Ich tausche meinen alten Cuore bis zur Lieferung des Neuen gegen einen geliehenen Daihatsu Charade. Ich rekapituliere meine Entscheidung für den neuen Cuore im Vergleich gegen 12 Konkurrenten.

Warten auf den Neuen

Ende Februar geben wir unseren alten Cuore beim Autohaus Rosenkranz ab, obwohl der Neue noch nicht da ist. Wir haben das so vereinbart, damit das Autohaus das Altfahrzeug in dem Zustand bekommt, in dem es besichtigt wurde und auch etwa mit dem Kilometerstand. Dafür bekommen wir kostenlos einen Leihwagen vom Autohaus. Nur tanken müssen wir natürlich selbst.

Das Altfahrzeug: ein Daihatsu Cuore L701.

Etwas ungewöhnlich, aber warum nicht. Der Leihwagen ist ein reichlich 10 Jahre alter Daihatsu Charade. Er fährt zuverlässig und darauf kommt’s ja an.

Die Nachricht erreicht uns, der Cuore sei inzwischen in Deutschland (Hamburg?) angelandet. Daihatsu produziert noch ausschließlich in Japan. Nun muss das Auto noch per Lkw zum Händler. Wann das geschieht, entscheidet (in einem gewissen Zeitrahmen) der Spediteur. Das Schneechaos ist ein guter Grund für Lieferverzögerungen, aber natürlich will auch ein Spediteur nicht mit halb vollem Lkw losfahren.

Jedenfalls heißt es warten, aber wir haben ja den Leihwagen und wollten sowieso eine spätere Lieferung.

Der Februar geht also ereignislos dahin und bietet Gelegenheit, noch einmal gegenzuchecken, ob man das richtige Fahrzeug gewählt hat.

Die Qual der Wahl

Der Klein-und Kleinstwagenmarkt hat sich in den letzten Jahren erstaunlich entwickelt, sodass der Cuore als Kleinster in der Palette des Kompaktsegment-Spezialisten Daihatsu ordentlich Konkurrenz bekommen hat. Gleichzeitig streben ehemalige Kleinwagen, wie Opel Corsa und Ford Fiesta, VW Polo in die nächsthöhere Klasse — die Grenzen verwischen: Mit wem sich also messen?

Ein flexibler Kleinwagen sollte mindestens vier Sitzplätze haben, denn auch zu zweit will mal jemanden mitnehmen können, er sollte — wegen der besseren Vergleichbarkeit mit dem Cuore — ein Fünftürer sein, sollte als "echter Mini" weniger als 4 m in der Länge messen und nicht mehr als 5,3 l/100 km im Schnitt konsumieren. Weiteres Ausstattungs-Muss in diesem Vergleich sei eine geteilt umlegbare Rücksitzlehne, denn die ermöglicht auch bei größerem Gepäck immerhin noch das Mitnehmen einer dritten Person. Soll der "Mini" nicht als Zweit-, sondern als Hauptfahrzeug genutzt werden, sollten nicht nur bei Familien vier oder fünf Türen Standard sein.

Der Cuore, der diese Bedingungen erfüllt (die Version Top), kostet laut Liste 11.490 Euro. Das ist nicht gerade billig, gemessen an den Preisen mancher Lifestyle-Minis, wie dem Original von BMW oder dem Daihatsu Materia, aber auch nicht zu viel. Mehr als 12.500 Euro sollte meiner Meinung nach aber auch ein Kleinwagen nicht kosten, und so sei bei diesem Preis die Grenze gezogen.

Diese Kriterien grenzen die Zahl der Mitbewerber auf 12 ein. Darunter mit dem Sirion noch ein weiterer Daihatsu, zwei Hyundai (i10 und i20) und zwei Toyota, nämlich der Yaris und der Aygo, sowie dessen französischer Bruder der Citroën C1. Den fernöstlichen Reigen vervollständigen Kia Picanto, Nissan Pixo, Suzuki Alto und der Suzuki Splash, während sich aus Europa lediglich noch der italienische Fiat Panda qualifiziert.

Der Fairness halber sei noch der Opel Agila erwähnt — er fällt zwar preislich aus dem Vergleich, ist aber mit dem Suzuki Splash nahezu baugleich. Der Chevrolet Matiz kommt zwar mit amerikanischem Namen daher, hat seine Wurzeln als ehemaliger Daewoo aber eigentlich in Korea.

Auch mit Blick auf die Motorisierung bildet der Micro-Chevy eine Ausnahmeerscheinung: Nur 0,8 l hat das Dreizylinder-Maschinchen, schluckt aber mit 5,2 l/100 km genauso viel, wie der 1,2 l-Vierzylinder des an der Viermetergrenze kratzenden Hyundai i20 — keine Meisterleistung. Zwar lockt der Matiz mit dem zweitniedrigsten Preis im Vergleich (8.890 Euro), bietet aber auch kaum Ausstattung.

Der Kia Picanto Attrac ist noch 200 Euro billiger, wartet aber mit höhenverstellbarem Lenkrad und ebensolchem Fahrersitz auf und verbraucht dabei noch fast einen halben Liter weniger als der Matiz. Sicher — bessere Ausstattungen wären für den Chevrolet zu haben, ohne dass der preisliche Rahmen gesprengt würde, aber sie sind nur in Verbindung mit dem 1,0 l-Aggregat zu bekommen, und damit säuft der Chevy dermaßen, dass es hier nicht berücksichtigt werden konnte.

Anders der Picanto: In der Spirit-Ausstattung für 11.950 Euro bietet er mit Klimaanlage über Bordcomputer bis hin zum CD-Radio ein ordentliches, wenn auch nicht ganz komplettes Ausstattungspaket.

Wirkliche Vollausstattung bietet im gesetzten Preisrahmen keiner. Beim reinen Komfort ist der Daihatsu Sirion 1.0 aber nahe dran: Zum Preis des Markenbruders Cuore Top bietet er nicht nur vier Airbags, höhenverstellbares Lenkrad und höhenverstellbaren Fahrersitz, Klimaanlage, Bordcomputer, CD-Radio, elektrische Spiegel und Fensterheber, sowie Zentralverriegelung mit Fernbedienung genau wie sein Markenbruder, sondern eben auch 5 Sitzplätze und einen etwas größeren Kofferraum. Dafür schluckt er mit 5,0 l/100 km aber gut einen halben Liter mehr Benzin als der Cuore, der gemeinsam mit C1, Aygo, Nissan Pixo und Suzuki Alto mit 4,4 l/100 km die untere Grenze im Verbrauch markiert.

Die Maschine des Cuore, der 1,0 l-Benziner, findet sich dabei übrigens nicht nur im Konzernbruder Sirion 1.0 wieder, sondern motorisiert auch Citroën C1, Toyota Aygo und Yaris 1.0. Auf Anfrage bestätigte mir Daihatsu Deutschland, dass die mechanischen Teile des Motors von Daihatsu an die Fremdmarken geliefert werden. Die Elektronik und das Motormanagement stammen dann vom jeweiligen Hersteller.

Das erklärt sich zum einen dadurch, dass Daihatsu seit einigen Jahrzehnten finanziell zu Toyota gehört, und zum anderen dadurch, dass der Toyota Aygo, der Citroën C1 und der Peugeot 107 (erfüllt nicht die Vergleichskriterien) in einem asiatisch-europäischen Joint Venture im selben Werk in Tschechien entstehen.

Der große Hyundai i20 geht bei der Sicherheit als leuchtendes Beispiel voran: Mit dem Schleuderschutz ESP wissen im Vergleich nur noch der Suzuki Alto und Splash aufzuwarten, sechs Airbags haben sonst nur noch der Aygo und wieder der Splash. Ehrensache, dass der Hyundai als Längster mit 295 l auch den größten Kofferraum hat.

Bei den Airbags kann der Toyota Yaris mit dem serienmäßigen Knieairbag gegenüber Aygo und i20 noch eins draufsetzen. Das optional erhältliche ESP wird hier aber, ebenso wie bei Cuore, Sirion und einigen anderen Kandidaten, durch das Preislimit des Vergleichs verhindert, das der Yaris mit 12.395 Euro nahezu ausreizt. Aus gleichem Grund muss der Japaner auch auf eine Klimaanlage verzichten.

Dass der Fiat Panda bisher keine Erwähnung fand, liegt nicht daran, dass er nichts zu bieten hätte, sondern daran, dass ihm Extreme fehlen. Er bietet Ausgewogenheit: Der Verbrauch liegt beim 1,2-Liter-Motor mit 5,0 l/100 km 0,2 l über dem Vergleichsdurchschnitt und auch in der Länge ordnet er sich genau zwischen den 3,42 m des Toyota Aygo und den 3,67 m von Hyundai i10 und Suzuki Alto ein. Der schon erwähnte i20 mit 3,94 m und der 3,79 m lange Yaris fallen in diesem Vergleich etwas aus dem Rahmen.

Umso erstaunlicher ist es, dass nur der große i20 einen lediglich 6 cm längeren Radstand hat als der Daihatsu Cuore (Drittkürzester in der Außenlänge). Dieser Konstruktion ist es zu verdanken, dass der Cuore einen Kofferraum von 160 l und eine sensationelle Beinfreiheit auf der Rückbank zu bieten hat, während die Konkurrenz mit vergleichbarer Länge meist nur Kofferraumvolumina um die 130 l schafft. Nur der Panda ermöglicht durch seine hohe Kastenform, trotz geringerem Radstand, 190 l Volumen und bietet bei durchschnittlichem Preis von 10.770 Euro eine Ausstattung, die höchstens ein CD-Radio und elektrisch einstellbare Außenspiegel vermissen lässt. Beim Ladevolumen übertreffen ihn der allerdings der deutlich längere i10 sowie der Daihatsu Sirion, die beide mit 225 l die größten Kofferabteile im Vergleich nach dem Hyundai i20 und dem Toyota Yaris bieten.

Servolenkung und ABS bieten neben den als obligatorisch vorausgesetzten fünf Türen und geteilten Rücksitzlehnen alle Kandidaten, ebenso wie eine Zentralverriegelung. Letztere ist allerdings nur bei knapp der Hälfte der ausgewählten Fahrzeuge mit einer Funkfernbedienung zu betätigen — geschenkt.

Dafür sind längst nicht überall vier Airbags üblich: Beim Chevrolet Matiz sind Seitenairbags mit der Basismotorisierung überhaupt nicht zu bekommen und bei Citroën C1, Hyundai i10 und Kia Picanto muss man Zusatzpakete ordern oder zur nächsthöheren Ausstattungslinie greifen. Unter 10.000 Euro bekommt man Seitenairbags nur beim Nissan Pixo Acenta, der dieses Feature serienmäßig anbietet.

10.000 Euro scheinen überhaupt eine magische Grenze zu bilden: Unter diesem Preis gibt es definitiv keine Klimaanlage, keinen Bordcomputer und keine elektrisch einstellbaren Außenspiegel. Letztere sind generell nur bei Cuore, Sirion und Yaris zu haben. Auch CD-Radio und elektrische Fensterheber fehlen häufig. Selbst der satte 12.500 Euro teure Suzuki Splash Club spendiert dem Käufer kein CD-Radio in Serie (sonst ist die Ausstattung aber sehr umfassend). Einen höhenverstellbaren Fahrersitz bietet unterhalb der magischen 10.000 nur der Kia Picanto.

Seltene Features sind eine verschiebbare Rückbank, mit der lediglich Daihatsu Cuore und Toyota Yaris aufwarten, und die Nebelscheinwerfer, die beim Nissan Pixo Acenta bereits für 9.980 Euro dabei sind, beim Suzuki Alto 1.0 Comfort für knapp 1.000 Euro mehr. Beheizbare Außenspiegel hat nur der Toyota Yaris.

Für mich waren aber vor allem die guten Vorerfahrungen und das hervorragende Raumkonzept des Cuore mitentscheidend. Außerdem hatte ich die Erfahrung gemacht, dass die Normverbrauchswerte des Cuore auch in der Realität machbar sind, was leider nur wenige Fahrzeuge von sich behaupten können.

Obligatorische Ausstattung (KO-Kriterium): geteilt umlegbare Rücklehne; Stand: Januar 2010

Diskussionsforen zum Daihatsu Cuore eröffnet

Zusammen mit meinem Langzeittest starten auch die Diskussionsforen zum Daihatsu Cuore. Ich freue mich auf Eure Anregungen zu meinem Langzeittest; Erfahrungen mit Daihatsu-Vertragshändlern und Werkstätten; Fragen rund um die Kaufentscheidung; Eure positiven Meinungen und Erfahrungen mit dem Fahrzeug; Berichte über Probleme, Reparaturen und Inspektionen; Informationen zur Technik und den Themen Tuning und Veredelung.