Änderungen in den Typklassen.

Änderungen in den Typklassen

Ich hatte schon beim Kauf meines Autos befürchtet, was jetzt grausame Wirklichkeit geworden ist:

Die Typklassen (und somit die Versicherungsprämien) meines Mondeos steigen dramatisch an!

KFZ-Haftpflicht: von Klasse 16 in Klasse 18 (zwei Klassen höher!)
Vollkasko: von Klasse 13 in Klasse 18 (fünf Klassen höher!)
Teilkasko: Unverändert in Klasse 30.

Insbesondere die Steigerung der Vollkaskotypklasse führt zu einer Prämiensteigerung von etwa 30%. Die ursprüngliche Einstufung in die Klasse 13 war meines Erachtens von vornherein viel zu niedrig. Wenn man mal als Referenz vergleichbare Konkurrenzmodelle oder Vorgängermodell betrachtet wird dieser Verdacht erhärtet (Typklasse vor 1.10.2002):

Es ist übrigens kein Einzelfall, dass insbesondere die Ersteinstufung neuer Modelle zu niedrig erfolgt, was zu deutlichen Erhöhungen nach Ablauf eines Jahres nach sich zieht.

Wer sich mit dem Thema näher beschäftigen möchte, dem sei nachfolgend mal ausführlich erklärt, wie jedes Auto zu seinen Typklassen kommt:

Das Kraftfahrtbundesamt unterscheidet mehr als 9.000 Automodelle, wobei jede Variante durch die Hersteller- und Typschlüsselnummer (HSN/TSN) eindeutig identifiziert werden kann. Entsprechend dieser Systematik können alle Schäden eines Fahrzeugmodells aus der Gesamtstatistik der Autoversicherer herausgefiltert und präzise zugeordnet werden, wobei in der KFZ-Haftpflicht die Schäden der jeweils letzten drei statistisch erfassten Jahre - das waren insgesamt 35 Millionen - herangezogen werden, in Kasko jeweils nur ein Statistikjahr. Aus den bei einem Unfall oder sonstigen Schadenfall entstandenen Kosten (Schadendurchschnitt) und der Anzahl der Unfälle (Schadenhäufigkeit) wird dann für jedes Fahrzeugmodell der sogenannte Schadenbedarf ermittelt. Das ist der Anteil der Versicherungsprämie, der erforderlich ist, um alle Schäden zu bezahlen, die mit diesem Modell verursacht werden.

Dieser individuelle Schadenbedarf eines bestimmten Autotyps wird anschließend in Relation zum Schadenbedarf aller am Markt befindlichen Pkw gesetzt. Daraus ergeben sich Indexwerte, nach denen das Fahrzeug in eine der 16 Haftpflicht- oder 31 Kaskotypklassen eingestuft werden kann.

Bei manchen extravaganten Motor- oder Karosserievarianten eines Autotyps, die nur in geringen Stückzahlen am Markt sind, ist diese Berechnungsmethode aus statistischen Gründen allerdings nicht anwendbar. Solche Modelle eines Herstellers werden deshalb zu sogenannten Konstruktionsgruppen zusammengefasst. Gleiches geschieht mit baugleichen Fahrzeugtypen.

Weil für ganz neue Fahrzeugmodelle natürlich noch keine Erfahrungen über die Schadenhäufigkeit und die Durchschnittshöhe eines Schadens vorliegen können - benötigt werden zur sicheren statistischen Berechnung einer Haftpflichttypklasse mindestens 11.000 versicherte Fahrzeuge, in Teilkasko 2.400 und in Vollkasko 2.000 -, wurde hierfür ein spezielles Ersteinstufungsverfahren entwickelt. Dabei wird das KFZ-Schadenbüro des Gesamtverband der Versicherer (GDV) von den Herstellern, Importeuren oder dem Kraftfahrtbundesamt über diese neuen Modelle informiert. Nach der Begutachtung der neuen Typen durch diese Einrichtung mit drei Mitarbeitern erarbeitet eine regelmäßig tagende Klassifizierungskommission, der neben dem GDV-Schadenbüro zwei weitere Vertreter aus der Versicherungswirtschaft angehören, sowie der Treuhänder, die C+L Deutsche Revision in Hamburg als Nachfolgerin des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen (BAV) in diesem Bereich, ihre Einstufungsvorschläge.

In Haftpflicht und Teilkasko werden dazu Werte der Vorgängermodelle oder vergleichbarer Autos von Wettbewerbern herangezogen. In der Vollkaskoversicherung werden darüber hinaus auf der Basis eines vom Hersteller durchzuführenden Reparaturcrashs die notwendigen Arbeiten und Ersatzteile ermittelt, die erforderlich sind, um das Fahrzeug wieder einwandfrei herzustellen.

Die Gesamtkosten der Reparatur setzen sich aus den Einzelschäden aus Front-, Seiten- und Heckcrash zusammen, wobei das Verhältnis dem tatsächlichen Unfallgeschehen auf der Straße nachgebildet wurde. Frontschäden gehen deshalb mit einer Gewichtung von 54 % in die Berechnung ein, Seitenschäden mit 16 % und Heckschäden mit 30 %. Zusammen mit der vom Vorgänger- oder Konkurrenzmodell abgeleiteten wahrscheinlichen Schadenhäufigkeit kann danach der Schadenbedarf ermittelt und so das neue Modell eingestuft werden. Diese Entscheidung trifft dann letztendlich der Treuhänder.

Diese eklatante Steigerung findet allerdings nicht bei allen Motorvarianten statt: