Meine Reise in die Ukraine16. bis 29.05.2015, Kilometer: 49.180 bis 53.980. Im Frühjahr jedes Jahres steht seit zehn Jahren für mich eine Reise in die Ukraine an, die ich mit meinem jeweiligen Fahrzeug absolviere. Über die letzte Reise in 2014 habe ich vor einem Jahr berichtet. In diesem Jahr fuhr ich nicht wieder allein, so dass Gepäck für zwei Personen unterzubringen war. Außerdem wurde eine große Reisetasche mit Geschenken benötigt, denn in der Ukraine besuche ich regelmäßig viele Familien, deren chronisch kranke Kinder unser Verein "Kinder von Tschernobyl e.V." aus Kierspe bei der Beschaffung von Medikamenten unterstützt.
Dazu kommen Treffen mit vielen Mitarbeitern unserer ukrainischen Partner, die unsere deutsche Hilfe dort vor Ort umsetzen, ohne selbst davon zu profitieren. Sie arbeiten genauso ehrenamtlich wie wir und in mehr als zwanzig Jahren der intensiven Zusammenarbeit sind wir enge Freunde geworden. Da sind kleine Geschenke wie deutscher Kaffee oder Aldi-Schokolade verbindende Nettigkeiten. Aber sie brauchen Platz im Auto. Beladung des Fahrzeugs Ich versuche möglichst alles Gepäck im Kofferraum unterzubringen, damit wenig Anreiz erkennbar wird, das Auto auf Parkplätzen unautorisiert zu öffnen. Ich hatte im ersten Bericht im Dezember 2013 bereits zu meiner Entscheidung für den Tiguan gesagt, dass ich auf einen großen Kofferraum Wert lege und dass dieser mir beim Tiguan etwas klein erschien. Da sich aber die Rücksitze mit der Lehnenneigung und in ihrer Position verstellen lassen, hoffte ich damit klar zu kommen. Nun stand die erste Fahrt in die Ukraine mit zwei Personen. Als erschwerend kam hinzu, dass die verfügbaren Übernachtungsmöglichkeiten für uns zwar akzeptabel waren, aber dass die Betten Matratzen mit sehr harter Oberfläche aufwiesen. Zwei Wolldecken als Unterlage reichten nicht aus, um die Nacht einigermaßen angenehm zu machen. Also nahmen wir eigene Matratzenauflagen mit, die natürlich nicht mehr in den Kofferraum passten. Daher wurden diese in Plastiksäcke gepackt und auf dem Rücksitz hinter dem Fahrersitz untergebracht. Alles andere passte aber in den Kofferraum einschließlich des Druckers und des Computers mit Scanner. Diese Sachen benötige ich vor Ort, um dort für Behörden bei Bedarf Originaldokumente erstellen zu können. Die Rücksitzlehnen wurden so steil wie möglich gestellt und die Sitze selbst etwa zehn Zentimeter näher an die Vordersitze geschoben.
Leider entsteht bei dieser Stellung der Rücksitze und ihrer Lehnen ein breiter Spalt zwischen den Sitzlehnen und der Kofferraumabdeckung. Das war bei meinen früheren Mazda 5 geschickter gelöst. Da konnte man diesen Spalt durch eine ausziehbare Plane schließen. Um den Blick in den Kofferraum durch diesen Spalt zu verhindern, legte ich eine einfarbige Wolldecke über die Kofferraumabdeckung, sodass sie den Blick durch diesen Spalt verhinderte. Aber das ist ein Behelf. In der Normalstellung der Rücksitze wird der Einblick in den Kofferraum durch eine schräge Abkantung der Kofferraumabdeckung verhindert.
Dies ist angenehm, aber diese Abkantung hat auch ihren Nachteil. Wird das Kofferraumvolumen durch Aufrichten der Sitzlehne oder Verschieben des ganzen Sitzes vergrößert, dann ragt diese Abkantung frei in den Kofferraum und reduziert so die Höhe des verfügbaren Laderaums. Das Bild zeigt im linken Teil die Ansicht durch die hintere Seitentür. Man erkennt, dass diese Abkantung in der Normalstellung der Lehne sauber anliegt und nicht stört. Man erkennt aber auch, dass sie andernfalls störend in den Raum ragt. Wird, wie im rechten Teil des Bildes gezeigt, die Kofferraumabdeckung angehoben, um besseren Zugang zum Gepäck zu haben, dann wird diese Abdeckung weiter nach unten gedrückt. Dies ist sehr störend, wenn man den Platz wirklich nutzen will. Der Fußraum hinter dem Fahrersitz diente zur Aufnahme einiger Sixpacks an alkoholfreien Getränken und darauf platzierte ich die Provianttasche. An die Strebe der Fahrerkopfstütze band ich einen Müllbeutel, sodass der Beifahrer ihn gut erreichen konnte und die Fahrt konnte beginnen. Wenn jemand in die Ukraine fährt und das in der jetzigen Situation tut, dann hat er einen wichtigen Grund. Ich organisiere die Hilfstransporte des Vereins "Kinder von Tschernobyl e.V." in Kierspe. Wir leisten humanitäre Hilfe. Da wir uns beim Langzeittest mit Autos befassen, sei dies genug. Wer mehr wissen möchte, was wir tun, der kann das auf www.kinder-von-tschernobyl-kierspe.de nachlesen. Souvenirs Ich habe von der Reise einige Souvenirs in Form von Bildern und Eindrücken mitgebracht, die sicherlich für alle interessant sind. Vorab möchte ich klarstellen, dass es als freundschaftlicher Spott anzusehen ist, wenn ich mich über einiges lustig mache. Da findet man auf dem in jede Richtung vierspurigen äußeren Ring von Kiew das nachstehende Bild.
Das ist nicht zum Lachen! Die Not in der Ukraine ist so groß, dass dieser Rollstuhlfahrer an der Ampel den kurzzeitig stehenden Verkehr nutzt, um etwas zu verkaufen oder zu erbetteln. Lustig und wirklich verrückt ist aber die Unverfrorenheit und Rücksichtslosigkeit vieler ukrainischer Autofahrer. In den letzten drei Jahren beobachte ich allerdings eine wachsende Rücksichtnahme auf Fußgänger und andere Autofahrer. Hatte man vor einigen Jahren noch den Eindruck, dass auch an Zebrastreifen Jagd auf Fußgänger gemacht wurde, so halten heute regelmäßig Autofahrer zuvorkommend an, um Fußgänger passieren zu lassen, auch wenn vom Zebrastreifen so gut wie nichts mehr zu sehen ist außer dem Schild am Straßenrand. Zunehmend lässt man auch in die Straße einfahrende Fahrzeuge passieren, ohne sie abzudrängen. ABER!!! Schauen sie sich das folgende Bild mit der Erläuterung an. Es zeigt eine typische Situation in Schegini unmittelbar vor der Grenze nach Polen. Die Straße ist die E40.
Der im Bild angeschnittene VW-Bus rechts steht auf der zweiten Spur in seiner Fahrtrichtung. Die beiden erkennbaren Spuren sind die Spuren für den Gegenverkehr. Fahrzeug 1 ist auf der Gegenverkehrsspur an der Schlange vorbei weit nach vorn gefahren und suchte ein Fahrzeug mit Platz für weitere Passagiere. Man hielt an, lud Leute und Gepäck um und verhandelte. Der Fahrer von Fahrzeug 2 kam ebenfalls auf der Gegenspur von hinten an der Schlange vorbei und hielt an, um sich nach dem Aussteigen an der Verhandlung zu beteiligen und mal eben wegzugehen, um was zu besorgen. Fahrzeug 3 hatte leider Pech und kam an dieser Stelle nicht weiter nach vorn. Tja, Fahrzeug 4 hatte noch größeres Pech, denn weil seine rechte Spur zugeparkt war und seine linke Spur vom Gegenverkehr stehenderweise in Besitz genommen wurde, ging es nicht weiter. Das ist normal in der Ukraine. Ich habe vor einem Café einen Mercedes S500 fotografiert, der unmittelbar an der Ecke der Kreuzung auf dem Zebrastreifen parkte und in zwei Straßen hineinragte. In Kiew selbst sind viele Straßenecken zu Parkplätzen umfunktioniert, selbst an beampelten Kreuzungen. Die Kreativität und Dreistigkeit tritt besonders in Stausituationen hervor. Da steht man auf einer normalen zweispurigen Landstraße im Stau und plötzlich fährt auf der Gegenspur jemand an der Schlange vorbei. Natürlich kommt Gegenverkehr und man drückt sich dann seitlich in eine halbe Lücke. Das Hinterteil des Fahrzeugs ragt heraus und die Fahrzeuge, die diesem Idioten gefolgt waren, können nicht vorbei. Also stehen nun schon zwei Spuren in eine Richtung. Auf einmal kommt rechts neben der Fahrbahn durch den Sand ein Fahrzeug gefahren und will so weit wie möglich nach vorn. Irgendwann ist das Gelände aber doch etwas zu uneben und man bleibt stehen. Es bildet sich die dritte Spur in derselben Richtung. Was nun? Ganz einfach! Man benutzt den unbefestigten Randstreifen der Gegenfahrbahn, um nach vorn zu fahren. Auch Busse fahren dort! Immer wieder wollen einzelne Fahrer aus dem Stau ausbrechen und eine Lücke im Gegenverkehr benutzen, um doch noch ein paar Fahrzeuge weiter nach vorn zu kommen. Aber natürlich ist das nur eine Lücke im Gegenverkehr und rechts und links ist alles voll. Dann steht alles bis sich ein paar noch irgendwie an die Seite gequetscht haben und der Gegenverkehr doch wieder durchkommt. Ich habe schon drei Stunden für etwa zwei Kilometer eines solchen Staus gebraucht, weil er sich auf diese Weise natürlich nicht mehr auflösen kann. Der Gegenverkehr wird aufgehalten und bildet seinerseits dasselbe Chaos auf der Gegenseite. Auf der Moskauer-Brücke in Kiew, die zweimal drei Spuren hat, habe ich Staus mit sieben Spuren in jeder Richtung erlebt, die sich auf zwei Spuren reduzieren mussten, weil der Gegenverkehr ebenfalls sieben Spuren breit war und einen Flaschenhals bildete. Allerdings habe ich den Eindruck, dass sich dies Verhalten ganz langsam ändert. Das wird aber auch Zeit!
Immer wieder sieht man unorthodoxe Lösungen im Land der orthodoxen Kirchen. Bei uns hätte diese schöne alte Kastanie weichen müssen. In diesem ukrainischen Dorf darf sie weiter ihre Blütenpracht zeigen. Wenn man sich den Rand der Straße ansieht, merkt man bereits den dörflichen Charakter. Das nächste Bild zeigt eine ganz normale Dorfstraße, denn nur die Durchgangsstraßen und die großen Sammelstraßen sind asphaltiert.
Besonders eindrücklich sind in der Ukraine die viel befahrenen Straßen, für die es kein Geld gibt, um sie gründlich neu aufzubauen. Nach dem Winter sind sie aufgebrochen und werden oft nur mit Flicken repariert. Nach dem nächsten Winter sehen sie dann wieder so aus wie auf dem nächsten Bild.
Diese Straße habe ich 15 Kilometer weit genossen. Ich konnte nur noch lachen. Mein Mitfahrer hatte danach allerdings Halswirbelprobleme. Diese Straßen sind einer der Gründe, warum ich von Mazda 5 auf Tiguan umgestiegen bin. Ich brauchte einfach eine ausreichende Bodenfreiheit. Wäre diese Straße nur aus Sand, dann könnte man bedenkenloser durch die Pfützen fahren. Aber Löcher im Asphalt sind scharfkantig und vor zwei Jahren hat mich ein solches Loch zwei Reifen auf derselben Fahrzeugseite gekostet. Also fordern solche Strecken hohe Konzentration und gleichzeitig Weitblick, um den richtigen Weg durch das Labyrinth zu finden. In der Ferne kann man sehen, dass die Fahrzeuge über die gesamte Straßenbreite kreuzen. Aber es gibt noch eine Steigerung: Umleitungen Zur Zeit wird die E40 in der Ukraine weiter ausgebaut. Da, wo sie die Umgehung einer Stadt bildet, wurde die vorhandene Straße kurzerhand gesperrt und eine Umleitung für den Gesamtverkehr eingerichtet. Diese Umleitungen führen über Straßen, die für solche Belastungen überhaupt nicht ausgelegt sind und entsprechend reagieren.
Leider bin ich erst zu spät auf den Gedanken gekommen, diese Strecke fotografisch festzuhalten. Darum habe ich die besten Stellen nicht erwischt. Solche Strecken sind einfach Abenteuer! Natürlich wird da auch überholt, wenn der Vordermann zu vorsichtig ist. Die Route Die Route verlief über die E40 bis Görlitz, dann in Polen weiter bis kurz vor Wroclaw (Breslau). Dort fuhr ich auf der E67 bis kurz vor Lodz, wo die erste Etappe endete. Am nächsten Tag fuhr ich über Radom-Lublin-Chelm zur Grenze bei Dorohusk. Diese passierte ich in etwa eineinhalb Stunden und fuhr auf der ukrainischen Seite bis Kovel, wo die zweite Etappe endete. Der dritte Tag brachte mich auf der E373 bis Malin. Dort bog ich nach Süden auf eine Landstraße ab und fuhr über Fastiv nach Bila Zerkwa, wo einer unserer Partner sitzt, der ein paar Tage zuvor einen Hilfstransport von uns empfangen hatte. Nach zwei Tagen brach ich wieder auf nach Norden und fuhr durch Kiew nach Wischgorod, wo die Staumauer des Kiewer Meeres steht. Hier arbeitet unser Hauptpartner. Ich besuchte einige Tage lang Familien auf den Dörfern. Früher verbrachten wir die meiste Zeit damit, die Adressen zu finden, denn nicht einmal die Menschen in den Dörfern selbst kennen diese. Es steht zwar an fast jedem Haus außer der Nummer auch der Straßenname, doch die Häuser in den Dörfern sind oft so weit verstreut, dass man trotzdem lange suchen muss. Seit ich aber ein Navi von Becker habe, das auch über die Karte der Ukraine verfügt, finden wir die meisten Adressen schneller. Es ist erstaunlich, welch kleine Dörfer und welche Sandstraßen darin verzeichnet sind. Da wir auf der Hinfahrt auch in der Ukraine ein kleines Stück auf der E40 fuhren und den Eindruck gewonnen hatten, dass diese Straße inzwischen gut ausgebaut ist, entschlossen wir uns, auf der Rückfahrt die Route zu nehmen, die von Kiew aus komplett über die E40 verläuft. Wir wollten den Grenzübergang bei Krakowez nehmen, um auf schnellstem Weg die super ausgebaute E40 auf der polnischen Seite zu erreichen, aber wir hatten etwas Pech. Bei Brody war der Ausbau der E40 noch in vollem Gange und wir wurden einige Kilometer durch die Stadt umgeleitet. Es war die Umleitung, die ich weiter oben geschildert habe. Außerdem war an diesem Tag ein Fußballspiel in Warschau, an dem eine ukrainische Mannschaft beteiligt war. Es waren viele Fans unterwegs und als wir an der Grenze ankamen, stand vor uns eine Schlange, die nach Schätzung der Grenzer eine Abwicklungszeit von mindestens viereinhalb Stunden allein auf der ukrainischen Seite bedeutete. Das war uns zu viel. Wir wären erst in der Nacht in ein polnisches Hotel gekommen. Also drehte ich um. Wir wollten ein ukrainisches Hotel aufsuchen, das wir bereits kannten. Der Weg dahin war allerdings die etwa 15 Kilometer lange Schlaglochstrecke, die ich ebenfalls weiter oben beschrieb. Wir kamen etwas genervt im Hotel an. Der Grenzübertritt am nächsten Morgen, den wir dann bei Schegini unternahmen, dauerte trotz der frühen Tageszeit mehr als drei Stunden. Hier hatte ich das oben beschriebene Erlebnis mit dem Verhalten der ukrainischen Fahrer vor der Grenze. Nach dem Übertritt lief aber alles wie erhofft. Die polnische Autobahn muss zwar an einigen Teilstücken bezahlt werden, aber das läuft problemlos und kostete insgesamt etwa 35 Zloty, was knapp neun Euro ausmacht. Diese letzten beiden Etappen entlang der E40 bis nach Hause liefen völlig problemlos. Es gab nur kurze Staus an Baustellen. Die Gasthöfe und Tankstellen in Polen sind sehr gut und stehen unseren deutschen nicht nach. Der Tiguan überzeugte mich mit völlig problemloser Fahrt. Ich habe getankt und bin gefahren. Das Fahrgeräusch ist so niedrig, dass man sich gut unterhalten kann und Musik hören oder Hörbücher. Der Geradeauslauf ist einfach nur super! Er begeistert mich immer wieder. Der Wagen läuft wie auf Schienen. Die Sitzposition ist sehr gut und das lange Fahren ist wirklich ermüdungsfrei. Natürlich ist man nach zwei bis drei Stunden Fahrt steif und muss seine Gelenke erst mal wieder in Gang bringen, aber das kann ich nicht dem Auto anlasten, sondern meinem Alter und dem langen Zeitraum des stillen Sitzens. Ich bin froh, dies Fahrzeug gekauft zu haben. Es ist für lange Reisen sehr gut geeignet. Zumindest gilt das bei der technischen Ausstattung, die ich mir gönnte. Ob ich den Tiguan ohne das adaptive Fahrwerk ebenso empfunden hätte, vermag ich nicht zu sagen. Verbrauch Die gesamte Fahrstrecke betrug 4.800 Kilometer. Auf der Hinfahrt bin ich bis Görlitz, also 600 Kilometer, mit dem Tempomat knapp 160 km/h gefahren außer in Baustellen und an einigen Stellen mit Geschwindigkeitsbegrenzung. In Polen fuhr ich auf der Autobahn fast überall 140 km/h mit Tempomat. Auf den Landstraßen darf man nur 90 km/h fahren. Ich hielt mich daran. In der Ukraine darf man auf der Landstraße nur 90 km/h fahren und auf der Autobahn 110 km/h. Auf diese Straßen entfiel etwa ein Drittel der Gesamtstrecke. Auf der Rückfahrt fuhr ich in Polen und Deutschland überwiegend Autobahn mit 140 km/h, wo es erlaubt war. Der sauber gerechnete Verbrauch beträgt 6,9 Liter/100 Kilometer. Die Multifunktionsanzeige zeigte 6,4 Liter/100 Kilometer an. Der Gesamtverbrauch zeigt sich über die inzwischen etwa 54.000 Kilometer wie im folgenden Bild. Er scheint sich dem Wert von 7,3 Litern/100 Kilometer sicher anzunähern.
|