Archiv VW Tiguan
Monatsberichte 2015

Monatsbericht September 2015


Mein Tiger braucht wieder neue Krallen und mit dem, was der Tiger hinten hinauspustet, benimmt er sich auch nur dann gesittet, wenn er unter genauer Beobachtung steht. Die Sommerreifen können noch verwendet werden. Der Verbrauch ist weiter stabil. Es steht die nächste Reise an.

Dialog der Multifunktionsanzeige zur Einstellung des Geschwindigkeitslimits. Neue Krallen für den Tiger

Kilometer: 63.100.

Anfang Oktober werde ich wieder eine Reise in die Ukraine machen. Auf dem Weg durch die Beskiden oder die Karpaten werde ich auch in größere Höhenlagen vorstoßen, als ich sie hier zu Hause in den Mittelgebirgen habe und ich muss mich auf Straßenglätte einstellen.

In meinem Bericht vom April 2015 hatte ich bereits ausgeführt, dass die vorhandenen Winterreifen nicht mehr für einen weiteren Winter tauglich wären. Also musste ich mir neue Winterreifen beschaffen. Zum Glück gibt es die Tests des ADAC und der Stiftung Warentest.

Pünktlich zu meinem Bedarf wurde der neue Test veröffentlicht. Der letzte Test, der sich mit der Reifengröße 215/65 R 16H befasste, war aus dem Jahr 2012, aber der neue Test befasst sich mit Reifen der Größe 205/55 R 16H. Pech! Was tun?

Der Testbericht sagt aus, dass man die Ergebnisse auch für Reifen mit einer anderen Breite übertragen kann, wenn diese nur etwa 10 mm abweicht. Also kann ich doch mit neueren Ergebnissen in den Reifenkauf gehen.

Die beiden mit "gut" in der Gesamtnote bewerteten Reifen (Continental WinterContact TS 850 und Yokohama W.drive V905) sind leider nur "befriedigend" im Geräuschtest. Da ich meist längere Strecken fahre, bin ich in den vergangenen Jahren dazu übergegangen, den Geräuschmessungen höheren Wert beizumessen. Also entschied ich mich für den dritten Reifen in der Bewertung, den Goodyear UltraGrip 9, der das geringste Fahrgeräusch aufweist.

Bei meinem Händler kam dann die Überraschung, nämlich dass es diesen Reifen in der von mir gewünschten Größe gar nicht gibt. In der Größe 215/65 R 16 wird nur der UltraGrip 8 angeboten, der zuletzt 2012 getestet wurde. Na gut, dann nehme ich halt den WinterContact TS850. Den gibt es auch nicht in meiner Größe.

Kurz: Ich war wieder auf meine Testergebnisse zurückgeworfen, die auch meinem letzten Kauf zu Grunde lagen und ich bestellte mir wieder meinen Bridgestone Blizzak LM80 EVO. Die Firma D&R in Kierspe bot mir den Reifen wieder deutlich unter der im Testbericht angegebenen Preisspanne an, so dass ich nicht lange weitersuchte sondern bestellte.

Ich lieferte meine Winterräder mit den abgelaufenen Reifen ab und ein paar Tage später wurden sie auf mein Fahrzeug montiert. Der Preis für jeden Reifen einschließlich Montage betrug 100 Euro.

Ich hatte mir Reifen der Geschwindigkeitsklasse H gekauft, die also schneller laufen dürfen als der Tiger rennen kann. Die Preisdifferenz beträgt etwa 5 Euro. Das war der zusätzliche Gewinn an Sicherheit es mir wert.

Hätte ich Reifen der Geschwindigkeitsklasse T genommen, dann hätte ich einen Aufkleber im Auto anbringen müssen, der die Geschwindigkeit von 190 km/h zeigt. Die Fahrzeugpapiere verlangen nämlich H-Reifen, obwohl der Tiguan nur eine Höchstgeschwindigkeit von 188 km/h hat.

Für den Fall, dass man T-Reifen einsetzt, bietet der Wagen als Unterstützung an, dass man in der Multifunktionsanzeige ein Geschwindigkeitslimit für Winterreifen eingibt. Bei Überschreiten dieser Geschwindigkeit warnt das System den Fahrer. Der Dialog in der Multifunktionsanzeige ist im folgenden Bild gezeigt.

Geschwindigkeitslimit einstellen.
Bei Winterreifen kann der Tiger warnen, wenn die zulässige Geschwindigkeit der Reifen niedriger ist, als die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs.

Nach der Reifenmontage überprüfte ich, ob der korrekte Luftdruck eingestellt war und teilte dann über die Multifunktionsanzeige der Reifendruckkontrolle mit, dass der Luftdruck jetzt korrekt ist. Dies ist nach jedem Reifenwechsel oder jeder Luftdruckänderung wichtig, damit die Reifendruckkontrolle zuverlässig funktionieren kann. Sie arbeitet nur mit der Überwachung der Raddrehzahl. Dreht sich eins der Räder schneller als die anderen, geht die Kontrolle davon aus, dass der Rollradius des betreffenden Reifens durch Luftdruckverminderung reduziert ist.

Den Dialog für die Einstellung habe ich ebenfalls in meinem Bericht vom April 2015 dargestellt.

Abgas-Skandal bei VW

Natürlich muss ich kurz zum Abgasskandal bei VW etwas sagen, weil nach der Meldung vom 25. September auf der Homepage von VW folgendes zu lesen ist:

"Die interne Auswertung ergab, dass rund fünf Millionen Fahrzeuge von der Marke Volkswagen Pkw weltweit betroffen sind. Diese Fahrzeuge bestimmter Baujahre und Modelle (wie zum Beispiel der Volkswagen Golf der sechsten Generation, der Volkswagen Passat der siebten Generation und die erste Generation des Volkswagen Tiguan) sind ausschließlich mit Dieselmotoren des Typs EA 189 ausgestattet …
… Dr. Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender der Marke Volkswagen Pkw, betont: "Wir arbeiten mit Hochdruck an einer technischen Lösung, die wir so rasch wie möglich dem Handel, unseren Kunden und der Öffentlichkeit präsentieren werden. Ziel ist, unsere Kunden schnellstmöglich zu informieren, damit ihre Fahrzeuge vollumfänglich den Vorschriften entsprechen. Ich versichere Ihnen, dass Volkswagen alles Menschenmögliche unternehmen wird, um das Vertrauen unserer Kunden, der Händler und der Öffentlichkeit wieder zu gewinnen …"

Das bedeutet, dass alle Diesel-Tiguane seit Anbeginn davon betroffen sind, weil sie ausschließlich mit diesem Motor ausgerüstet sind. Meiner also auch.

Verhalten von VW in den USA

Unter dem Link kann man sich das Schreiben der amerikanischen Behörde herunterladen, das diese am 18. September 2015 VW schickte. Darin wird folgender Ablauf geschildert:

  • 2014 hat diese Behörde VW mit der Frage konfrontiert, warum es zu starken Abweichungen in den Messwerten auf den Prüfständen und im täglichen Betrieb kommt.
  • VW hat im Dezember 2014 angekündigt, eigene Untersuchungen anzustellen, diese durchgeführt und deren Ergebnisse präsentiert mit der Aussage, dass diese Unterschiede tatsächlich vorhanden wären und dass man das Problem mit einer verbesserten Software beheben würde. Diese hat man der Behörde vorgestellt, deren "Wirksamkeit" demonstriert und erwirkt, dass die Behörde still hält, weil man eine Rückrufaktion mit 500.000 Fahrzeugen gemacht hat, die diese neue Software eingespielt bekamen. Die Behörde hat sich aber vorbehalten, die echte Wirksamkeit mit Felduntersuchungen zu überprüfen.
  • Die Behörde hat dann ein spezielles Messgerät und –verfahren entwickelt und seit Juli 2015 ist man wieder mit VW im Gespräch, ohne weiterzukommen.
  • Daraufhin hat die Behörde VW mitgeteilt, dass man der Technik von VW nicht traut und darum die Zulassung der Modelle für 2016 nicht erteilen kann, wenn VW die starken Unterschiede in den Typprüfungen und in dem Alltagsgebrauch nicht deutlich erklärt. Erst dieser Druck hat VW dazu gebracht, den Betrug zuzugeben.

Meine Bewertung

Es ist vollkommen richtig, dass man in den obersten Etagen von VW Leute raussetzte. Eine solche betrügerische Diskussion mit den Behörden in einem Markt wie Amerika, kann nicht auf der Sachbearbeiterebene abgehandelt worden sein. Hier gab es wahrscheinlich klare Direktiven oder Duldungen von den höchsten Verantwortlichen. Allein die Rückrufaktion von 500.000 Fahrzeugen als reine Luftnummer und bewusste Augenwischerei traut sich niemand auf mittlerer Managementebene zu verantworten. Die Unverfrorenheit, mit der VW hier glaubte, man könne mithilfe von Software ungestraft betrügen, wenn man nur mit großer Autorität auftritt, ist unfassbar. Da kann ich nur bestätigen, dass Macht korrumpiert, auch Marktmacht.

Für mich bedeutet das aber auch, dass die Überraschung, die VW an den Tag legt, genauso verlogen ist. Es kann mir doch niemand erzählen, dass die Motoren zu Audi, Seat und Skoda gegeben wurden und dass dort niemand etwas gewusst haben soll. Die Ingenieure dieser Firmen sind Fachleute! Außerdem machen sie selbst laufend Prüfungen. Die stehen außerdem selbst in den Diskussionen mit den Zulassungsstellen und die werden ebenfalls genau gewusst haben, was Sache war. Nicht umsonst sind solche Gerüchte und Aussagen über geschickte Softwaretricks bei den Abgastest seit Monaten im Umlauf. Ganz offensichtlich hat es ja VW-intern auch entsprechende Hinweise von Ingenieuren gegeben.

Weiteres Vorgehen

Gleichzeitig stelle ich eine andere Überlegung an: Warum hat man sich zu solch einem Verhalten verleiten lassen? Dass es reine Kostenüberlegungen waren halte ich für zweifelhaft. Anscheinend gibt es ein echtes Problem mit diesen Motoren, sie so schadstoffarm zu bekommen. Hat man es in dem Jahr der Diskussion in Amerika inzwischen hinbekommen? Wenn nicht, wie kann man dann innerhalb weniger Wochen die perfekte Lösung bieten, wie laut Spiegelonline ein VW-Sprecher am 26. September behauptete?

Nun gut: Mein Auto ist auch betroffen! Es handelt sich um einen Gewährleistungsmangel und da mein Auto noch in der Garantiezeit ist, wird es mit der Abwicklung keine Probleme geben. Da VW in der Vergangenheit entsprechend den Erfahrungen anderer VW-Besitzer anscheinend eine sehr scharfe Trennlinie mit dem Auslauf der Garantie gezogen hat, sollte jeder Tiger-Dompteur möglichst schnell sehen, wie er seine Rechte wahrt. Ich bin kein Jurist und kann dazu nichts raten, außer, dass man nicht viel Zeit verstreichen lassen sollte, das zu klären. Vielleicht schreibt VW nicht umsonst in seiner Meldung vom 23. September "Die beanstandete Software beeinflusst weder Fahrverhalten, Verbrauch noch Emissionen."

Das sieht auch die Stiftung Warentest so in ihrer Meldung vom 28. September 2015.

Darüber hinaus warnt die Stiftung davor, neu bestellte Autos zu bezahlen, bevor das Straßenverkehrsamt sie zugelassen hat. Sie meint, dass die Behörden VW eventuell die Zulassung für die betroffenen Fahrzeuge entziehen könnten. Dann dürfen keine neuen Fahrzeuge mehr zugelassen werden. Ein Käufer könnte somit bei Zahlung vor Erhalt der Kennzeichen möglicherweise eine Überraschung erleben.

Ich hoffe sehr, dass VW jetzt gehörig unter Druck durch seine Händler und Mitarbeiter kommt. Die Händler werden als zweitklassig angesehen und behandelt, wenn die Kunden ihnen bescheinigen, dass sie "sehr zufrieden" sind. Der Sollwert bei dieser Umfrage liegt bei "äußerst zufrieden". Die Kunden werden sich in der nächsten Zeit hüten, ein "äußerst zufrieden" zu attestieren, wenn sie von VW so betrogen wurden.

Die Mitarbeiter von VW und dessen Händlern, die stolz das VW-Emblem tragen und stolz auf ihre guten Autos und den guten Markennamen sind sowie die Händler und Mitarbeiter der verbundenen Unternehmen Audi, Seat und Skoda werden hoffentlich einen großen Aufstand machen, weil ihr Image so beschädigt wurde. Ich hoffe sehr, dass sie Informationen an die Presse geben um das Lügengebäude des Konzerns zu durchbrechen. Die Folgen dieses Betruges sind noch gar nicht wirklich abzusehen. Ob diese Angelegenheit so schnell von neuen Ereignissen überrollt und in Vergessenheit geraten wird, das bleibt abzuwarten.

Ich vermute, dass auch die Anteilseigner sich bei VW für den Kursverlust schadlos halten werden, weil VW seit spätestens Dezember von den amerikanischen Behörden unter Druck steht, die Folgen kennt und sie nicht veröffentlicht hat.

Das Streben, der größte Autohersteller der Welt zu werden, kann sich VW für die nächsten Jahre vermutlich abschminken. Der Wettbewerb wird diese Sache genüsslich nutzen, wenn er nicht selbst vergleichbare Leichen im Keller hat. Ich fände es erstaunlich, wenn der Wettbewerb nichts davon mitbekommen haben sollte. Es wird doch sicher Personalfluktuation geben von Leuten, die Bescheid wussten und diese Sauerei nicht mittragen wollten. Außerdem untersuchen die Firmen doch regelmäßig Wettbewerbsmodelle. Gerade die anstehenden verschärften Abgasvorschriften werden die Frage aufwerfen, wie der Wettbewerb damit umgeht. Wir dürfen gespannt sein, wie still sich der Wettbewerb verhalten wird oder wie stark er auftrumpfen wird.

Für mich gibt es noch einige Fragezeichen, die mir die nächsten Wochen und Monate spannend erscheinen lassen.

Verbrauch und nächste Reise

März 2014 bis September 2015, Kilometer: 63.000.

Wie gewohnt noch meine Verbrauchsangaben:

Der Verbrauch zeigt sich weiter stabil. Zwischendurch gibt es immer wieder einige Fahrten, bei denen der Verbrauch etwa bei 6,5 Litern pro 100 Kilometern bleibt. Wenn ich mir Mühe gäbe, wie es der Testfahrer des Honda Hybrid-Jazz tut, dann könnte ich sicher deutlich unter meinem bisherigen Durchschnittsverbrauch liegen. Aber das ist mir nicht so wichtig.

kumulierter Dieselverbrauch.
Auch wenn der Verbrauch sehr stabil bleibt, notiere ich jede Tankung.

Laufleistung der Sommerreifen

Die Sommerreifen sind in diesem Jahr von April bis September knapp 17.000 Kilometer gelaufen und haben jetzt insgesamt ziemlich genau 45.000 Kilometer hinter sich. Das Profil an der Vorderachse hat noch eine Tiefe von 3,5 bis 4 Millimetern und an der Hinterachse 5,5 bis 6 Millimetern.

Nächste Reise

Im nächsten Monat steht wieder eine Reise in die Ukraine an. Der Tiger hat neue wintertaugliche Krallen und ich erwarte, dass er auch diese etwa 5.000 Kilometer wieder klaglos absolvieren wird. Ich werde berichten.