Vorspiegelung
Manchmal sieht man sein Auto wie mit anderen Augen, zum Beispiel in der Heckklappe eines Golfs.
Durch die spezielle Formgebung dieses "Spiegels" ergab sich ein neues Gesicht meines Tiguans und da ich ziemlich mittig hinter dem Golf anhielt, saß sogar das VW-Emblem fast an der richtigen Stelle. Vielleicht ist das ja ein neuer Designvorschlag für ein nächstes Facelift. Ukraine-ReiseSeptember 2018 Mitte September brach ich wieder zu einer Reise in die Ukraine auf. Da um diese Jahreszeit die Tage nicht mehr so lang sind wie im Mai, wählte ich eine Route, bei der die Tagesetappen früher endeten.
Hinfahrt Wegen der vielen Baustellen auf der A45 in südlicher Richtung wählte ich wieder die Route über die A44 Richtung Kassel, dann über die A7 und A38 Richtung Leipzig und weiter auf der A14 zur A4 und schließlich nach Görlitz zur Grenze nach Polen. Diese Autobahn heißt auch in Polen A4 und brachte mich bis hinter Tarnow. Ab dort ging es dann über die Landstraße weiter nach Zosin, einem kleinen Grenzübergang zur Ukraine. Der Grenzübertritt in die Ukraine vollzieht sich stets in überschaubarer Zeit. Diesmal war ich wieder vor acht Uhr an der Grenze und brauchte nur eine gute halbe Stunde. Das ist völlig in Ordnung. In der Ukraine empfing mich natürlich wieder die ukrainische Wirklichkeit, nämlich der Zwang mich die nächsten knapp 100 Kilometer nicht schneller als 60 km/h zu bewegen, weil die erheblichen Straßenschäden immer so überraschend auftauchen, dass man heftig bremsen muss und das Lenkrad verreißen, um noch ausweichen zu können. Besonders bei schönem Wetter, welches ich auf meinen Ukraine-Reisen fast immer habe, bewirken die Schatten der Bäume und Sträucher am Straßenrand, dass man die Fahrbahnschäden bestenfalls im letzten Augenblick erkennt. Es ist also ständig hohe Konzentration erforderlich. Nach den ersten 100 Kilometern hatte ich die M07 erreicht, welche gleichzeitig die E373 ist und für die Fußballeuropameisterschaft 2012 komplett neu aufgebaut worden war. Sie stellt die Hauptverbindung zwischen Warschau und Kiew dar. Bisher ist sie noch in gutem Zustand, aber die ersten Löcher zeigen sich bereits. Normalerweise wartet man in der Ukraine so lange, bis sich die Reparatur "lohnt", das heißt, dass die Straße eigentlich wieder neu aufgebaut werden müsste, aber es erfolgen dann nur Flickarbeiten, die jedes Jahr erneuert werden müssten … Fahrten in der Ukraine Die Fahrten innerhalb der Ukraine sind der Hauptgrund dafür, dass ich meinen Tiguan gekauft habe.
Die Ukraine hat viele Gesichter. Wofür ich mich hauptsächlich interessiere, das sieht aus wie auf dem obigen Bild. Aber es gibt genauso Bilder wie das nächste.
Beides ist die Ukraine und alles gehört zu ihr: der Prunk und das Schöne, die Armut und dagegen der Protz der Superreichen. Mein Tiguan bekommt eher die Abseiten der Ukraine zu sehen. Die Zufahrtstraßen und die Hauptstraßen der Dörfer sind zwar asphaltiert, aber die Nebenstraßen und die Straßen an den Dorfrändern fordern meinen Tiger mit seiner Geländegängigkeit und seiner hohen Bodenfreiheit. Seit ich ihn fahre juchzen zwar meine Mitfahrerinnen wegen der Schaukelei, aber aufgesetzt habe ich nicht mehr wie noch zuvor häufig mit meinem Mazda 5. Rückreise Die Rückreise verlief im Prinzip wie die Hinreise. Die Route war fast identisch bis auf einen kleinen Unterschied in Ostpolen. Ich hatte die erste Übernachtung in Wolodymyr-Wolinskyj eingelegt und fuhr kurz nach vier Uhr morgens los zur Grenze nach Polen, natürlich ohne Frühstück. Für den Grenzübertritt brauchte ich volle 330 Minuten! Die Grenze in die EU ist unfassbar, was ihre Abwicklungszeit betrifft. Es sind nicht die ukrainischen Behörden, welche diese lange Wartezeit verursachen, es sind die europäischen Behörden! Nach fünfeinhalb Stunden an der Grenze fahre ich natürlich anschließend nicht mehr so weit. Also machte ich den nächsten Stopp in Sandomierz, einer wunderschönen und sehr alten Stadt. Zum Fahren bin ich zu kaputt, aber bei schönem Wetter durch die frische Luft eine solche Stadt zu entdecken, das geht gut. Der weitere Rückweg verlief genau wie der Hinweg, allerdings mit versetzten Orten für die Pausen und Übernachtungen. Auf diese Weise sieht man immer wieder mal etwas Neues unterwegs und entdeckt schöne Gegenden und Städte. Sandershausen am Harz zum Beispiel gehört dazu. Bewertung meines Tiguans auf der Reise Über meinen Tiguan bin ich sehr froh. Ja, er hat eine Menge Ausfälle und Schäden gehabt, die aber nur einmal zum überraschenden Ausfall geführt hatten und ansonsten per Garantie abgearbeitet wurden. Das werde ich am Ende meines Berichts in einer Zusammenstellung auflisten. Wenn ich aber mit ihm unterwegs bin, dann bin ich sehr zufrieden. Die langen Strecken, die ich oft zurücklege, kann ich fast ermüdungsfrei fahren. Das Fahrgeräusch und der Fahrkomfort sind für mich wirklich sehr gut. Er hat mich nie im Stich gelassen. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass er alt geworden wäre, obwohl er inzwischen die 170.000 auf dieser Reise überschritten hat. Ich habe nicht die Befürchtung, dass ich die nächsten Reisen in die Ukraine nicht mehr mit ihm antreten kann. Es gibt sicher bessere Autos und bequemere, aber die kosten deutlich mehr und ich vermisse sie nicht. 180.000er InspektionKilometer: 177.400. Beim Kilometerstand 177.400 brachte ich mein Auto zur Inspektion. Kurz vor einer früheren Ukaine-Reise war ich frühzeitig zur Inspektion gefahren, um durch die Reisekilometer nicht zu weit über den korrekten Zeitpunkt hinauszukommen. Da das Inspektionsintervall fest auf 30.000 Kilometer eingestellt ist, muss ich seitdem immer etwas früher als zu vollen 30.000er Zahlen zur Inspektion. Ich will VW keinen Anlass geben, eine evtl. erforderliche Garantieleistung zu verweigern. In zwei Monaten ist die verlängerte Garantie vorbei und dann werde ich das Intervall wieder anpassen, zumal dann etwas teurere Ersatzteile erforderlich werden, wie der Zahnriemen und die Wasserpumpe. Das ist aber Routine. Bei der Service-Annahme machte ich den Meister auf die hinteren Lager des Querlenkers aufmerksam, weil mir die versprödet erschienen. Er bestätigte, dass die auf Garantie ausgewechselt werden müssen. Ich ließ das Fahrzeug bis zum Folgetag in der Werkstatt, weil die erforderlichen Arbeiten nicht am selben Tag erledigt werden konnten. Nachfolgend zeige ich die Kostenaufstellung:
Das Ersetzen der hinteren Bremsen habe ich bezüglich der Arbeitskosten nur als eine Position aufgeschrieben. Eigentlich setzt sich diese Position aber aus mehreren zusammen und das finde ich sehr interessant, denn es gibt eine Position für das Aus- und Einbauen der Bremsscheiben und eine weitere Arbeitsposition für das Ersetzen der Bremsscheiben. Beide kosten ohne MwSt 11,50 Euro. Wird da der Gang ins Lager bezahlt, um die Bremsscheiben zu holen? VerbrauchsdatenKilometer: 177.000. Ich habe in der letzten Zeit vermehrt Spaß daran gefunden, noch sparsamer zu fahren. Das erfordert aber ständige Konzentration und bewusstes Fahren, denn man muss den Freilauf und den Schubbetrieb sowie die Beschleunigungsphasen und -stärken bewusst berücksichtigen. Ich bin also inzwischen auf kumuliert 7,1 Liter/100 Kilometer heruntergekommen. Ich werde den Verbrauch wahrscheinlich auch noch auf 7,0 Liter/100 Kilometer drücken können, aber den im Prospekt angegebenen Wert von 6,0 Liter/100 Kilometer für den kombinierte Fahrbetrieb werde ich auf keinen Fall erreichen. Das ist absolut illusorisch. Dabei fahre ich weit überwiegend solche Streckenlängen, dass der Motor wirklich warm wird.
Ich hoffe sehr, dass die neuen Messvorgaben für die neuen Modellfreigaben aussagefähigere Verbrauchswerte ergeben, die man im normalen Betrieb erwarten kann. Zusammenfassende Bewertung meines TiguansKilometer: 178.000. Da die verlängerte Garantie in zwei Monaten abläuft, möchte ich meinen Langzeittest damit beenden. Ich werde den TÜV-Besuch noch kurz vor dem Ablauf absolvieren, um etwaige Auffälligkeiten noch über Garantie abwickeln zu können, aber ich erwarte keine Ausfälle. Meine persönliche Bewertung des Tiguan ist zwiespältig: Hätte ich die Garantieverlängerung direkt am Anfang für 1.800 Euro nicht miterworben, dann hätte ich sehr viel Ärger mit meinem Auto gehabt, der mich auch sehr viel Geld gekostet hätte. Das will ich nachstehend aufzählen. Vom Fahrspaß, Fahrverhalten, Komfort und Zuverlässigkeit sowie Verfügbarkeit bin ich sehr zufrieden mit dem Auto. Von der Gebrauchstauglichkeit her kann ich ihn nur empfehlen, aber die Ausfälle sind erheblich und somit ist das Risiko, solche zu erleben und bezahlen zu müssen erschreckend hoch. Folgendes ist vorgefallen bzw. ausgefallen:
Anhand dieser Liste erkennt man den Sinn und Vorteil der Garantieverlängerung auf insgesamt fünf Jahre bzw. 200.000 Kilometer Fahrleistung. Diese 1.800 Euro haben sich mehrfach ausgezahlt! Von den Eigenschaften und dem Komfort meines Tigers bin ich sehr angetan und das Auto macht mir viel Freude beim Fahren. Eigentlich bin ich begeistert von ihm, wenn die Ausfälle und Schäden nicht wären. Ich hoffe, dass inzwischen alles Anfällige ausgetauscht ist. Ich befürchte allerdings, dass irgendwann die Kardanwelle wieder dran ist oder dass der Motor wegen des Skandal-Updates frühzeitig die Grätsche macht. Das wäre echt unangenehm! Ansonsten erwarte ich bei der nächsten Inspektion den Austausch der Wasserpumpe und des Zahnriemens, die dann aber auf meine eigene Rechnung gehen werden. Das gehört aber dazu. Ob ich den Tiguan oder überhaupt VW empfehlen kann? Dazu wage ich keine Aussage. Aber folgende Überlegungen können interessant sein:
Eine Empfehlung zum Kauf möchte ich nicht aussprechen. Das muss jeder anhand meiner Testberichte im Vergleich zu anderen Erfahrungen selbst entscheiden. Nicht jeder muss die Schäden haben, die mein Tiguan mir beschert hatte. Hiermit beende ich meinen privaten Langzeittest des VW Tiguan. |