Was soll das Auto können? Was der Markt bietet. Jazz gegen Rest der Welt. Anzeige in der Zeitung. Gekauft! Die Wartezeit. Was soll das Auto können?
Ich fahre täglich 20 km von Fürth bei Nürnberg nach Erlangen ins Büro und die gleiche Strecke wieder zurück, das heißt, der Wagen muss sparsam sein. Sparsam heißt Verbrauch soll bei 6 l/km liegen, besser darunter. Denn dann liegen die Spritkosten sogar unter dem Preis der Monatsfahrkarte. Und auf Bus-und-Bahn-fahren hatte ich schon nach zwei Monaten keine große Lust mehr.
Nach der Geburt der Tochter war es klar, dass der Neue nicht nur auf den Vordersitzen genug Platz bieten soll, sondern auch hinten und vor allem im Kofferraum. Und der muss dann auch variabel sehr — also auf jeden Fall kein Stufenheck.
Wichtig ist auch: der Wagen soll bar bezahlbar sein. Für einen weiteren Kredit gab es kein Spielraum mehr. Also kommt nur ein Kleinwagen infrage. Passt gut zum "sparsam", aber zu "viel Platz"?
Und nach dem Jahrhundertsommer war auch klar, dass ein Wagen ohne Klima nicht infrage kommt.
Was der Markt bietet
Nach vier Jahren VW wollte ich wieder einen zuverlässigen Japaner haben. Der Polo hat uns zwar nie in Stich gelassen, hatte aber viele kostspielige "Kleinigkeiten" wie kaputter Anlasser, gebrochene Airbagwickelfeder und Türen die nicht mehr von innen aufzubekommen waren (man hat einfach vergessen die Schlösser zu schmieren). Besonders ärgerlich war aber der Standardspruch des Meisters: "das ist beim Polo normal" oder "so was machen wir doch jeden Tag". Und das stimmte sogar mit dem überein was ADAC in der Pannenstatistik aufgelistet hat.
Außerdem lagen die meisten deutschen Modelle weit über dem Limit, das ich mir selbst gesetzt habe. Es sei denn man gibt sich mit einem 3-Zylinder zufrieden.
Die Preise der Japaner haben in letzten Jahren zwar auch stark angezogen, der Vorsprung in Zuverlässigkeit ist aber immer noch beachtlich. Nicht zu verachten ist auch die für Asiaten obligatorische drei Jahre Vollgarantie.
Jazz gegen Rest der Welt
Den Honda Jazz ("Fit" außerhalb Europas) entdeckte ich im Internet noch bevor der Verkauf in Japan im Sommer 2001 gestartet wurde. Auf den Erfolg des Fit war Honda nicht vorbereitet, die ersten drei Monatsproduktionen waren sofort ausverkauft, Lieferzeit betrug zeitweise über sechs Monate. 2001 wurde der Fit zum Auto des Jahres gewählt und setzte sich in der Zulassungsstatistik auf Platz 1 vor Toyota Vitz (Yaris). Der Trick mit dem Tank unter den Vordersitzen erlaubte ein Platzangebot und in Verbindung mit "magic seats" die Variabilität, die kein anderer Wagen dieser Klasse bot.
Beim Verkaufstart in Deutschland am 19. Januar 2002 war ich natürlich dabei, habe den Wagen "probegesessen" und auch probegefahren. Jazz gefiel mir sehr gut, ein Wermutstropfen war aber der Preis: ab 14.250 Euro für den LS (mit Klima), satte 20% mehr als der direkte Vorgänger Logo!
Da wir uns direkt zuvor eine Eigentumswohnung gegönnt haben, stand ein Neuwagenkauf sowieso nicht zu Debatte.
In der Zeit danach mussten alle Neuerscheinungen sich mit dem Jazz messen und meistens (oder besser gesagt immer) verloren sie:
Citroën C3
Wenig Platz hinten, das sogenannte Modulboard war nur dazu da, den Laderaumboden bei umgelegten Sitzen gerade zu bekommen. Verarbeitung nicht die beste.
Ford Fiesta
Das man im Jahr 2002 keine umklappbare Rückbank bekommt ist unverständlich. Kleiner Kofferraum. Lahmer 80 PS-Motor.
Ford Fusion
Größer als Fiesta außen und auch innen, Verbrauch aber zu hoch.
Mazda 2
Kofferraum zu klein. Gleicher Motor wie im Fiesta — also lahm.
Opel Meriva
Größer als Jazz, kaum mehr Platz innen, hoher Verbrauch, erst mit 100 PS akzeptable Fahrleistungen, sehr teuer. Variablere Rückbank, aber das Umlegen der Sitze zum Beispiel erfordert im Vergleich zu Jazz sehr viele Handgriffe.
Yaris Verso
Design nicht mein Fall, viel höher, als es eigentlich nötig wäre (sprich hoher Verbrauch auf der Autobahn), die Kofferraumtür (die auch noch auf die falsche Seite aufgeht) ist unpraktisch. Ziemlich teuer.
VW Polo
Hatten wir gerade. Der 9N hat in Abmessungen ziemlich zugelegt, was sich aber überhaupt nicht auf den Innenraum und Kofferraum auswirkte.
Anzeige in der Zeitung
Beim Durchstöbern der üblichen Werbesendungen und Flyer bin ich in einer lokalen Zeitung auf eine kleine Anzeige gestoßen: es wurden Honda Jazz in Farben Rot und Silber zu einem sehr günstigen Preis (2.260 Euro oder etwa 16% unter Liste) angeboten.
Mein erster Gedanke war: ein Reimport. Dem war aber nicht so. Die 50 Jazz wurden anlässlich des fünfzigjährigen Jubiläums des Autohauses (davon 25 Jahre Honda-Vertragshändler) als "Sondermodell" angeboten, wobei es keine Unterschiede zu "normalen" Jazz gab.
Nach dem auch meine Frau sich den Wagen angeschaut, probegefahren und ihr Okay gegeben hatte, musste nur noch das Finanzielle geregelt werden.
Gekauft!
15.10.2003.
Am 15. Oktober haben wir einen Jazz 1.4 LS in Milano Red bestellt. Satin Silber sah für mich zu farblos aus. Für den Polo hat man uns 2.900 Euro geboten. Ich wollte aber versuchen, ihn privat zu verkaufen. So wurde es auch in der Bestellung niedergeschrieben.
Die Wartezeit
27.10.2003.
Alle Roten aus der ersten Teillieferung waren ausverkauft, sodass wir zwei Wochen warten mussten. Das war mir auch recht — so hatte ich mehr Zeit den Polo loszuwerden.
Es wurden Anzeigen auf autoscout24.de und alles.de aufgeben und ein Zettel in das Fenster gehängt. Mehr habe ich nicht gemacht. Zuerst war es ziemlich ruhig, erst als ich ein paar Fotos vom Wagen gemacht habe, brach die Hölle los. Letztendlich wurde der Polo am 27. November für 3.400 Euro verkauft.
So kostete uns der Jazz inklusive Überführung nur 9.088 Euro.
Leider ließen die Papiere für unseren Wagen noch eine weitere Woche auf sich warten, sodass ich auf Bus und Bahn umsteigen musste.
In der Zwischenzeit habe ich mich über die Winterreifen schlau gemacht. Erste Wahl waren Semperit Winter Grip die in ADAC Test "sehr gut" bekommen haben, leise und komfortabel und auch relativ günstig sind.
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