Verkauft, und jetzt?Im letzten Monat schrieb ich von unserem spontanen Schnellkauf entgegen allen Grundsätzen und orakelte "was man von den Lieferfristberuhigungen erwarten darf". Hier kommt die Antwort: nichts. Den Juni habe ich damit verbracht, die Zeit bis zum Eintreffen des Wagens so angenehm wie möglich zu verkürzen. Dazu gehörten auch regelmäßige Besuche beim Händler um die Ecke, und das genaue Betrachten der Details zum Finden eigener Lösungen wie: Wo ist Platz für die Freisprecheinrichtung? Und wo kann ich GPS-Gerät und -antenne halftern? Schließlich wollte ich nicht gänzlich unvorbereitet in den Urlaub fahren. Außerdem habe ich mir für ein Wochenende ein Handbuch geliehen und genau durchstudiert, schließlich steht da immer ein bisschen mehr als im Prospekt zur genauen Technik. Mitte Juni dann ein Lichtblick: ein idaho-grüner 307 SW mit grünem Velour stand auf dem Händlerhof. Leider nicht meiner. Aber das Design: genau den persönlichen Geschmack getroffen. "Haben Sie den nicht auch so in den Farben bestellt?". Ja, habe ich. "Der ist nur von einer Woche vorher" kam die Antwort, und "machen Sie sich mal keine Sorgen, das klappt noch". Nun fiel das Warten noch schwerer. Ich begann langsam, mitzunehmendes Zubehör aus dem alten Auto auszubauen. Das hatte den TÜV mit Bravour gemeistert und wartete nun, mit zwei Annoncen in den Heckscheiben, auf einen Käufer. Am 24.6. stieg die Spannung weiter - ich könnte das Auto doch prima zum Wochenende schon gebrauchen. Um zeitlichen Problemen zuvorzukommen, parkte ich schon mal die Kröten vom Festgeld auf das Giro um und füllte die Doppelkarte aus. Die Ernüchterung … Am 25. Juni, knapp 6 Wochen nach der Bestellung, stellte ich dann die Frage: kann ich schon mal die Doppelkarte vorbeibringen? Wie ist der Stand, klappt es vielleicht schon zum Wochenende? Der Verkäufer schaute mich eindringlich an, dann suchte er die Bestellung heraus und ging sich schlau machen. Das dauerte eine Weile. Als er wiederkam, sagte er: "sieht gar nicht gut aus ". Auf konkretes Nachfassen hin offerierte er: "So wie es jetzt aussieht: In der Woche ab 23. September". Zuerst dachte ich an einen Hörfehler, aber das Nachfragen ergab: Jawohl, es stimmt so. Das war besonders unverständlich, weil nämlich nur zwei Wochen vorher das oben genannte Fahrzeug schon da war. Ich ließ mir nun das Bestelldatum zum gesehenen Idaho-Grünen nennen. Und siehe: das lag nicht eine Woche, sondern fast einen Monat vor unserem. Das Fahrzeug hatte damit eine Lieferzeit von 8 Wochen. Nur einen Monat später also sind daraus schon 19 geworden. …in größerem Ausmaß Als ich daraufhin einen Thread im Forum "Kaufentscheidung" anstieß, taten sich wahre Abgründe auf. Angaben von 6 bis 7 Monaten wurden da gemacht. Da kann ich mich ja noch glücklich schätzen, was? Ich (nicht allein) bin erbost über die Geschäftspraxis, Kunden beim Verkaufsabschluß über die tatsächlich zu erwartenden Lieferfristen so im Unklaren zu lassen. Das riecht nach Deppenkundenfang, weil manch einer zwar für ein gutes Auto zwar 6 Wochen warten will und abschließt, aber bei 20 Wochen und mehr ein früher verfügbares Fahrzeug eines anderen Herstellers genommen hätte. Verkauft? Wer von wem? Damit nicht genug: Mein Händler zeigte mir kurz - zu seiner Entschuldigung - ein internes Schreiben von Peugeot, in welchem von Lieferfristen von 6 bis 8 Wochen für meine Motorisierung und Ausstattung für Bestellungen aus Mai und Juni (!) ist. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das nur "Autos von der Stange" betrifft, während für individuelle Bestellungen ganz andere Fristen gelten sollen Mit welchen Methoden wird im Neuwagengeschäft eigentlich gearbeitet? Keine Extrawürste, bitte! Nun hatte ich auch die Idee, bei so langer Lieferfrist könne man ja noch etwas an der Wunschausstattung ändern - für unser Auto hat sich ja bislang sicher nicht mal ein Schräubchen bewegt. Laut Auskunft meines Händlers ist das zwar möglich, aber nur indem das Fahrzeug aus der aktuellen Warteschlange herausgenommen und neu konfiguriert am Ende eingesetzt werden würde. Das hieße in meinem Falle 6 Wochen umsonst gewartet zu haben und zudem eine weiter drastisch gestiegene Lieferfrist hinnehmen zu müssen - also vielleicht passend zum Urlaub im nächsten Jahr? Ich habe jedenfalls ein Schreiben an Peugeot geschickt, das ich in Auszügen unten zitiere. Auf die Antwort bin ich sehr gespannt und werde sie wenn möglich in einem folgenden Monatsbericht auszugsweise kundtun. Das Resümee Für uns heißt es nun: Rüsten zum Urlaub mit der guten alten Familienkutsche. Ade, du Traum vom gekühlten Urlaub Und was dummerweise wieder für Peugeot spricht: Der 307 SW ist ein Auto, auf das es sich bei reiflicher Überlegung auch vier Monate zu warten lohnt, oder? Post an Peugeot vom 27.6.02 "Sehr geehrte Damen und Herren, ist Peugeot Deutschland daran interessiert, dass die Kunden zufrieden sind und Peugeot kaufen möchten? Was für eine Frage! Nun stellen Sie sich einmal vor, es gäbe Kaufinteressenten, die das Urteil von Privatnutzern mehr interessiert als die kleine Kolumne in der Fachzeitschrift XY. Klar gibt es die, und bei der Suche nach "Peugeot" und "307" im Internet sollten sie auch beim "Langzeittest" (www.langzeittest.de) landen. Dort habe ich (freudiger Hoffnung) Ende Mai mein am 16.5. bestelltes Fahrzeug eingereiht und vorgestellt. Man kann nachlesen, warum der Peugeot 307 SW im unserem Falle das Rennen gegenüber der Konkurrenz gemacht hatte, und mehr. In den Foren wird schon diskutiert, und etliche Nutzer warten auf die ersten Erfahrungsberichte Leider sieht es so aus, als müssten sie noch sehr lange warten. Denn ich bekomme mein bestelltes Fahrzeug nicht - wie beim Kauf in Aussicht gestellt - pünktlich zum Urlaub. Nein, erst auf Anfrage bequemte man sich endlich mal einen konkreten aussichtsreichen Liefertermin herauszubekommen. Das Ergebnis scheint selbst den Verkäufer etwas überrascht zu haben: Ab 23.9. Also das kann ja mal vorkommen, dass man sich ein bisschen verkalkuliert bei dem Ansturm. Nur dass am Ende der zum Verkaufstermin in Aussicht gestellten 6 Wochen Lieferfrist jetzt plötzlich noch einmal 13 Wochen bis zum neuen Fahrkomfort abzuwarten sein sollen, das dürfte selbst dem dümmsten Kunden nicht mit "verkalkuliert" unterzujubeln sein. Vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass in diesem Falle wider besseres Wissen falsche Versprechungen gemacht wurden mit dem Ziel, eine Leistung (hier: eine Bestellung) zu erschleichen. Anderswo nennt man so etwas Betrug. Ich muss vermuten, dass mir beim Abschluß des Kaufvertrages keine zu erwartende Lieferfrist, sondern die Wartezeit der momentan ausgelieferten Bestellungen genannt wurde (absichtlich? versehentlich? mit bestem Gewissen? Ich habe Anhaltspunkte dafür, dass selbst den Händlern falsche Informationen gegeben wurden). Jedenfalls ist das ein feiner Unterschied, und ein gemeiner dazu, wenn die Zahl der Neubestellungen weit über der Produktionskapazität liegt. Damit hat man mich geködert, und ich habe in gutem Glauben und Vertrauen an die seriöse Geschäftspraxis eines namhaften europäischen Autoherstellers gehandelt. In der Aussicht auf eine baldige Lieferung habe ich mich sogar mit einem absolut unterdurchschnittlichen Neuwagenrabatt begnügt. Nun sieht man einmal mehr, wie weit man damit kommt. Es war mein erster Neuwagenkauf. Wahrscheinlich ist es auch der Letzte. Unsere Entscheidung war eine schnelle Entscheidung (vom ersten Kennenlernen über Probefahrt bis zum Vertrag brauchte es ganze drei Tage). Getroffen wurde sie eindeutig in der Hoffnung, nach 10 eigentlich zufriedenen Jahren mit einem zuverlässigen Auto in diesem Sommer endlich nicht mehr schwitzen zu müssen. Wenn der Wagen kommt, ist die Zeit für entspannte Familien-Ferienausflüge erst einmal gründlich vorbei. Eine Klimaanlage brauchen wir dann nicht mehr, Unabhängig davon bleiben Fragen offen, die ich Ihnen zur Beantwortung anheim stelle:
Ich weiß noch nicht, wie ich mich entscheiden soll. Ein Ersatzfahrzeug mit ähnlicher Ausstattung und Farbe hätte ich ja sofort genommen, aber angeblich ist keines verfügbar. Vom Vertrag zurücktreten, und vielleicht auf die ersten Jahreswagen im nächsten Jahr warten? Einen Lieferzeitraum erst im nächsten Frühjahr vereinbaren? Oder einfach nur tatenlos abwarten, ob das Auto vielleicht doch eher - oder noch viel später kommt? Was würden Sie mir vorschlagen? Darauf und auf die Anworten zu meinen Fragen bin ich doch sehr gespannt. Und seien Sie versichert: Die Leser des "Langzeittests" sind es auch." |