Erste Verschleißreparatur. Bockiges Auto. Autogas-Umrüstung. Erste Verschleißreparatur, Kaltstartprobleme und endlich — AUTOGAS!
31.12.2005, Kilometer: 59.004.
Das wurde nun aber auch Zeit: nach langer problemloser Arbeit endlich mal Futter für den kritischen Autofahrer — bei Lichte besehen jedoch gar nicht so schlimm. Außerdem kam in der zweiten Dezemberhälfte das lang erwartete Okay für den Einbau der Gasanlage — die Firma hatte endlich geliefert. Aber der Reihe nach:
Ohne Blutvergießen — der erste Lampenwechsel im Abblendlicht
Nicht zu fassen: nach sage und schreibe über drei Jahren und fast 60.000 Kilometern verabschiedet sich ein Verschleißteil: die linke Abblendlichtlampe. Zuerst will sie noch einmal, nach einem beherzten Handballenschlag auf das Lampengehäuse, aber am Tage darauf bleibt das Auge endgültig dunkel. Um was für eine Lampe handelt es sich dabei eigentlich: H1, H7? Laut Handbuch muss ich eine H7 einsetzen, und im Lampenkasten, den ich schon vor langer Zeit billig gekauft und sogar mit einer vorschriftsmäßigen gelben Blinklampe bestückt hatte, fand sich denn auch ein passendes Exemplar. Dass man den Deckel hinter dem Lampenträger wie ein Bajonett abdreht, hatte ich schon vor längerer Zeit probeweise erspielt.
Dann war aber erst mal Schluss mit der Intuition. Die Steckkontakte bekam ich mit viel Mühe noch ab, aber bei der Drahtklammer, die die Lampe im Träger hält, wurde meine Geduld doch arg auf die Probe gestellt. Nachdem ich Arbeitslampe und Taschenspiegel aus dem Haus geholt hatte, sah ich des Rätsels Lösung: man muss diese Klammer am oberen Ende in Richtung zur Frontschürze drücken und gleichzeitig in Richtung Beifahrerseite, damit das blöde Ding endlich abgeht.
Beim Wiedereinsetzen der neuen Lampe ist Augenmaß gefragt, sonst schielt die Leuchte nachher. Außerdem sollte man bei der Gelegenheit gleich die Position des Metallröhrchens, welches den Glaskörper im Scheinwerfergehäuse umgibt, überprüfen. Das hatte sich beim Ruckeln nämlich prompt verbogen und berührte den Glaskolben. Das fördert den frühen Tod, sagte ich mir, und fragte hernach im Forum nach häufigen Frühausfällen von Lampen und es ergab sich eine gewisse Korrelation … Der restliche Zusammenbau war unproblematisch und insgesamt ging die Aktion völlig unblutig ab. Das ist ja nicht selbstverständlich.
Losgefahren und aus — Kaltlaufprobleme
Wie schon im Vormonat hatte ich wiederum, besonders bei niedrigen Außentemperaturen, massive Probleme mit den Kaltlaufeigenschaften des Motors. Das bisschen Bocken hatte ich bisher toleriert, aber dass mir das Auto beim Auskuppeln und Bremsen an der ersten Kreuzung wiederholt ausgeht und nach dem Neustart praktisch kein Gas annimmt, hätte mich in eine gefährliche Situation bringen können — auf jeden Fall hat es mich aber sehr geärgert und damit kommt es auf den Plan für die nächste Inspektion.
In der Werkstatt beim Vorbeifahren kurz angesprochen, meinte man, ich solle den Wechsel der Zündkerzen abwarten. Bei den modernen elektronischen Zündanlagen kann ich mir Probleme mit schwachen Zündfunken bei kaltem Auto aber gar nicht vorstellen. Das Problem dürfte eher in der extremen Gemisch-Abmagerung nach dem Start liegen, denn bereits nach wenigen Sekunden und weiteren 200 Metern hat sich der Zirkus gegeben und die Kiste läuft wie sie soll. Ich würde das wahrscheinlich sonst nie merken, aber da ich zum Garagentorschließen das Auto nicht im Standgas laufenlassen brauche, sondern nach einem Knopfdruck auf die Fernbedienung sofort in den Verkehr fließe, brauche ich eine gewisse Leistung vom Start weg. Mal sehen, was sich bei der bald fälligen Inspektion ergibt.
Endlich — der Autogas-Umbau
Kurz bevor mich der Arbeitgeber auf eine fünftägige Dienstreise schickte, meldete sich das mit dem Gasumbau beauftragte Autohaus "KIA Sommer" in Stahnsdorf. Auf einmal sollte alles ganz schnell gehen, und eigentlich wollte ich die Aktion aufs neue Jahr verschieben. Andererseits war meine Abwesenheit eine gute Gelegenheit, da die Ehefrau den Wagen eher selten bewegt. Die Arme musste das Gefährt dann, nachdem ich das Fahrzeug eilends von unnötigem Plunder befreit und den Rückfahrwarner ausgebaut hatte, weil just in diese Ecke der Gasanschluss kommen sollte, auch noch in meiner Abwesenheit dort abgeben. Meine vorher verfertigte Wunschliste wurde aber nahezu komplett abgearbeitet.
Wunschgemäß platziert und in Wagenfarbe lackiert — aber leider der falsche Anschluss.
Als ich den Wagen drei Tage später und wieder zu Hause abholte, fiel mir als erstes der Tankdeckel ins Auge: der sieht zwar schön aus, ist aber nicht das vereinbarte Modell. Ich wollte einen griffig runden ACME-Anschluss ohne jede Adapterschrauberei, aber genau die ist jetzt doch nötig. Der Meister druckste etwas von Lieferschwierigkeiten und bot an, den Anschluß später zu tauschen. Aber erst mal ist diese kleine Dose wesentlich unauffälliger und der Adapter schnell zur Hand und aufgeschraubt. Ich werde mal sehen, wie praktisch das ganze dann ist, bevor ich mir die fürs Ausland nötigen Adapter hole.
Kein Reserverad mehr, dafür hängt der Gastank dort und nimmt im Innenraum keinerlei Platz weg.
Der nächste Blick ging unter das Auto. Eijeijei, da hängt ja jetzt doch eine ordentliche Beule — bloß gut, dass ich nicht auf dem nächstgrößeren Tank bestanden habe. Dieser hier fasst bis zu 60 Liter netto und sollte damit über 500 Kilometer Reichweite ermöglichen. Vielleicht besorge ich mir noch einen alten Reifen und klebe den um den Tank herum an — als Schutz vor Bordsteinremplern. Gerade vor unserem Zuhause gibt es ein paar hässlich tiefergesackte Parkbuchten, bei denen man mit der Frontschürze garantiert aufsetzt. Der Gastank hier setzt nicht auf, sondern stösst an. Au weia.
Außerdem habe ich ab sofort kein Reserverad mehr dabei. Eine Dose Reifenspray wäre ein feiner Zug des Hauses gewesen, gehörte aber ebenso wie eine Erstbetankung nicht zum Servicepreis dazu, auch das Tankfopper-Problem kostet zusätzlichen Aufpreis.
Die drei wesentlichen Komponenten der Autogas-Anlage und ihre Einbaulage.
Gespannt war ich auf die Veränderungen unter der Motorhaube. Der Druckregler und Verdampfer hat seinen Platz zwischen Zylinderblock und Fahrgastraum gefunden, wo noch massig Platz war. Auf dem Zylinderkopfdeckel wurde — etwas lieblos angepappt — der Gasverteilerblock angeordnet, und zwischen linkem Scheinwerfer und Elektronikkasten thront das Steuergerät. Alles in allem recht übersichtlich.
Dieses Gerät verteilt die richtige Menge Gas auf die Zylinder.
Der Gasverteiler ist — hoffentlich — mit Schläuchen so angebracht, dass der Zylinderkopfdeckel zum Wechsel der Zündkerzen problemlos abgeklappt werden kann. Der Block mit den vier Elektroventilen klappert im Leerlauf vernehmlich und erinnert etwas an das typische Dieselnageln.
Das Steuergerät wurde auf einem speziellen Halter befestigt.
Das Steuergerät der Landirenzo-Omegas-Anlage hängt sich zwischen Motorsteuerung und Benzinventile und übernimmt die Steuerdaten adaptiert für die Gasventile. Um die Regelung der Abgaseigenschaften kümmert sich wie bisher die originale Motorsteuerung, die auch weiterhin den Benzinverbrauch errechnet und anzeigt, ohne auch nur zu ahnen, dass gar kein Benzin verbraucht wird. Das führt zu einem interessanten Problem: Die Tankanzeige nähert sich im Fahrbetrieb beständig dem roten Feld, obwohl der Tank kaum nennenswert leerer wird. Entweder bringt die neueste BSI-Software hier Abhilfe (Autogas wird auch in Frankreich viel gefahren) oder ich muss mir doch noch einen "Tankfopper" besorgen, der der Bordelektronik stets größere Änderungen am Benzinhaushalt suggeriert und sie damit bei jedem Motorneustart zur (letztlich ungenaueren) Neuberechnung des Tankinhalts zwingt.
Das Bedienteil mit Gasvorratsanzeige links neben dem Borddisplay.
Das Rennen um den Einbauort des Bedienteils hat Vorschlag c) gemacht. Das winzige Kästchen thront jetzt übersichtlich neben den Borddisplay und zeigt über fünf Leuchtdioden den Füllstand an (vier grüne und eine rote als Warnung). Unten links leuchtet die Anzeige für den Gasbetrieb, rechts unten eine gelbe Leuchte, falls das Auto mit Benzin fährt. Hinter dem Symbol in der Mitte verbirgt sich ein kleiner Taster, mit dem man zwischen beiden Kraftstoffen umschalten kann. Im Bild außerdem zu sehen: der Schwanenhals mit Magnetplatte und das Anschlußkabel für meinen PocketPC.
Autogasbetrieb in der Praxis — die ersten Kilometer
Nach Begutachtung des Fahrzeugs, Bezahlung der vereinbarten Summe von 2.444 Euro und Ausstellen der Kundenkarte für die ASKI-Gaszapfsäule auf dem Hof des Autohauses wurde ich vorbildlich in den Gastankvorgang eingewiesen. Hierzu werde ich in einem späteren Bericht ausführlicher. Getankt habe ich 53,9 Liter Flüssiggas zu 63 ct/l, was wegen des höheren Verbrauchs bei Gasbetrieb einem Benzinpreis von etwa 73 ct/l entspricht. Dann rollte ich vom Hof nach Hause, mit stetem Blick auf die Anzeige.
Für meine Erwartungen viel zu spät (aber letztlich normal) klickte endlich deutlich vernehmlich das Ventil am Gastank und die gelbe Benzinleuchte ging aus — und das war’s dann. Kein Ruckeln, kein Stottern, keine Änderung im Verhalten — als wäre es das normalste von der Welt schaltete die Anlage bisher in den Gasbetrieb und auf Knopfdruck auch zurück auf Benzin. Im direkten Vergleich könnte man meinen, dass das Fahrzeug nicht ganz so kräftig zieht, und das schwunghafte Gasgeben zum Angleichen der Motordrehzahl für ein ruckfreies Einkuppeln beim Herunterschalten funktioniert nicht mehr ganz wie gewohnt, da ruckelt es etwas mehr. Aber im normalen Fahrbetrieb, beim Wechsel auf Schub und zurück und im Leerlauf gibt es keinerlei Probleme.
Soviel sei vorab schon verraten: nach 360 Kilometern Gasbetrieb habe ich das erste Mal 36 Liter Gas nachgetankt und etwa 6 Liter Benzin. Das ist alles völlig normal bei dem häufigen Kurzstreckenbetrieb in der kalten Jahreszeit. In den nächsten Berichten gibt es weitere Erfahrungen, Experimente und Fotos.
Bugreport
Kaputtes Abblendlicht und Motorkaltlaufprobleme, die auch schon vor dem Gasumbau auftraten und sowieso nichts damit zu tun haben können, weil der Motor ja zu dieser Zeit wie gewohnt Benzin verfeuert. Der Reifenseilzug liegt im Keller, vielleicht reklamiere ich ihn doch noch. Sonst aber alles in bester Ordnung.
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