schulbus, der ihm mit eingeschaltetem Warnblinker die Weiterfahrt verwehrte, vorbei. Dazu musste er den Fußweg, der auch nicht gerade breit ist, voll in Anspruch nehmen. Also ein nicht gerade elegantes Manöver. Der Busfahrer regte sich sehr auf, schimpfte lautstark und redete von einem Monat Fahrverbot. Das erschien mir doch stark übertrieben, dachte ich doch nur an das Vergehen "Fahren über den Bürgersteig". Er aber sagte mir, das eigentliche Fehlverhalten des Fahrers bestand im schnellen Vorbeifahren an einem Bus mit eingeschaltetem Warnblinker. Und tatsächlich ergab eine kurze Google-Suche, dass er Recht hatte. Denn an einem (Schul-)Bus mit eingeschaltetem Warnblinker hätte der Fahrer allerhöchstens im Schritttempo vorbeifahren dürfen. Das gilt übrigens auch für den Gegenverkehr! Das bedeutet, dass man mit einer Fast-Vollbremsung des Vordermannes rechnen muss, wenn auf der anderen Straßenseite ein Bus mit Warnblinker steht. Es ist allerdings zu bezweifeln, dass irgendjemand diese Verkehrsregel kennt … TÜV geprüft16.12.2006, Kilometer: 33.787 Endlich mal wieder ein Abschnitt, der nicht nur indirekt mit meinem Wagen zu tun hat. Er musste zum TÜV, aber wie nicht anders zu erwarten, gibt es dazu nicht viel zu sagen: Morgens gebracht, mittags abgeholt. Allerdings nicht bei Mercedes, sondern bei ATU. Die Filiale ist in der Nähe von meinen Eltern, sodass mich mein Vater hin- und zurück kutschieren konnte. Das dazu. Wer war das, ich?21.12.2006, Kilometer: 33.892 Es gibt ja so Tage, die fangen schon schlecht an. Ich musste heute morgen feststellen, dass dieses so ein Tag sein würde. Als ich morgens noch kurz zum nahegelegenen EDEKA fuhr und nach meinem Einkauf auf die Beifahrerseite meines Wagens zu ging, entdeckte ich einige leichte Kratzer am hinteren Radkasten. Da ich mich dem Wagen sonst nur von der Fahrerseite her und/oder im Dunkeln nähere, konnte ich schwer sagen, wie lange diese Kratzer schon existierten. Ich ließ die letzten Tage Revue passieren und kam zu der Erkenntnis, dass die Kratzer am Vortag entstanden sein mussten, denn vor zwei Tagen war ich abends mit einem Bekannten unterwegs gewesen, und ihm wären die Kratzer auf der Beifahrerseite sicherlich aufgefallen. Und gestern war ich nach der Arbeit noch auf Einkaufstour, sprich auf vielbefahrenen Parkplätzen unterwegs gewesen. Blieb noch die Frage zu klären: Wie waren die Kratzer entstanden? Hatte mich jemand beim Einparken gestriffen? Oder war ich selbst der Bösewicht? Allerdings konnte ich mich an keine "Feindberührung" erinnern. War meine Wahrnehmung durch den Weihnachtsstreß beeinträchtigt gewesen? Ich wusste es nicht. Also beschloss ich, den Fall zu den Akten zu legen. Allerdings nicht im üblich Sinne, sondern in dem Sinne, dass ich den Fall aktenkundig machen wollte. Ich fuhr zur nächstgelegenen Polizeiwache und schilderte meine Situation. Ein Polizeibeamter kam mit zum Wagen und begutachtete die Kratzer. Er kam zu zwei Erkenntnissen. Erstens: Die Kratzer waren nicht sehr alt, weil der aufgerauhte Klarlack noch weiß, also unverschmutzt war. Zweitens: Mein "Unfallgegner" konnte seiner Meinung nach kein anderes Fahrzeug gewesen sein, weil die Kratzer sich über einen weiten Bereich (von oben nach unten gesehen) erstreckten und keinerlei Lackspuren zu sehen waren. Er tippte auf einen Pfeiler (Metall oder Holz), den ich wohl touchiert haben musste, ohne es zu merken. Aus diesem Grund gab er dem Fall bei der Aufnahme in den Rechner auch ein neutrales "A"-Aktenzeichen und kein "V" für Verkehrsunfall. Damit war der Fall für ihn erledigt. Und ich muss mir wohl Gedanken über meine sensorische Wahrnehmung machen … Noch am selben Tag versuchte ich, die Schäden dadurch zu reduzieren, dass ich die Kratzer mit der Reinigungspolitur beackerte, die ich schon einmal eingesetzt hatte. Der Erfolg hielt sich in Grenzen:
Abschließend muss ich feststellen, dass die Kratzer zwar nur den Klarlack beschädigt haben, aber das sie doch zu gravierend (im wahrsten Sinne des Wortes) sind, als dass man sie einfach so wegpolieren könnte. Aber jetzt kommt erst einmal Weihnachten und da schließt sich der Kreis (und damit dieser Monatsbericht): Wir feiern Weihnachten in der Sternenbrücke! |