AutogasUm das Thema Autogas (Flüssiggas, LPG) gibt es immer noch Aufklärungsbedarf. Von vielen als exotischer Treibstoff abgetan, fristet der Autogasfahrer in Deutschland immer noch ein Schattendasein. Ein Blick zu unserem Nachbarn Niederlande sollte auf alle Fälle nicht fehlen. In diesem Land ist Autogas als Treibstoff etabliert und beim Tanken fristet man dort auch nicht ein einsames Dasein abseits der normalen Zapfsäulen. In Deutschland beginnt bei den großen Mineralölgesellschaften langsam ein Umdenken und in neue Tankstellen werden die Autogassäulen endlich in den normalen Tankbereich integriert, und immer öfter auch mehr als eine Säule.
Autogas ist eine Mischung aus Butan und Propan, und wird seit den 1970er Jahren in Italien und den Niederlanden als Kraftstoff für Ottomotoren eingesetzt. Es verbrennt umweltfreundlicher als Benzin. Berücksichtig man den prinzipbedingten Mehrverbrauch, ergibt sich eine Verringerung des Schadstoffausstoßes von Stickoxiden von etwa 20%, des CO2-Ausstoßes von 15% und der unverbrannten Kohlenwasserstoffe von 50% gegenüber dem Benzinbetrieb.
Was sagt das Mischungsverhältnis aus? Das Mischungsverhältnis gibt an, wie die beiden Bestandteile Propan und Butan in Relation zueinander in der Mischung vorhanden sind. Typische Mischungsverhältnisse für Autogas sind 40/60 (Sommergas) und 60/40 (Wintergas). Mischungen von 95/5 deuten auf verkauftes Heizgas hin.
Was ist der Unterschied zwischen Sommer-, Winter- und Heizgas? Durch das unterschiedliche Mischungsverhältnis ändert sich die Temperatur und der Druck bei dem Autogas vom flüssigen in den gasförmigen Zustand wechselt. Sommergas kann bei sehr kalten Temperaturen im Winter nur schlecht in den benötigten gasförmigen Zustand gebracht werden, daher wechseln die Tankstellen von September bis April auf Wintergas. Heizgas unterliegt einer anderen Qualitätskontrolle als Autogas und kann daher mehr Nebenprodukte aus der Herstellung enthalten. Von der Verwendung von Heizgas als Kraftstoff sollte abgesehen werden, auch wenn er preislich bis zu 10 Cent pro Liter günstiger sein kann.
Wie hoch ist der Mehrverbrauch von Autogas? Der Mehrverbrauch im Autogasbetrieb liegt bei 5 bis 25% je nach verbautem Anlagentyp und Motor.
Wie hoch ist der Leistungsverlust? Bei älteren Anlagen waren bis zu 10% möglich, bei aktuellen Anlagen ist praktisch kein Leistungsverlust mehr gegeben. Ja! Der ADAC konnte bei Unfalltests keine höheren Gefahren feststellen, als bei normalen Modellen. Selbst bei Feuer lässt der Gastank über ein Sicherheitsventil den Tankinhalt kontrolliert ab, sodass es zu keiner Explosion kommen kann. Wichtig ist eine fachgerecht montierte Autogasanlage! Bei einem Vierzylinder liegt der Preis bei etwa 2.500 Euro. Günstigere Preise bedeuten meist Einsparungen an der Technik und der Sicherheit.
Darf ich mit einem Autogasfahrzeug nicht mehr in Tiefgaragen parken? Bereits seit 1998 hat sich innerhalb der meisten Garagenverordnungen der einzelnen Bundesländer durchgesetzt, dass es grundsätzlich erlaubt ist, mit Autogas-Pkw in Tiefgaragen zu fahren. Lediglich in Berlin, Bremen und dem Saarland gelten Einschränkungen. Jedoch untersagen mitunter noch die Garagenbesitzer die Einfahrt durch Hinweisschilder. Hierbei ist auf das Hausrecht des Garagenbesitzers zu achten.
Kann jeder Motor mit Autogas fahren? Theoretisch kann jeder Ottomotor mit Autogas betrieben werden. Da es aber aufgrund der unterschiedlichen Verbrennungseigenschaften von Autogas und Benzin zu anderem Verschleißverhalten im Motor kommt, sollte von Fahrzeug zu Fahrzeug einzeln entschieden werden. Ein seriöser Umrüster erklärt die Problematik beim Beratungsgespräch und gibt eine Empfehlung ab, ob es sich rechnet oder überhaupt machbar ist. Als Faustformel gilt: je höher der Verbrauch und je größer der Hubraum desto eher rechnet sich Autogas. Je nach Verbrauch des Fahrzeugs hat man die Autogasanlage und die Mehrkosten der Wartung nach etwa 25.000 bis 35.000 km herausgefahren. Dies ist vom jeweiligen Fahrzeug abhängig. Die bei allen Fahrzeugen etwa gleich teuren Kosten wie Gasfilter, Dichtigkeitskontrolle und "Gas-TÜV" liegen bei gemittelten 30 bis 50 Euro pro Jahr, abhängig von der gefahrenen Jahreskilometerleistung. Die fahrzeugspezifischen Kosten wie Ventilspielkontrolle und -einstellung variieren von Fahrzeug zu Fahrzeug. Ein seriöser Umrüster wird bei der Beratung diese Servicepreise mitteilen.
Steigt der Motorenverschleiß bei Autogasbetrieb? Dies ist wiederum fahrzeugabhängig. Motoren, die werksseitig für Autogas ausgelegt sind, schaffen die gleichen Kilometerleistungen, wie Standardmotoren. In den Niederlanden fahren einige Fahrzeuge mit Kilometerleistungen weit jenseits der 400.000 km.
Wie aufwendig ist die Umrüstung eines Fahrzeugs auf Autogas? Wie aufwendig eine Umrüstung ist, können Sie in unserem Technikbericht zur Installation einer vollsequentiellen Autogas-Anlage von Voltran mit Unterflurtank in einen VW Caddy Life 1.4 (75 PS) nachlesen. Zurzeit gibt es in Deutschland 6.200 Autogas-Tankstellen (Stand 11/2010) weitere knapp 110 Tankstellen sind in Planung. Von diesen Tankstellen bieten etwa 2.600 eine Tankmöglichkeit rund um die Uhr.
In Österreich und der Schweiz ist die Versorgung nur auf den Transitrouten ausreichend, da in diesen Ländern der Autogaspreis im Vergleich zum Benzinpreis sehr hoch ist.
Was ist der Unterschied zwischen den Tankstutzen? Zurzeit gibt es drei gängige Tankstutzen in Europa:
Über Adapter ist es möglich jeden Tankstutzen mit jeder Zapfpistole zu kombinieren. Einige Hersteller "verstecken" den Gastankanschluss unter dem Tankdeckel, dann ist es empfehlenswert, einen anlagenspezifischen Adapter für jede Zapfpistole mitzuführen, da zum Beispiel die Kombination von anlagenspezifischem Adapter auf ACME plus ACME-Dish-Adapter plus Dish-Zapfpistole unter Umständen kein sicheres Betanken mehr zulässt.
Gibt es noch andere Bezeichnungen für Autogas? International wird Autogas mit GPL (aus dem Französischen "gaz de pétrole liquéfié") abgekürzt. In Deutschland und Großbritannien ist die gängige Bezeichnung LPG ("Liquefied Petroleum Gas"). |