Post, Urlaub, Rückzieher - oder doch nicht? Post von Peugeot!
Im Junibericht habe ich von meinem Schreiben an Peugeot Deutschland wegen der Lieferfristverzögerungen berichtet. Nach etwa 10 Tagen erhielt ich Antwort, die ich hier auszugsweise zitieren möchte:
Peugeot Deutschland antwortet
" …Wir können Ihre Reaktion und Verärgerung aus Ihrer Sicht gesehen durchaus verstehen.
Sie können sicher sein, dass es uns nicht gleichgültig ist, wenn unsere Kunden länger als erwartet auf ihr neues Fahrzeug warten müssen. Die Produktionskapazität für dieses Modell ist, aufgrund der europaweiten, enorm hohen Anfrage, derzeit ausgeschöpft.
Eine Maxime des Fahrzeugherstellers AUTOMOBILIES PEUGEOT S.A., Paris, besagt jedoch, "Qualität vor Quantität". Wenn dazu einmal etwas mehr Zeit benötigt wird, sind wir davon überzeugt, dass dies auch im Interesse des Kunden liegt.
Zu Ihrer Information möchten wir noch ausführen, dass Ansprechpartner zur Bestell- und Liefersituation ausschließlich die Vertragshändler vor Ort sind. Diese bestellen die Neufahrzeuge online direkt beim Hersteller und wieder online vom Hersteller erhalten sie die Information, wenn das jeweilige Fahrzeug produziert ist und zum Transit bereit steht. bei den im Kaufvertrag angegebenen Lieferterminen handelt es sich um unverbindliche Angaben unsererseits gegenüber dem Handel.
Wir hoffen, mit unseren Ausführungen die Liefersituation etwas transparenter dargestellt zu haben und würden uns freuen, wenn Sie bis zur Lieferung Ihres Peugeot 307 SW noch etwas Geduld aufbringen könnten.
"
Was mir dazu einfällt
Nicht gleichgültig: Was kann Peugeot-Vertretung Deutschland denn noch tun außer ihre Kunden zu bedauern? Ich hatte in meinem Originalschreiben recht deutlich zu verstehen gegeben, dass ich im Gegenzug für eine schnelle Ersatzlieferung gewisse Kompromisse in der Ausstattung hinzunehmen bereit war. Einzig mein Händler direkt hat sich bemüht, eine Ersatzlieferung hinzubekommen, aber ohne Aussicht auf rechten Erfolg.
Qualität vor Quantität: Lobenswert, wenn die Produktion nicht auf Kosten der Qualität heraufgefahren wird. Dies aber als Entschuldigung für eine etwas verfehlte Bestell- und Produktionslogistik hinzustellen ist etwas - unpassend, vorsichtig formuliert.
Etwas mehr Zeit: davon habe ich andere Begriffe: Wie im Forum nachzulesen ist, bekommt ein Teil der Käufer seine Fahrzeuge innerhalb der sechs bis acht beim Kauf versprochenen Wochen, die anderen müssen das zweieinhalb bis dreifache warten. Etwas zu viel mehr Zeit. Und: Ein "dazwischen" gibt es offensichtlich nicht.
Weiterhin befremdet, wie man sich zum einen aus dem Liefer- und Bestellvorgang heraushält, andererseits aber Lieferfristparolen an die Händler herausgibt. Die Tätigkeit diesbezüglich reduziert sich also auf das Herausgeben (offensichtlich) geschönter Lieferstatistiken?
Nein, meine Damen und Herren von Peugeot, transparenter ist dadurch nichts geworden
und die Geduld ist nicht besser geworden. Lohnt es sich, darauf zu antworten?
Urlaub gut überstanden
Nachdem sich Peugeot außerstande sah, uns pünktlich mit einem adäquaten Fahrzeug zu beliefern, mussten wir unser gutes altes Familienauto erneut bemühen. Es hat uns weitere 2.500 km über Berg und Tal nach Italien und zurück gefahren, wobei wir alle Passfahrten und Ausflüge mit einem Verbrauch von nur 6,2 l/100 km bewältigt haben und der Diesel sich aufs Neue als exzellenter Bremsenschoner bewährt hat. Die langen Autobahnfahrten waren hingegen eine Qual für meinen Gasfuß. Das Konstrukt MP3-Player und Kassettenadapter hat sich ebenfalls als lästig erwiesen.
Wir haben also nicht richtig bestellt. Das neue Auto hätte lieber noch einen Geschwindigkeitsregler bekommen sollen, zumal der seit 1.7. auch für unser Fahrzeug verfügbar ist. Hinsichtlich des Radios hatte ich schon vorher eine salomonische Lösung mit meinem Händler erhandelt, um die Auslieferung nicht weiter zu verzögern und doch noch in den Genuß eines MP3-Gerätes zu kommen. Den Lenkradsatelliten halte ich übrigens für verzichtbar, so optimal wie das Radio platziert ist. Aber noch gravierender stellte sich die Frage, ob wir nicht doch einen Diesel hätten nehmen sollen?
Den ganzen Urlaub über haben mich die Fragen beschäftigt. Eine Änderung der Ausstattung wäre praktisch mit einer erneuten Bestellung gleichzusetzen, da die Fahrzeuge ja nach einer Änderung offensichtlich an das Ende der Warteschlange gestellt werden. Und außerdem - das alte Auto hat sich neun Winter lang bewährt, ist bei jedem Wetter verlässlich gelaufen und mit den guten Winterreifen auch erfreulich durch Eis und Schnee zu manövrieren gewesen; zudem ist es gut "in Schuss". Zum neuen Peugeot müsste ich dann auch bald neue Winterreifen ordern, denn ohne durch den Winter fahren zu müssen, ist bei der neuerdings eingerissenen Rechtssprechung, einem Unfallbeteiligten ohne Winterreifen generell einen Schadensanteil zuzusprechen, zu einer Miniaturausgabe von Russisch Roulett geworden - das Risiko steht fast in keinem Verhältnis mehr zu den nötigen Sicherungsausgaben. Aber woher nehmen - die Kassen wären dann schon ziemlich leer, und das kurz vor Weihnachten
Rückzieher - oder lieber doch nicht?
Am 22.7. habe ich dem Händler gegenüber meinen Rücktritt von der Bestellung erklärt. Der wurde erfreulich problemlos angenommen. Zwei Tage später erhielt ich einen freundlichen Anruf mit einem zusätzlichen Rabattangebot, falls ich es mir doch noch anders überlegen würde. Das Angebot war so gut, dass es sich vor den führenden Prozenten im Diskussionforum nicht zu verstecken braucht - "Sie können es sich ja noch mal überlegen!" Vernunfttreu habe ich mich zunächst weiterhin gegen das Auto gestellt.
Aber mit jedem neuen positiven Test, mit jeder enthusiastischen Äußerung eines frischgebackenen SW-Fahrers wurde die Qual größer. Die Diskussion um die richtige Motorisierung wurde erneut entfacht, ohne jedoch neue Erkenntnisse zu zeigen: Der Benziner bleibt die erste Wahl. Bekannte zur Meinung befragt: Autokauf ist Herzenssache: Wenn man sich entschieden hat, sollte man dabei bleiben. Habe ich also richtig gehandelt? Der Kopf sagt Ja, das Herz sagt: Du geiziger Blödmann. Dann traute ich mich ins Autohaus und fragte, ob die Bestellung wirklich schon gecancelt ist. "Sie können Nein sagen, aber wir werden die Bestellung natürlich nicht canceln, den werden wir garantiert los, wir müssen doch froh sein über jeden SW den wir kriegen!" Na dann
"Überlegen Sie sich’s noch mal, unser Angebot steht." Was gibt’s denn da eigentlich noch zu überlegen? Winterreifen? Millionen fahren ohne! Der Geschwindigkeitsregler? An mindestens 355 von 365 Tagen im Jahr wurde er eigentlich nie vermisst. Millionen fahren ohne. Kann man den nicht vielleicht doch nachbestellen? Oder preisgünstig nachrüsten? Derzeit müht man sich eifrig, das herauszubekommen. Also wenn das kein Service ist! Die Überzeugungsarbeit in der Familie ist fast beendet. Erfolgreich
Außerdem zeigte mir der Händler stolz einen Zeitungsartikel: Peugeot arbeitet in der 7-Tage-Woche. Na, wenn das keine Engpässe abbauen hilft - muss ich doch gleich mal nachfragen lassen, ob das Auto nicht doch eher zu bekommen ist!
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