Reise in die Ukraine
Mit frischem Öl von der vorgezogenen Inspektion und mit frisch belegten Vorderradbremsen (siehe mein Bericht vom März 2017) ging der Tiger mit mir wieder auf große Fahrt in die Ukraine. Hinfahrt Das Bild zeigt die Route von Kierspe über die A45/A1/A2/A10/A12 zum Grenzübergang in Frankfurt/Oder, von dem man nur noch Reste der Grenzanlagen wahrnimmt. Man wird wie in einer Schikane durch die Anlage geführt, aber man fährt im Prinzip einfach durch.
Über die Strecke in Deutschland brauche ich nicht viel zu erzählen, denn die Autobahn ist bekannt und die Baustellen auch. In Polen erwartet einen dann eine vorzügliche Autobahn A2. Sie ist wenig befahren, weil sie streckenweise Maut kostet. An einigen Mautstellen wird direkt die Gebühr kassiert, an anderen zieht man nur einen Beleg, den man am Ende der Strecke bezahlt. Für die Hin- und Rückreise habe ich insgesamt etwa 30 Euro bezahlt. Dafür, dass die Autobahn sehr gut ist, bin ich damit zufrieden. In Warschau verließ ich die Autobahn, um auf der polnischen Straße 17 nach Süden zu fahren. Die Straßen mit ein- bzw. zweistelliger Nummer haben etwa die Bedeutung wie bei uns Bundesstraßen. Hinter Lublin wechselte ich dann auf die 846, die vergleichbar mit unseren Landstraßen ist. Aber in Polen wird heftig an der Infrastruktur gearbeitet und somit auch an dieser Straße. Auf etwa 50 Kilometern waren alle paar Kilometer Baustellen mit Ampeln. Die Wartezeiten betrugen jeweils mehrere Minuten. Es war nicht wirklich schlimm, aber die nächsten drei Touren werde ich diese Straße meiden. Ich übernachtete in einem guten Hotel in Hrubieszow, etwa 20 Kilometer vor der Grenze zur Ukraine. Der Grenzübergang Zosin/Ustilug ist ein kleiner Übergang ohne Lkw-Verkehr. Wenn man morgens gegen acht Uhr in Richtung Ukraine an die Grenze kommt, gibt es wenig Verkehr und diesmal war ich innerhalb von nur 15 Minuten durch die Grenze. Und dann beginnt eine andere Welt! Nach dem Winter ist die Straße übersät von Frostaufbrüchen, die nur zögerlich beseitigt werden. Selbst tagsüber sollte man nicht schneller als 60 km/h fahren, zumindest bis man in der nächsten Stadt Wolodymyr Wolynskyj ist. Dahinter hat die Straße einen höheren Rang und ist etwas besser gepflegt. Zumindest sah man ab und zu einen Trupp aus etwa fünf Leuten mit einem Lkw und einem Asphaltkocher, welcher die Straße notdürftig flickte. Flicken bedeutet, dass die Straße über eine größere Strecke an den Schadstellen ausgefräst wird und dann von Hand mit Asphalt wieder verfüllt wird. Es gibt aber keine Warnschilder vor den Frässtellen. Sie überraschen einen wie die normalen Löcher. Dann auf einmal steht der Trupp mitten auf der Straße. Wenn man in Polen eine Neubau- oder Renovierungsstrecke sieht, dann hat man den klaren Eindruck, dass rasch und sorgfältig gearbeitet wird mit dem Ziel, alles komplett fertig zu machen. In der Ukraine hat man immer den starken Eindruck, dass improvisiert wird. Ab der Stadt Kowel ist die Straße M07/E373 bis Kiew in einem ausgezeichneten Zustand, weil sie für die Fußball-WM 2012 völlig neu aufgebaut wurde. Hier kann man getrost die zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h fahren. In der Ukraine In Wyschgorod angekommen, begann die übliche Arbeit mit vielen Kurzstrecken im Radius von etwa 60 Kilometern. Man bewegt sich im normalen Alltagsverkehr und hat seine vielfältigen Erlebnisse. In Kiew gibt es einen wichtigen westlichen äußeren Ring. Er ist in jeder Fahrtrichtung vierspurig ausgebaut und streckenweise ist zwischen den Fahrtrichtungen ein "Grünstreifen", also ein unbefestigter Mittelstreifen, der entweder wüst ist oder mit Bäumen bestanden, auf gleicher Höhe mit der Fahrbahn oder auch als zwei Meter tiefe Senke verläuft. Dieser Streifen wird gern genutzt, um mal eben die Fahrtrichtung zu wechseln oder um auf die andere Seite zu kommen, weil da eine Seitenstraße abgeht, die man "direkt" erreichen möchte.
Das machen nicht nur Pkw-Fahrer, sondern Lkw-Fahrer und Busfahrer. Als Deutscher kann man nur noch lachen. Das geht in der Ukraine. Man lässt die Fahrzeuge auch passieren und quer über die vier Spuren in die Seitenstraßen fahren. Im Stau geht es auch noch anders: Man kann diesen Streifen gut verwenden, um zur Gegenfahrbahn zu kommen und dort auf dem Randstreifen in der Gegenrichtung ein wenig schneller voran zu kommen.
Das machen nicht nur Pkw, sondern Lkw und Busse ebenfalls. Man glaubt sich im falschen Film. Aber es geht, und niemand regt sich auf. Irgendwann kommt auf diesem Ring eine Baustelle mit vollständiger Sperrung einer Fahrtrichtung. Wie auch bei uns üblich, wird der Verkehr auf die Gegenfahrbahn umgeleitet, die in zweimal zwei Spuren aufgeteilt wird. Während bei uns deutliche Abgrenzungen zwischen den Fahrtrichtungen vorgenommen werden, sieht das in der Ukraine etwas anders aus.
Außerdem kann man dann auch mal die Fahrtrichtung wechseln oder nach links abbiegen, wie das nächste Bild zeigt.
Wenn eine solche Maßnahme auf der Autobahn durchgeführt wird, dann gibt es nur am Anfang und am Ende eine Fahrspurtrennung und ansonsten muss man sich merken, dass mit Gegenverkehr zu rechnen ist. Wegen der fehlenden mechanischen Trennung kann man — zwar verbotenerweise — aber wunderbar überholen. In der Ukraine zu fahren ist immer ein Abenteuer. Man muss ständig voll konzentriert sein und das Fahrwerk sollte einem nicht viel übel nehmen. Man sollte tunlichst auch vergessen, dass man deutscher Autofahrer ist und die andere "Kultur" akzeptieren, ohne sie zu übernehmen. Genug gelästert! Die Ukraine ist ein wundervolles Land. Die Landschaft ist traumhaft. Die Menschen sind unglaublich gastfreundlich, ideenreich und improvisationsfähig und -freudig. Der Unterschied zwischen normal/arm und reich ist riesig und wird sehr sichtbar. Wenn man in der Ukraine nicht zeigt, dass man reich ist, dann ist man es auch nicht. Also wird der Reichtum demonstriert auf — in unseren Augen — fast lächerliche Weise. Wenn ich in die Ukraine fahre, dann habe ich allerdings die normalen bis armen Menschen im Blick, weil ich im Auftrag des Vereins "Kinder von Tschernobyl e.V." dorthin fahre, um humanitäre Hilfe zu leisten. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich auf unserer Homepage umschauen. Das ist nicht Aufgabe dieses Berichts. Rückfahrt Auf der Rückfahrt nahm ich dieselbe Route wie auf der Hinfahrt. Bei meiner letzten Tour im September 2016 (siehe meinen Bericht vom September 2016) hatte ich an der Grenze nach Polen sechs Stunden Aufenthalt gehabt. Damals war ich am Nachmittag an der Grenze angekommen und wollte noch am selben Tag rüber. Diesmal übernachtete ich kurz vor der Grenze und war am nächsten Morgen etwa halb sechs an der Grenze. Es war nur sehr wenig Verkehr. Vor mir standen zwanzig Fahrzeuge. Ich war guter Hoffnung, aber ich brauchte tatsächlich geschlagene vier Stunden. Es war nicht erkennbar, warum alles so langsam lief. Ich gewann den Eindruck, dass die polnische Seite so lange brauchte. Vermutlich sind die Grenzformalitäten der EU an ihren Außengrenzen so aufwendig geworden, dass diese langen Wartezeiten nicht zu vermeiden sind. Ich bin gespannt, wie es im Herbst bei meiner nächsten Tour aussehen wird, wenn ab Juli dieses Jahres die Visapflicht für die Ukraine entfällt und alle möglichen Leute nach Europa wollen. Dann wird man sicher an den polnischen Grenzen noch viel genauer kontrollieren und es wird noch länger dauern. Schreckliche Erwartung! Von der Grenze aus nahm ich nach Hause dieselbe Route wie auf der Hinfahrt, mit der Ausnahme, dass ich die 846 mied und lieber einen kleinen Umweg über die 74 nach Zamosc nahm, um von dort nach Lublin zu kommen. Die Gesamtfahrstrecke einschließlich der Fahrten innerhalb der Ukraine betrug etwa 4.500 Kilometer. Zum Verhalten meines Tiguan kann ich nur berichten, dass ich seinen Fahrkomfort sowie seine Zuverlässigkeit und Unauffälligkeit liebe. Leider bin ich mit dem Motorgeräusch nicht mehr so zufrieden wie vor dem Steuerungsupdate, aber das ist klagen auf hohem Niveau. Auf der Strecke ist der Tiger leise und bequem. Nur bei langsamer Fahrt und beim Beschleunigen ist er knurrig und dieselt deutlich. Wenn ich nicht solche interessanten Erlebnisse mit dem Tiger hätte, dann könnte ich nicht viel über ihn berichten. Ich denke aber, dass das für Gebrauchtwagen-Interessenten eine gute Nachricht ist. Die Ausfälle, die ich hatte, waren alle zwischen 30.000 Kilometer und 45.000 Kilometer. Vorher und nachher lief er einwandfrei und hat jetzt über 120.000 Kilometer auf der Uhr. Ich hoffe, dass es so bleibt. Wenn nicht, dann sollten die Ausfälle bitte bis Februar 2019 auftreten, denn so lange läuft die Garantieverlängerung noch. VerbrauchsangabenKilometer: 122.000. Der Verbrauch auf der Ukraine-Reise betrug genau 7,0 l/100 km. Ich war sicherheitshalber noch mit Winterreifen gefahren, denn um diese Zeit hatte ich in früheren Jahren schon mal mit Glatteis zu kämpfen gehabt. Der Verbrauch lag bei den vergangenen Fahrten immer zwischen 6,7 und 7,0 l/100 km. Zur Fahrweise auf der Reise: Auf der deutschen und der polnischen Autobahn fahre ich nach Tacho 140 km/h, was etwa 130 km/h echte Geschwindigkeit bedeutet, weil mein Tacho bei dieser Geschwindigkeit etwa 8 km/h vorläuft. In Polen und der Ukraine sind außerhalb geschlossener Ortschaften 90 km/h erlaubt, und daran halte ich mich unter Berücksichtigung der Tachovoreilung. Der Gesamtverbrauch seit dem Update der Motorsteuerung ist dem nachstehenden Diagramm zu entnehmen, das den kumulierten Verbrauch über nunmehr 30.000 Kilometer zeigt. Er ist also verlässlich.
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