Ein Anruf meines Lieblingsverkäufers unterbricht auf das Angenehmste den zäh dahin schleichenden Montagvormittag: mein Auto rollt gerade vom Hänger - eine Woche früher, als angekündigt.

Leider, so der Saab-Repräsentant, könne ich das Fahrzeug nicht sofort übernehmen. Zuerst müsse noch die Anhängerkupplung montiert, TÜV-abgenommen und eingetragen werden, außerdem wäre noch die Freisprechanlage zu installieren und zur Zulassungsstelle müsse man ja auch noch - von diversen Reinigungs- und Einstellarbeiten mal ganz abgesehen.

Aber bis Freitag vormittag wäre sicher alles fertig!

Vier Tage warten - kein Problem. Zurück an den Schreibtisch und Arbeiten! Leider stellen sich sofort gewisse Konzentrationsschwierigkeiten ein, deren Ursache eindeutig bei Auto-Taubenberger in Bad-Tölz zu suchen ist.

Doch wie sagte schon Mark Twain so treffend: "Allem kann ich widerstehen, nur nicht der Versuchung!" - mit dieser schriftstellerischen Absolution ausgestattet, setze ich mich in den Volkswagen, um das neueste Fuhrparkmitglied sofort persönlich in Augenschein zu nehmen.

Super sieht er aus - obwohl noch ungewaschen und mit hässlichen Plastikfolien über dem grauen Leder. Das "Mitternachtsblau" (dunkelblau metallic) steht dem Kombi wirklich gut: Trotz Frontspoiler, Schweller, Sportfahrwerk und breiten Reifen wirkt das Auto nicht aggressiv - nur sehr elegant!

Gerade wurde die Anhängerzugvorrichtung eingebaut - und da ist auch schon der erste kleine Wermutstropfen: Für die (abnehm- und abschließbare) AHK musste die hintere Stoßstange ausgeschnitten werden - und das, obwohl der Verkäufer das im Verkaufsgespräch auf meine ausdrückliche Frage hin verneinte! Das Loch sieht nicht so toll aus - aber Verkäufer und Monteur versprechen mir, auch dafür eine Lösung zu finden.

Die Bedienungsanleitungen (274 Seiten Auto + 124 Seiten Navi …) lasse ich mir gleich mitgeben, um die Wartezeit zu überbrücken. Also: dreimal werden wir noch wach …

Übrigens: Um mir etwaige Unannehmlichkeiten bei der Übernahme zu ersparen, werde ich am Freitag von zu Hause abgeholt und nach Bad-Tölz chauffiert!

Service-Note: 1+

21.03.2003, Kilometer: 0.

Pünktlich um halb elf steht mein Saab-Verkäufer vor der Tür. Die kurze Fahrt nach Bad-Tölz nutzt er zu einem kleinen Exkurs über die Saab Firmengeschichte und -politik.

Bei Auto-Taubenberger angekommen steht mein Auto auf Hochglanz gewienert im Showroom. Mein erster Blick gilt dem Loch in der hinteren Stoßstange. Doch von dem Ausschnitt für die AHK ist fast nichts mehr zu sehen: Ein Stück aus einer anderen Heckschürze wurde passgenau zugeschnitten, in Wagenfarbe lackiert und auf der Abdeckkappe des Kupplungszapfens befestigt. Eine praktische und optisch ansprechende Lösung!

Maßgefertigte Abdeckung für den Ausschnitt in der Heckschürze.

Herr Taubenberger erklärt mir alle wichtigen Bedienelemente und weiß auch auf Detailfragen sachkundige Antworten. Dabei spricht er typische Alltagsprobleme offen an: das zum Beispiel die Klammer für die Parkscheibe nicht für Parkzettel genutzt werden sollte, da sie die dünnen Papierstreifen nicht richtig festhalten kann und diese unweigerlich ins Niemandsland zwischen Windschutzscheibe und Armaturenbrett rutschen.

Besonders erfreulich seine praxisgerechten Ausführungen zum Navigationssystem. Nach etwa zehn Minuten ist man in der Lage das hochkomplexe System in seinen wesentlichen Funktionen zu bedienen.

Nach einem "Cappuccino" auf Kosten des Hauses (liebe Taubenbergers: hier besteht noch erheblicher Verbesserungsbedarf …) und der Erledigung des Papierkrams starten wir zur Probefahrt.

Und da passiert das Unvorstellbare: ein vorausfahrender Langholztransporter zwingt mich zum Anhalten. Hinter mir quietschende Reifen und kurz darauf Touchdown: Ein blauer Golf II ist mir links hinten ins nagelneue Auto gefahren!

Niemand wurde verletzt - und auch dem Saab ist nicht viel passiert. Ein paar Kratzer im Seitenteil und eine leicht demolierte Heckschürze. Die junge Golffahrerin war gerade auf dem Weg von der Arbeit nach Hause und geistig wohl schon im Wochenende. Ein typischer Freitagnachmittagsunfall!

Also zurück in die Werkstatt. Diagnose: die Heckschürze muss ausgetauscht und das Seitenteil neu lackiert werden.

Mein Ärger verfliegt (im wahrsten Wortsinn) auf der Heimfahrt: das Auto macht einfach zu viel Spaß, um lange schlecht gelaunt zu sein. Obwohl ich mich streng an die Einfahrvorschriften halte (nicht über 5.000 U/min während der ersten 2.000 km und nur kurzzeitig Vollgas) ist das Fahrvergnügen enorm: das tolle Fahrwerk und der mächtig anschiebende Motor lassen keinen Trübsinn aufkommen.

Übrigens: Die besagten 5.000 U/min sind auf der (freien!) Autobahn gut für 220 km/h …

24.03.2003, Kilometer: 1.000.

So, die ersten 1.000 km sind runter - Zeit für ein erstes Fazit: Bisher erfüllt das Auto alle Erwartungen. Der auch unter Last immer ruhige Turbomotor stellt ab 1.900 U/min Kraft im Überfluss bereit - mehr als ausreichend für alle denkbaren Fahrsituationen.

Dabei ist der AERO beileibe kein Raserauto: Die Fahrzeugcharakteristik lässt sich am ehesten mit "Gran-Tourismo" beschreiben - ein schnelles, komfortables und sicheres Auto für die Langstrecke.

Frontansicht meines Saab 95 Aero.
Front- und Heckansicht meines Saab 95 Aero.

Ein echtes "Highlight": das Fahrlicht! Das Xenon-Ablendlicht sorgt für taghelle Ausleuchtung der Fahrbahn - das (Halogen-) Fernlicht ist einfach überwältigend und fast schon zu hell. Angestrahlte Verkehrszeichen strahlen blendend weiß zurück …

Fahrwerk und Bremsen bieten auch keinerlei Ansatzpunkte für Kritik. Im Zuge des 2003er Facelifts wurde auch das Fahrwerk nochmals überarbeitet - es ist jetzt deutlich straffer als in den Jahrgängen zuvor. Nichts für Citroën- oder Mercedes-Fans, aber ganz nach meinem Geschmack: Ich fühle mich wesentlich sicherer, wenn mein Auto die Fahrbahnbeschaffenheit detailliert an den Fahrer weitermeldet.

Der Verbrauch liegt derzeit (laut Fahrzeugcomputer) bei 11,2 l Super plus - in Anbetracht der Motorleistung ein durchaus akzeptabler Wert, zumal ich bestimmt nicht übermäßig spritsparend unterwegs war. Laut SAAB sinkt der Verbrauch nach der Einfahrphase signifikant - na, mal sehen …

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Monatsbericht April 2003