Archiv VW Tiguan
Monatsberichte 2016

Monatsbericht Mai 2016


Ich habe mit dem Tiguan wieder eine große Reise gemacht und berichte darüber. Im Abgasskandal tut sich nichts Positives. Die Verbrauchswerte sind weiter stabil.

So sieht der Tiger nach 5.000 Kilometern aus. Reise in die Ukraine

Kilometer: 84.137 bis 89.032.

Wie in meinem letzten Bericht vom April 2016 angekündigt, habe ich mit meinem Tiguan wieder eine Reise in die Ukraine unternommen. Wer meine Berichte regelmäßig liest weiß, dass ich im Verein "Kinder von Tschernobyl e.V." aktiv bin und dass ich deshalb zweimal im Jahr zur Koordination der Arbeit in die Ukraine fahre. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich auf www.kvt-kierspe.de informieren.

Reiseroute

Die Reiseroute verlief von Lüdenscheid über die A45/A1/A2/A10/A12 an Berlin vorbei nach Frankfurt/Oder und dann auf der polnischen A2 (E30) weiter nach Warschau. Hinter Warschau ging es dann auf der polnischen Nationalstraße 17 (E372) nach Lublin und hinter Lublin wechselte ich auf die E373 zum Grenzübergang Dorohusk. Von da aus geht die E373 sehr gut ausgebaut als breite einspurige Straße nach Kiew. Mein Reiseziel war die Stadt Wischgorod, die nördlich von Kiew an der Staumauer des Kiewer Meeres liegt. Hier haben wir unseren Hauptpartner, über den wir unsere humanitäre Hilfe leisten.

Die ersten etwa 1.100 Kilometer der Strecke waren deutsche und polnische Autobahnen, die wirklich gut sind. Allerdings sind in Polen Mautgebühren fällig, die an Mautstellen auf der Autobahn kassiert werden. Zwischen Frankfurt/Oder und Warschau sind auf den knapp 470 Kilometern drei Zahlstellen und dort wurden uns insgesamt 17 Euro abgeknöpft. An den Zahlstellen wird der Verkehr zwar angehalten, aber alles ist perfekt organisiert. Es gibt etwa zehn Spuren und alles läuft reibungslos und ohne große Warterei. Allerdings möchte ich meinen Arbeitstag nicht in solch einem Kassenhäuschen zubringen.

Ein Mautbeleg über 18 Zloty.
Einer der Mautbelege über 18 Zloty (etwa 4,20 Euro zurzeit) für eine Teilstrecke. Fährt man von der Autobahn ab und wieder auf, fährt die Strecke also in Etappen zahlt man für dieselbe Autobahnstrecke etwa zwei Euro mehr.

Hinter Warschau war die E372 eine gut ausgebaute einspurige Straße. Die Ortsdurchfahrten haben jeweils zwei Schilder am Anfang und am Ende. Das erste und das letzte Schild sind wie in Deutschland gestaltet. Aber diese Schilder kennzeichnen nicht gleichzeitig den Beginn der geschlossenen Ortschaft. Dafür gibt es weitere Schilder.

Schild: geschlossene Ortschaft Anfang bzw. Ende.
Diese Schilder können etliche Meter innerhalb der gelben Ortsschilder stehen und erst ab hier beginnt bzw. endet der Bereich, in dem man die Ortsgeschwindigkeit von 50 km/h einhalten muss.

Auf den Nationalstraßen kann man lernen, wie Polen fahren. Die weitaus meisten fahren vorschriftsmäßig. Aber dann gibt es die "Eiligen", und das sind viele. Egal ob man LKW fährt oder PKW oder Krad, es wird überholt. Ob da jemand entgegenkommt, ist nicht so wichtig. Der kann ja auf den befestigten Seitenstreifen ausweichen.

Es ist auch üblich, dass man den Seitenstreifen befährt, wenn man nicht rasen möchte, damit alle anderen einen leichter überholen können. Tut man das nicht, dann erntet man ein Hupkonzert.

Ich fahre jetzt bereits seit mehr als 20 Jahren regelmäßig durch Polen. Ich erkenne dabei allerdings, dass sich die Verkehrsdisziplin stark verbessert hat. Noch vor zehn Jahren waren die halsbrecherischen Manöver wirklich an der Tagesordnung und prägend für den polnischen Verkehr und man sah in kurzen Abständen die Resultate in den Gräben.

Die Grenzübergänge erlebe ich in den letzten Jahren immer als übervoll. Lange Schlangen stehen davor und zwar in mehreren Reihen. Leider erkennt man erst kurz vor dem Grenzgebäude, welche Spur man hätte nehmen müssen. Noch vor wenigen Jahren wäre es fast unmöglich gewesen, die Spur noch zu wechseln, weil niemand Platz gemacht hätte. Inzwischen erlebe ich, dass die Geübten den Ungeübten rechtzeitig und freundlich helfen und sogar die anderen Fahrzeuge dirigieren um Platz zu schaffen.

Trotzdem ist es ätzend, dass man inzwischen etwa vier Stunden für die Grenze einkalkulieren muss, egal an welchem Übergang man es versucht. In der Regel komme ich am Nachmittag an der Grenze an. Jedes Mal muss ich mich entscheiden, ob ich schon recht weit vor der Grenze übernachte oder ob ich versuchen will, hinter der Grenze zu übernachten. Das erste vernünftige Hotel in der Ukraine finde ich in Kovel, etwa 60 Kilometer hinter der Grenze. Da die Ukraine die osteuropäische Zeit hat, es dort also eine Stunde später ist als bei uns, dauert die Grenze effektiv eine Stunde länger und man kommt dann erst spät abends in Kovel an. Diesmal waren die mir bekannten Hotels besetzt und ich hatte schon Sorge, im Dunklen weiterfahren zu müssen. Zum Glück wurde ich von einer Empfangsdame auf ein neues, einfaches Hotel aufmerksam gemacht, das noch Zimmer frei hatte. Sie rief dort sogar an, um mich anzukündigen.

Die restlichen knapp 500 Kilometer verliefen auf der E373 durch die Ukraine auf einer für ukrainische Verhältnisse optimalen Straße in tollem Zustand. Es begegnen einem zwar nur ab und zu mal Autos und man hat die Straße für sich allein, aber die Geschwindigkeitsbegrenzung liegt bei 90 km/h. Auf den meisten anderen ukrainischen Straßen kann man diese Geschwindigkeit kaum fahren, aber auf dieser Straße ist es fast langweilig, zumal die Landschaft völlig platt ist und Wiesen und Äcker sich mit Sümpfen und kleinen Wäldern abwechseln. Ortschaften gibt es fast keine, obwohl an der Straße einige einsame Buswartehäuschen stehen. Ukrainische Ansiedlungen sind oft Dörfer mit sehr verstreut liegenden Häusern und langen Wegen dazwischen.

Inzwischen sieht man nur noch selten die kleinen luftbereiften Panjewagen mit den schweren oder manchmal sehr schönen Pferden davor und dem Bauern oder der Bauersfamilie auf dem Wagen. Hin und wieder sitzen alte Leute oder Kinder an der Straße und bieten Fische oder Pilze feil oder selbst gefertigte Reisigbesen. Man sieht zwar weit und breit keine Ansiedlung, aber irgendwoher müssen diese Menschen ja gekommen sein mit ihren Fahrrädern.

Waren noch vor wenigen Jahren an jeder Regierungsbezirksgrenze Schlagbäume und Polizeiposten, die stichprobenweise die Fahrzeuge kontrollierten, so sieht man an diesen Stellen nur noch ganz selten Polizei. Diese Struktur ist in der Ukraine inzwischen geändert.

Die Rückreise verlief im Wesentlichen über dieselbe Strecke. Ich versuchte aber einen kleineren südlicheren Grenzübergang bei Ustilug. Auch da brauchte ich fast vier Stunden, obwohl vor der Grenze keine langen Schlangen standen und ich große Hoffnung hatte, innerhalb einer Stunde durch zu sein. Diese Hoffnung trog und ich konnte nicht erkennen, was so viel Zeit in Anspruch nahm. Man musste einfach warten. Die Abfertigung selbst schien völlig normal zu sein.

Reisegefühl

Ich bin auf der Autobahn nach Tacho maximal 140 km/h gefahren, was etwa der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h entspricht, da mein Tacho bei dieser Geschwindigkeit fast 10 km/h voreilt. Mit dieser Geschwindigkeit fahre ich immer noch schneller als die meisten anderen Reisenden, kann aber sehr gleichmäßig fahren und vermeide häufige Verzögerungen und Beschleunigungen. Der "Tempomat" bzw. offiziell die Geschwindigkeitsregelanlage ist dabei sehr von Nutzen.

Bei dieser Geschwindigkeit kann man sich sehr gut im Fahrzeug unterhalten bzw. Musik oder Hörbücher hören. Der Tiguan ist ein sehr angenehmer Reisewagen. Die Fahrwerkseinstellung bleibt auf "C", also Komfort stehen und man reist wirklich bequem.

Inzwischen habe ich den Eindruck, etwas über den Müdigkeitsassistenten gelernt zu haben. So sprach er an Baustellen an, in denen die Straßenführung mehrfach die Fahrspur wechselte, aber dabei nur die halbe Fahrspur versetzte. Der Assistent hatte wohl den Eindruck, dass ich aus Müdigkeit nicht mehr richtig geradeaus fuhr. Er regte an, dass ich doch mal Kaffee trinken sollte.

In meinen Berichten vom Dezember 2013 und Mai 2015 habe ich die ukrainischen Straßen beschrieben, die der Grund waren, mir den Tiguan zu kaufen. Ich bin auch diesmal wieder froh darüber gewesen, dass ich die Version Trend&Fun genommen hatte und keine größeren Felgen gewählt hatte. Ich habe es wieder genossen, dass der Reifenquerschnitt meines Autos ziemlich hoch ist und er bei Kanten und Löchern gute Reserve hat, bevor die Felge aufstößt.

Zwar juchzen meine Mitfahrerinnen immer wieder, wenn ich die buckeligen Dorfstraßen fahre oder schreien ängstlich auf, wenn ich durch die Pfützen mit vorher nicht erkennbarer Tiefe fahren will, aber mir macht es wirklich Spaß, den Tiger dabei zu erleben. Da gibt es kein Aufsetzen mehr wie früher bei meinem Mazda 5. Ich kann wirklich entspannt auf diesen Wegen fahren. Ob mir der Allradantrieb dabei auch noch hilft, kann ich gar nicht sagen, denn der setzt völlig unmerklich ein und die Steuerung reagiert so rasch, dass ich nie weiß, ob er nun aktiv ist oder nicht. Der Tiguan ist wirklich ein tolles Auto.

Wenn man allerdings nach Kiew hineinmöchte, dann lässt man sein Auto besser stehen. Ich nutze dazu einen bewachten Parkplatz an der Metrostation, der mich für einen Nachmittag durch den Umrechnungskurs nur gut fünfzig Cent kostet. Der Umrechnungskurs ist fast unverschämt: Tauschte ich Ende 2014 noch zehn Griven für einen Euro so bekam ich jetzt 28 Griven für den Euro. Entsprechend haben sich für die Ukrainer alle Preise für Importprodukte fast verdreifacht, und dazu gehört auch der Sprit.

Anschließend geht es mit der Metro in die Stadt. Man kann mit einem Chip durch die ganze Stadt fahren, solange man die Stationen nicht verlässt. Der Chip kostet fünf Griven, also für mich knapp zwanzig Cent. Die Metro ist also deutlich billiger als das Auto und viel entspannter, wenn man nicht gerade in der Stoßzeit fährt. Die Züge fahren in Abständen von wenigen Minuten.

Eine Metro-Rolltreppe mittlerer Länge.
Die Rolltreppe der Metro zum Maidan hat eine mittlere Länge. Es gibt viel kürzere aber auch viel längere.

Als Fußgänger kann man es sehr genießen, dass die schweren Luxuskarossen, die man ja zeigen muss, wenn man sie sich leisten kann, im ständigen Stau stehen.

Die Parkplatznot ist so groß, dass überall geparkt wird: auf den Gehwegen, innerhalb der Kreuzungsbereiche, sogar beampelter Kreuzungen usw. Inzwischen hat die Stadtverwaltung Maßnahmen ergriffen und kleine nett aussehende Poller entlang der Bordsteine aufgestellt, um das wilde Parken auf den wichtigsten Gehwegen zu unterbinden. Die Poller stehen auch zu beiden Seiten der Hofeinfahrten, weil sonst die Leute diese Einfahrten nutzen würden um auf den breiten Gehwegen neue Parkflächen zu erschließen.

Wie schlug sich der Tiger?

Der Tiger hat die Reise über 4.900 Kilometer einschließlich 1.800 Kilometern ukrainischer Straßen völlig problemlos gemeistert. Der Gesamtverbrauch auf dieser Reise war 7,0 Liter auf 100 Kilometern, das sind 0,3 Liter weniger als der Gesamtdurchschnitt.

Allerdings fing die Fahrertür wieder an zu hängen, wie ich dies bereits im Bericht vom Februar 2016 geschildert hatte. Das finde ich etwas ärgerlich und ich habe den Eindruck, dass das einfache Nachstellen des Scharniers das Problem nicht wirklich behoben hat (siehe mein Bericht vom März 2016). Ich werde das Thema bei der nächsten Inspektion ansprechen.

Am Ende der Reise gönnte ich meinem Auto eine gehörige Wäsche mit Unterbodenwäsche. Er hatte so viele Leichen unterwegs gesammelt bzw. erzeugt, dass ich ihn davon befreien wollte. Der Anlagenbediener gönnte dem Tiger vorab eine wirksame Dusche von Hand.

So sah der Tiger bei unserer Rückkehr aus.
So sah der Tiger bei unserer Rückkehr aus.

Abseits von dem Bericht über mein Auto möchte ich kurz eine Besonderheit der Kapitalbildung bei einigen Leuten in der Ukraine zeigen. Das Haus auf dem nächsten Bild wird seit mehr als zehn Jahren erweitert. Die rechte Seite ist ein altes Holzhaus, in dem die sieben-köpfige Familie in einem Raum lebt. Parallel wird der Anbau erstellt sowie wieder etwas Geld da ist, das Material oder die Handwerker zu bezahlen. Die Pfosten vor dem alten Haus sind schon mal gesetzt um später das erhöhte Dach weiterziehen zu können. Diese Baustelle verfolge ich schon so lange, weil ich Kontakt zu den Leuten habe. Ich kenne ähnliche Baustellen, die über viele Jahre wachsen bis das Haus fertig ist. Man vertraut den Banken nicht, sondern man legt das Geld sofort dauerhaft an.

Jedes bisschen freies Geld wird sofort dauerhaft angelegt.
Jedes bisschen freies Geld wird sofort dauerhaft angelegt.

Abgasskandal

In meinem Bericht vom September 2015 hatte ich gesagt, dass man gespannt sein darf, wie ruhig oder auftrumpfend sich der Wettbewerb von VW geben würde. Nun, man war auffallend ruhig geblieben und die letzten Wochen haben deutlich gemacht, warum das angebracht war. Hier haben offensichtlich die normalen Gesprächskreise, die es in jeder Branche gibt, einige Tricks ausgeheckt, die man dann mit schönen Begründungen in Normen und Anweisungen für die Tests fasste, um gemeinsam Geld sparen zu können. Aber warum nur? Es wären doch wahrscheinlich Alle gleichermaßen betroffen gewesen. Da wollte wohl eine ganze Branche die erforderlichen Änderungen für den Umweltschutz nicht wahrhaben.

Von VW habe ich noch nichts wieder gehört, was mein Fahrzeug betrifft, aber das war ja auch für den Herbst erst vorgesehen. Auf der Infoseite von VW zu diesem Thema ist seit Februar erst am 28. April wieder eine Meldung erschienen, in der es als Erfolg verkauft wird, dass man nun beim Golf mit der Umrüstung beginnen will. Dass dies ungeplant der Fall ist und dass man vorher wieder versucht hatte, beim Passat zu mogeln, wird natürlich verschwiegen.

Man spricht in dieser Meldung davon, dass man (anders als in den USA) in Europa von dem Recht der Nachbesserung Gebrauch machen wird. Auf Deutsch: "Macht euch keine Hoffnung auf irgendeine Entschädigung. Wir beheben einen Gewährleistungsmangel und das war’s." Wer sich damit nicht zufrieden geben will, wird einzeln wegen des Betrugs klagen müssen. Ob sich unsere Politiker trotz großer Worte für ein anderes Verfahren stark machen werden? Ich habe Zweifel. Da die gesamte Autoindustrie betroffen ist, wird den Politikern ein gehöriger Wind entgegenwehen, sollten sie versuchen, etwas für die Gelackmeierten zu erreichen.

Verbrauchswerte

Kilometer: 89.032.

Ich hatte im letzten Bericht angekündigt, dass im Mai die 90.000er Inspektion und der nächste Ölwechsel fällig wären, aber ich habe den Termin dafür erst für Juni bekommen. Der Bericht darüber kommt also im nächsten Monat.

Der oben erwähnte Verbrauch während der 5.000-Kilometer-Reise von 7,0 Litern/100 Kilometer hat den Gesamtschnitt weiter gedrückt, auch wenn die Zahlen das nicht wirklich herzugeben scheinen, da ich den Verbrauch nur auf eine Stelle hinter dem Komma angebe. Der Verbrauch liegt jetzt bei genau 7,30 Litern/100 Kilometer. Diese "rasante" Abnahme in der zweiten Stelle hinter dem Komma erkennt man auch nicht in der Grafik und es ist eher ein Gag, sie zu erwähnen.

Kumulierter Dieselverbrauch seit Übernahme des Fahrzeugs.
Dass der Verbrauch jetzt auf genau 7,30 Liter/100 Kilometer gefallen ist, kann man in der Grafik nur an dem kleinen Knick am Ende der Kurve erahnen.