ModellauswahlMein Opel Astra Caravan Club 1.6i zeigte nach anfänglicher Begeisterung über die Vorzüge eines Kombis seine Schattenseiten. Der Anlasser streikte ausgerechnet auf einer Autobahnfahrt vom Saarland nach Bremen kurz nach der Betankung an einer Rastanlage. Die gelben Engel waren etwa 30 Minuten später vor Ort und verhalfen mir durch einen beherzten Hammerschlag auf das defekte Bauteil zu neuer Mobilität. Die Beleuchtung für Heizungsschalter, Gebläse und teilweise für den Tacho gaben den Geist auf, eine Reparatur bei dem Alter und der Kilometerleistung des Fahrzeuges erscheint sinnlos. Ärgerlicher war aber die Erhöhung der Kfz-Steuer für den Opel, der mich zusammen mit dem fortschreitenden Rostbefall an beiden, hinteren Radläufen zu dem Entschluss kommen ließen, ein neues Auto zu kaufen. Als Vollzugszeitraum habe ich mir den September 2002 vorgenommen. Im August soll mir mein Opel noch gute Dienste bei meinem Umzug leisten und danach verkauft werden, obwohl ich wenig Hoffnung habe, meinen gebrauchten Wagen noch irgendwo in Zahlung geben zu können (Baujahr 1992, 179.500 km). Schließlich hat sich seit dem 01.01.2002 die Gewährleistungs- bzw. Garantiepflicht der Autohändler erheblich verschärft. Was aber für ein Auto kaufen? Es sollte sparsam sein, geringe Unterhaltskosten verursachen, genug Platz haben für etwa vier bis fünf Personen (in der Regel hauptsächlich zwei Erwachsene), vollverzinkt, zuverlässig und einen Hauch sportlich sein. Mehr zufällig als gewollt stieß ich auf einen Vergleichstest in der "Auto, Motor & Sport", in der zwei Golf IV mit jeweils 150 PS getestet wurden. Es handelt sich dabei um den 1.8 Turbo Benziner und den brandneuen 1.9 TDI Diesel. Die angegebenen Daten bezüglich Verbrauch und Fahrleistungen konnte ich auch nach mehrmaligen Durchlesen kaum glauben: der Diesel war eindeutig besser, leider auch eindeutig teurer. Ich entschloss mich, dies bei einer möglichst zeitnahen Probefahrt beider Modelle zu überprüfen. Leider ergab sich erst etwa zwei Wochen später die Möglichkeit, beide Modelle bei einem Händler in Bremen zu fahren. Es handelte sich dabei um einen gebrauchten 1.8 T mit etwa 20.000 km und um einen 1.9 TDI, der als Geschäftsfahrzeug genutzt wurde und entsprechend üppig ausgestattet war. Der Benziner gefiel zwar durch seine homogene Leistungsentfaltung, wirkte auf mich aber über 160 km/h bereits angestrengt, was sich nach der etwa dreißigminütigen Probefahrt auch deutlich an der Tankanzeige ablesen ließ. Der Diesel aber wirkte zunächst harmlos und eher zurückhaltend, beantwortete aber die geringsten Gasbefehle in einem wahren Feuerwerk an Vortrieb. Nach der Probefahrt mit dem Diesel war klar: dieser Motor muss es sein und kein anderer! Dem Golf stand aber sein hoher Kaufpreis und der zu erwartende Modellwechsel in 2003 im Weg, sodass ich zunächst das Thema Autokauf innerlich verschob. Zwischendurch las ich gelegentlich die einschlägige Fachpresse und hörte mich bei Freunden, Arbeitskollegen und meiner Familie zum Thema "TDI" um. Der Kontakt zum Seat HändlerNachdem ich meinen Umzug innerhalb Bremens noch mit meinem Opel erledigt hatte, ergab es sich am 06.09.2002, dass ich nach Feierabend beim Umsteigen von der Straßenbahn in den Bus auf den größten in Bremen ansässigen Seat-Händler Lübkemann + Benthe aufmerksam wurde. Durch meine Nachforschungen hatte ich erfahren, dass Seat-Pkw’s durchweg VW-Technik und -Motoren haben und günstiger zu erwerben sind. Es konnte einfach kein Zufall mehr sein, dass mich direkt vor dem Haupteingang ein Seat Leon 1.9 TDI in dunkelblau-metallic mit 150 PS angrinste. Der Listenpreis laut Aushang für die Ausstattung Sport inklusive Elektrikpaket, Climatronic und diversen Kleinigkeiten lag etwa 4.000 Euro niedriger als für einen Golf IV in vergleichbarer Ausstattung und Motorisierung. Vom Design her gefiel mir der Seat Leon besser als der Golf, zumal man den Golf IV an jeder Ecke sieht. Fünf Minuten nach Betreten der Verkaufsräume kam Herr Theodoridis auf mich zu, seines Zeichens Verkäufer des Autohauses. Ohne lange Umschweife und Verhandlungen offerierte er weitere 3.000 Euro Preisnachlass plus 4 Fussmatten, Entfall des "TDI"-Schriftzuges am Heck, Warndreieck und Verbandskasten. Eine Probefahrt schien nicht möglich, da es sich um den einzigen Leon mit diesem Motor im Fuhrpark handelte. Die Wartezeit für einen Leon mit anderer Ausstattung und Farbe hätte 6 Monate Lieferfrist zur Folge, wie man mir versicherte. Leider war der Verkäufer in der folgenden Woche auf Schulung und anschließend im Urlaub, sodass ich nicht weiter mit ihm verhandeln konnte. Ich erörterte am Abend mit meiner Freundin das Thema, sie arbeitet bei einem Finanzdienstleister. Am nächsten Tag hatte ich nach Feierabend von meiner Freundin die Versicherungskosten aufgeschlüsselt auf dem Tisch und ich hatte mir eine gerade erschienene ADAC-Ausgabe gekauft, in der Stärken und Schwächen fast aller Automodelle aufgeführt sind. Es überraschte mich, dass der Leon mit dem 110 PS-TDI-Motor fast identische Unterhaltskosten verursacht (diesen Motor hatte ich zu Vergleichszwecken auch gleich mitberechnen lassen). Große Schwächen laut ADAC leistete sich der Leon nicht, bis auf eine gewisse Unübersichtlichkeit durch die breite C-Säule. Tags darauf ist Samstag, dass heißt Einkaufstag für unsere kleine Familie (Zwei Erwachsene, vier Kinder!). Nach den getätigten Einkäufen fuhr ich mit meiner Freundin und meiner Tochter zum Seat-Händler. Wie fast schon vermutet ist Herr Theodoridis nicht im Haus, dafür aber Herr Benthe selbst. Wir tauschten die Informationen und Absprachen aus dem vorherigen Verkaufsgespräch aus und besprachen die Inzahlungnahme meines Opels. Bis Montag lasse ich mir Zeit bis zur Entscheidung, allerdings nicht ohne Probefahrt mit dem Wagen (so wurde es vereinbart). Am Montag rief ich zur Mittagszeit an, der Wagen war 45 Minuten später für mich zur Probefahrt bereit. Positiv fielen mir spontan die Kopffreiheit und die solide Verarbeitung auf, wenngleich auch vieles an Schaltern etc. aus dem VW-Regal stammt. Da ich den Motor selber schon kannte, konzentrierte ich mich auf das Fahrverhalten und die Geräuschkulisse, beides tadellos. Auch die Bedienung aller eingebauten Komponenten erschien mir logisch und unkompliziert. Trotz allem bleiben drei Punkte, die ich vermisste bzw. die mich störten:
Die Mittelarmlehne und der Tempomat waren mir für den nachträglichen Einbau zu teuer und mit der Unübersichtlichkeit konnte ich leben, schließlich muss man sich an jedes neue Auto irgendwie gewöhnen. Positiv gegenüber dem Golf IV fiel mir auf:
Nach kurzer telefonischer Rücksprache mit meiner Freundin gab ich somit meine Unterschrift unter den Kaufvertrag, als Übergabetermin wurde der 13.09.2002 gegen 16 Uhr vereinbart. Ausgerechnet ein Freitag, der Dreizehnte. Meine Wahl fiel auf den Seat Leon TDI mit 110 kW (150 PS), weil
Mit zunehmendem Alter lege ich viel Wert auf bestimmte Autodetails, wie zum Beispiel Zuverlässigkeit, Ausstattung, Unterhalt und Händlerbetreuung. Insofern bin ich sehr gespannt, wie sich mein "Löwe" (spanisch Leon) im Dauertest halten wird. Übergabe des Wagens15.50 Uhr erschien ich im Autohaus, welches ziemlich belagert war. Anscheinend legt die Geschäftsleitung immer die Übergaben so spät vor das Wochenende, auf jeden Fall musste ich 10 Minuten warten, bis Herr Benthe sich um mich kümmerte. In der Zwischenzeit bekam ich wenigstens schon einmal die Fahrzeugschlüssel und stellte enttäuscht fest, dass die Fussmatten ein "Toledo"-Logo trugen und kein "Leon"-Logo wie versprochen, der Verbandskasten und das Warndreieck waren noch nicht im Kofferraum hinterlegt und zu allem Überfluss gab es bereits eine kleine Beule an der Fahrertür (kaum sichtbar), wahrscheinlich hervorgerufen durch die Tür eines anderen Autos. Außerdem war das "TDI"-Schild am Heck nicht entfernt.
Die fehlenden bzw. falschen Artikel wurden umgehend hinterlegt/ausgetauscht und die Beule soll bei der nächsten Inspektion behoben werden. Das "TDI"-Schild soll ich in der nächsten Woche einfach kurzfristig entfernen lassen (Gott sei Dank habe ich Urlaub!).
Bei der Übergabe der Wagenpapiere gab sich Herr Benthe sehr viel Mühe, mir alle Details (Scheckheft etc.) genau zu erklären. Ihm waren die Pannen bei der Übergabe sichtlich peinlich. Für anfallende Inspektionen werden mir Ersatzwagen versprochen, ich bin darauf gespannt. Das gelieferte Wunschkennzeichen wird mir wegen des Ärgers nicht in Rechnung gestellt, immerhin. Erste FahreindrückeIch hatte noch nie ein Neufahrzeug, geschweige denn ein so gut ausgestattetes Auto. Daher konzentriere ich mich vorerst darauf, den Wagen innerhalb der Toleranzen der Einfahrzeit zu bewegen und ihn schonend zu fahren. Trotzdem ist der Schub von unten heraus gewaltig.
Ist die Tanknadel kaputt? Ich bin bereits über 250 km gefahren und sie steht immer noch auf "Voll"! Erst nach fast 500 gefahrenen Kilometern bewegt sich die Nadel langsam auf die Hälfte der Anzeige zu. Ich versuche möglichst schonend zu fahren und studiere wie eine Bibel die Betriebsanleitung. Tags darauf probiere ich den Bordcomputer zur Ermittlung des durchschnittlichen Verbrauches aus. Erst bin ich entsetzt über 12,1 Liter Diesel auf 100 km, aber sehr schnell sinkt der Wert bei warmen Motor auf 5,6 Liter. Laut Testberichten lag der Golf IV bei 7,5 Litern Diesel im Praxisbetrieb, der Leon bei ADAC und "AM&S" bei 5,3 Litern im theoretischen Wert. Mein Ehrgeiz ist geweckt und ich versuche, diesen Wert möglichst mit einer 4 vor dem Komma zu unterbieten. Einziger Defekt bisher: eine Lamelle der linken Luftdüse hat sich aus ihrer Steckverankerung gelöst und droht in das Gebläse zu verschwinden. Mittels einer Pinzette ist das Problem jedoch innerhalb von einer Minute gelöst. Die ersten 1.000 KilometerÜberwiegend im Kurzstreckenverkehr bewegte ich in der ersten Woche den Leon. Die Farbe, Ausstattung, der erste Qualitätseindruck und die technischen Eckdaten stoßen überall auf ein positives Echo. Da ich meine alte Audioanlage (Sony CR/CD mit 10-fach-Wechsler) aus meinem Opel behalten möchte, wird das Originalradio von Seat ausgebaut und ich suche mir aus dem Zubehörkatalog einen silbernen Schaltknauf und silberne Einstiegsleisten mit "Leon"-Schriftzug aus, die in meinem Wagen verbaut werden sollen. Zudem wird der rote TDI-Schriftzug am Heck entfernt, um potenziellen Langfingern nicht erst zu signalisieren, welche Maschine im Wagen ist.
Die Einstiegsleisten können zum vereinbarten Abholtermin nicht eingebaut werden, da sie durch eine große Nachfrage auf Nachlieferung stehen. Als Liefertermin werden zwei Tage bis zwei Wochen angegeben, womit ich leben kann. Die Um- bzw. Einbauten der restlichen Komponenten erfolgt trotz zahlreicher Kundschaft in der Werkstatt schnell und problemlos. Das Fahrzeug selbst stellt während der Fahrt bei mir ein beruhigendes Sicherheitsgefühl ein. Der Motor läuft nur direkt nach dem Start mit vernehmlichen Dieselgeräusch vom Hof, danach ist er bei normaler Radiolautstärke de facto akustisch nicht wahrnehmbar. Natürlich probiere ich auf längeren Strecken alle möglichen Komponenten aus, besonders den Bordcomputer und die Klimaanlage. Nach kurzer Eingewöhnungszeit schaue ich im Bordcomputer nach dem Durchschnitts- und Momentanverbrauch. Erfreut stelle ich dabei fest, dass auf längeren Strecken mit moderatem Tempo der Verbrauch zwischen 5 und 6,8 Liter auf 100 km pendelt. Nach 810 km fahre ich nach Aufleuchten der Tankanzeige zu meinem ersten Tankstopp. Ich tanke 50,7 Liter Diesel nach, das entspricht einem Verbrauch von 6,25 Liter auf 100 km. Angesichts des hohen Anteils von Kurzstreckenverkehr bin ich mehr als zufrieden damit. Die Klimaanlage ist sehr einfach. Die eingestellte Temperatur beträgt 22 Grad und im Automatikmodus brauche ich mich um nichts kümmern. Die Lüftung wird dabei in Balken angegeben, im Notfall kann man per +/- Schaltern den Luftdurchsatz selber bestimmen. Dabei arbeitet die Anlage sehr leise, allerdings sind die Außentemperaturen momentan auch nicht sehr hoch. Es existieren keine Verarbeitungsmängel, alle Materialien erwecken einen hochwertigen Eindruck. Ein Quietschen und/oder Knarren auch auf holprigen Strecken ist nicht wahrnehmbar. Der Motor ist schlichtweg eine Wucht! Manchmal erschreckt mich das spontane und kraftvolle Zupacken des Motors schon bei kleinsten Gaspedalbefehlen, sodass ich erschreckt den Fuß vom Gas nehme. Es ist eigentlich egal, welcher Gang gerade eingelegt ist, denn Kraft steht im Überfluss zur Verfügung. So rolle ich teilweise gemächlich in der Stadt im 5. Gang dahin und genieße die Fahrt. Das eingebaute Sportfahrwerk ist mit den montierten 205er Reifen eine gute Wahl, obwohl dadurch der Langsamfahrkomfort eingeschränkt wird. Dafür genießt man auf qualitativ besseren Straßen (Asphalt, Landstraßen und BAB) sowie in schnell gefahrenen Kurven mehr Sicherheit, der Leon liegt hier wie das sprichwörtliche Brett auf der Straße. Beim ersten Großeinkauf bewährt sich der gut zugängliche und große Kofferraum. Der gesamte Einkauf für eine 5-köpfige Familie geht problemlos hinein und hat darüber hinaus noch Restplatz zur Verfügung. Nachdem die ersten längeren BAB-Fahrten erfolgt sind, wird es Zeit für die erste Wäsche in einer Waschstraße. Dafür wähle ich in der Regel eine "Mr. Wash"-Waschstrasse aus, da mir andere Tank-Waschanlage nicht so gründlich reinigen und ich Angst um meinen Lack habe. Erfreut stelle ich fest, dass die Dachantenne diebstahlgeschützt ist und während des Waschvorgangs nicht abgenommen werden muss. Die anschließende Durchsicht bestätigt, dass keine Mängel danach aufgetreten sind. Außerdem stelle ich fest, dass die Heckklappe nach dem Waschvorgang kein Wasser in den Kofferraum rieseln lässt und alles wunderbar neben den Kofferraum auf den Boden plätschert. Erste negative Kritik: die serienmäßigen LM-Felgen verdrecken sehr schnell nach der ersten Regenfahrt. Allerdings bleiben auch nach dem Waschvorgang keine Rückstände zurück und sie sehen wie neu aus. Ich nehme mir vor, die Felgen besonders im Auge zu behalten, damit sich dort kein Bremsstaub festsetzt. Unverständlich bleibt bei der Ausstattung für mich, warum in der Rücklehne des Beifahrersitzes zwar eine Ablage für Taschen etc. eingebaut ist, in der Rücklehne des Fahrersitzes aber nicht. Sitzen hinter dem Fahrer den niemals Personen, die etwas ablegen wollen? Als zusätzliche Investition wird eine Wetterhaube von Seat und für den Nachbau eine Mittelarmlehne in Betracht gezogen. Gerade die Lehne scheint mit in Verbindung mit dem leicht zu schaltenden Getriebe und dem Motor eine sinnvolle Investition zu sein. Der Verkäufer hat mir einen Austausch des Zahnriemens nach etwa 7.500 km empfohlen, obwohl es nicht im Serviceheft vorgesehen ist. Die Garantie bleibt natürlich auch bei Nicht-Tausch bestehen und die Kosten sollen sich auf 80 bis 85 Euro belaufen. Sofern nicht noch weitere Kosten dazukommen, werde ich diese Maßnahme wohl auch ergreifen. Allerdings werde ich dies auch noch im Forum der Seat-Leon-Fans unter http://www.seat-leon.de diskutieren, vielleicht findet sich dort bereits ein entsprechender Eintrag. Leon-Treffen in Bispingen
Kilometerstand am 20.09.02: 1.075 km. |