Archiv Volvo V70
Monatsberichte 2007

Monatsbericht Januar 2007


Warmer Winter, kühle Zugluft.

Klimaanlage demontiert. Zugluft aus der Lenksäulenverkleidung

Vornweg meine Bitte: Wer die gleichen Symptome bei seinem Fahrzeug feststellt, den bitte ich um eine kurze Mitteilung.

Betroffen scheinen Fahrzeuge der Modelle S60/V70/XC70 und XC90 zu sein. In einem früheren technischen Journal von Volvo findet sich der Hinweis auf qualitativ minderwertige Abdichtung des Lüftermotors, der die Außenluft (bzw. bei aktivierter Umluft die Innenluft) ansaugt. Diese Dichtung soll aber seit 2003 verbessert worden sein.

Das Phänomen tritt im Automatikmodus mehr oder weniger stark auf, da hier alle möglichen Lüfterdüsen (deren Klappen) gleichzeitig angesteuert werden und auch nicht genau erkennbar ist, ob die Umluft aktiviert ist oder nicht. Deshalb muß zum Reproduzieren auf den manuellen Modus umgeschaltet werden:

  • Umluft AUS (grüne und rote LED aus)
  • Fußraumlüftung EIN (alle anderen ausgeschaltet)
  • Manuelle Lüfterregelung NICHT auf Null (rote LED: AUS, grüne LED-Reihe (auch teilweise) EIN)
  • Zugluft mit Außentemperatur unterhalb der Lenksäulenverstellung und neben dem Arretierhebel ist besonders bei Temperaturen unterhalb von 6°C spürbar. Nachweisbar auch mit Feuerzeugflamme
  • Umluft EIN: Verschwinden der kühlen Zugluft, weil Innenluft hinter dem Armaturenbrett auf der Beifahrerseite angesaugt wird

Kurios: Verschließen der Fußraumöffung der Fahrerseite von Hand (zum Beispiel mit Schwamm) führt zum Verschwinden der Zugluft aus den genannten "Schleichwegen". Verwirbelungen durch intensives Ausblasen aus den regulären Lüftungsöffnungen schließe ich aus, denn aus denen kommt bei warmer Einstellung der Klimaanlage immer warme Luft, während die Nebenluft immer kühl ist (kalte Außenluft vorausgesetzt).

Nachdem ich bereits dreimal vergeblich beim Autohandel Elbkontor wegen des Problems mit der Zugluft aus der Verkleidung der Lenksäule vorstellig geworden bin, nimmt man sich der Sache nun doch ernsthaft an. Allerdings immer wieder mit der Beteuerung, ich wäre der erste, der so etwas bemängele und in den technischen Journalen der Volvo-Zentrale fände sich zu dem Thema auch nicht viel.

Durch meine Kontakte im Internetforum weiß ich aber, dass ich durchaus kein Einzelfall bin. Deshalb lasse ich die Sache nicht auf sich beruhen und Mitte Januar ist es soweit: Unserem Volvo werden die Hosen heruntergelassen.

Vollständige Demontage des Armaturenbrettes

Gegen Mittag rief mich der Serviceleiter Herr Wenzel an und bat mich, den teilzerlegten Volvo zu begutachten, die Fußraumverkleidung sei entfernt, ich könne mir die Sache gern mal anschauen. Tue ich.

Demontiert waren die unteren Verkleidungen um die Fußräume der Fahrer- und Beifahrerseite sowie das Handschuhfach. Auf der Beifahrerseite war die rechte Seite des "Klimakastens" gut zugänglich — und stelle fest, dass an den jetzt zugänglichen Stellen nichts außerhalb irgendwelcher Normen zu spüren ist, was zu derart starkem Luftstrom aus der Lenksäulenverkleidung führen könnte. Lediglich aus den Klemmstellen der Naht des weißen Lüftergehäuses kann man mit sehr feinem Gefühl einen Lufthauch ertasten, der niemals zu derart starkem Luftaustritt an einem mehr als einem halben Meter entfernten Ort führen kann. Der einzige Hinweis auf eine stärkere Strömung ist mit Verrenkungen und Einsatz von "Winkelfingern" hinter dem schwarzen Kasten des eigentlichen Wärmetauschers zu spüren. Selbiger ist aber ohne weitere Demontage nicht zugänglich. Das wird in Angriff genommen. Innerhalb von zwei Stunden will sich Herr Wenzel wieder bei mir melden.

Nach über vier Stunden dann der ersehnte Anruf: alles demontiert! Nun könne ich mir die Klimaeinheit ansehen.

Es bietet sich ein Bild, das sofort die Idee, man könne selbst etwas "erledigen", im Keim erstickt. Demontiert wurden:

  • das Lenkrad einschließlich der Arretierung
  • das komplette Armaturenbrett
  • die Verkleidungen von Fußraum, Front und A-Säule bis unters Dach, Mitteltunnel bis hinter die Handbremse und Ablagefächer
  • von außen Scheibenwischermotor und Mechanik
  • Verbindungen des Kühlkreislaufs

Innenraum vorn nach Demontage Armaturenträger und Klimaanlage.
Eindringliche Warnung von Montageversuchen des Armaturenträgers und der Klimaanlage …

Vor dem Fahrzeug liegen neben Scheibenwischergestänge und Wärmetauscher diverse Verkleidungsteile und vor allem der Klimablock.

Der Mechaniker demonstriert mir, dass, wenn er in den Block in die Ansaugöffnung für Außenluft mit schwacher Druckluft hineinbläst (also den Frischlüftermotor simuliert), an der Naht des schwarzen mittleren Teiles reichlich Luft wieder zum Vorschein kommt. Also Luft, die nicht den gewünschten Weg über den Wärmetauscher oder Kühler (je nach Verteilerklappenstellung) zu den Austrittsdüsen nimmt, sondern sich unterwegs aus unerfindlichen Gründen einen "Ausweg" sucht. Die Ursache scheint gefunden: Undichtigkeiten an der im Bild gut zu erkennenden Naht.

Lüfterkasten auf Beifahrerseite.
Blick auf die demontierte Klimaanlage von der Beifahrerseite aus.

Klimaanlage von unten.
Klimaanlage — Ansicht von unten: Rechts die undichte Naht.

Luftverteilerkasten.
Luftverteilerkasten — Ansicht von unten: undichte Naht.

Der Rubinrote wird für die nächsten Tage in der Werkstatt übernachten müssen, da in Göteborg ein neues Klimaaggregat bestellt wird. Und der Mechaniker, der die Zerlegung meisterhaft bewältigt hat, darf nun weder auf hohe Leitern klettern, noch bei Rot die Straße queren … Das Teil zu zerlegen und die Naht mit dem Wundermittel Silikon abzudichten scheidet wegen hohem Arbeitsaufwand aus — das bedeutete, alle Stellmotoren und deren Mechaniken einschließlich der Klappen auseinandernehmen zu müssen. Deshalb liefert Volvo gleich den kompletten Block, dessen Materialkosten sich in der internen(!) Verrechnung locker auf einen sehr guten Satz Reifen belaufen.

Nach drei Tagen sind sie fertig — und ich auf Dienstreise. Nach meiner Rückkehr hole ich den Wagen wieder ab. Herr Wenzel berichtet mir, dass das gelieferte Neuteil schon vor dem Einbau die gleichen Undichtigkeiten aufwies, was laut Aussage der Werkstattkollegen eigentlich zu erwarten war(!). Dafür hat man sich sehr große Mühe gegeben und versucht, der Luft den Weg zu versperren durch große Mengen Schaumstoff. Die Naht soll abgeklebt worden sein und unter der Lenkradverstellung ist fühlbar eine dicke Schaumstoffeinlage angebracht.

Das Ergebnis: Die Zugluft ist etwas weniger geworden, aber der Zustand ist noch weit entfernt davon, befriedigend genannt werden zu können.

Der Mechaniker des AHE hat saubere Arbeit geleistet: Es knistert und knarrt nichts nach dem Wiederzusammenbau.

AHE ist nun allerdings mit seinem Latein scheinbar am Ende und schreibt einen technischen Bericht an Volvo. Mit der Ansage an mich, das die deutsche Volvo-Zentrale nicht unbedingt verpflichtet sei, auf Technische Berichte zu antworten. Von einem anderen Volvo-Autohaus erfahre ich später, dass sie das sehr wohl seien!

Diesmal bekomme ich auch keine kostenlosen Leihwagen. Aufgrund der offenbar nicht geringen Kosten, die AHE entstanden sind, stellen sie mir den während der Reparatur für zwei Tage in Anspruch genommenen Ersatzwagen in Rechnung.

Vermerk auf der Rechnung: "FZ Erstzulassung in Italien, Abrechung Leihwagen über Garantietyp COURTSY nicht möglich". Eigenartig, bisher durfte ich den kostenlosen Leihwagen immer in Anspruch nehmen, wenn ich ihn benötigte … Übrigens war die "Erstzulassung" nicht in Italien — dort wurde er bloß hergestellt.

Statt dessen bekomme ich einen S40 mit "Sonderpreis aus besonderer Kulanz" für 26,89 Euro.

Durchgeführte Arbeiten (Klimakasten erneuern):

  • Kundenbeanstandung: Zugluft bei Lenksäule
  • Klimaanlage leerpumpen mit Unterdruckpumpe und neu befüllen
  • Fehlersuche Lüftungsanlage
  • Armaturenbrett aus-/einbauen
  • Kältemittelverdampfer aus-/einbauen
  • Software gemäß VIDA laden

Am Abend des folgenden Tages springt mir beim Abstellen des Fahrzeuges eine Warnmeldung ins Auge, die mich zugegeben etwas nervös macht.

Warnung Kühlmittelmangel.
Warnung vor Kühlmittelmangel, bei laufendem Motor und nach Ausschalten der Zündung.

Das Niveau der Flüssigkeit im Ausgleichsgefäß des Kühlsystems liegt weit unter Minimum.

Mein Verdacht, dass bei der Montage nicht alle Verbindungen wieder richtig dicht gemacht wurden wird am kommenden Morgen in der Werkstatt durch den Werkstattleiter Herrn Wunder entkräftet. Nach eingehender Untersuchung aller Verbindungselemente des Kühlkreislaufes gibt er Entwarnung: nirgends Undichtigkeiten festzustellen.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass beim Befüllen im Wärmetauscher, der für die Innenraumheizung zuständig ist, noch etwas Luft bleibt. Das ist gleichzeitig auch die höchste Stelle im Kühlkreislauf. Diese Luftblase wird beim Fahren und die durch die Wasserpumpe erzwungene Strömung dann irgendwann herausbefördert und im Ergebnis fehlt Flüssigkeit im Ausgleichsbehälter.

Warum das an dieser Stelle ohne Entlüftung konstruiert worden ist von den Volvo-Konstrukteuren, kann er mit auch nicht beantworten. Mich beruhigt das etwas, schlimmer wären Luftblasen an den Laufbuchsen der Zylinder …

Da mir nun die Ursache bekannt ist, kann ich ja bei zukünftigem Wassermangel selbst etwas nachschütten. Fehldiagnose hoffentlich ausgeschlossen.

Nicht ganz zwei Wochen später stelle ich unser Fahrzeug bei geeigneten niedrigen Außentemperaturen wieder vor und demonstriere, dass es immer noch kühl zieht.

Gleichzeitig bemängele ich, dass:

  • die Indikations-LED des Schalterfeldes "Beleuchtung" in den Tiefen der Schaltereinheit verschwunden ist und
  • die Sitzheizung nicht mehr funktioniert

Die vermeintliche LED ist nur eine Art Lichtleiter, der bei der Demontage des Schalterfeldes ins Innenleben verrutscht ist. Der Lichtleiter ist nun wieder an seinem angestammten Platz.

Das Problem mit der Sitzheizung konnte der Serviceleiter Herr Wenzel nicht nachvollziehen, bei seiner Probefahrt hätte sie anstandslos funktioniert. Da man mich gern zufriedenstellen möchte, hat man deshalb per Softwaresteuerung die Sitztemperatur erhöht. Nun wärmt mir das Leder wieder meinen Hintern. Was er nicht wußte: Auf der Beifahrerseite lag während der sechs Kilometer langen Anfahrt meine "Rheumadecke" für das linke Knie. Auch unter der Decke blieb der Sitz kalt … Nun war es dort nach der gleichen Strecke, wie früher auch, warm. Wohl doch vergessen, den Stecker wieder richtig anzuschließen. It seems to be a hardware problem!

Da AHE die Reparatur des Klimablocks als Garantie bei der Volvo-Zentrale abrechnet, können sie natürlich nicht eingestehen, dass das neu gelieferte Klimaaggregat den gleichen Mangel aufweist, wie das demontierte. Das würde (da ein Neuteil keinen Defekt aufweisen kann …) bedeuten, dass sie den Fehler nicht richtig lokalisiert haben und demzufolge die von ihnen durchgeführte Reparatur nicht die richtige Maßnahme war. Volvo erstattet ihnen dann nicht die angefallenen Kosten.

Verständlich, dass man ein zweites Mal diesen Aufwand nicht treiben möchte und wird! Für mich als Kunden absolut unbefriedigend und ich werde das auch nicht kampflos akzeptieren!

Lautsprechertausch

Gleichzeitig mit der oben geschilderten Maßnahme ist auch noch der hintere rechte Lautsprecher wegen Klirrens auf Garantie getauscht worden. Scheint nun zu funktionieren. Viel Gelegenheit zum Probieren hab ich nicht, da meist unser kleiner Sohn mitfährt, und sein Gehör möchten wir nicht schon in früher Kindheit schädigen …

Operative Daten

Zeitraum: Januar 2007
Wegstrecke: 1.200 km
Verbrauch Benzin: keine Angabe
Verbrauch Gas: 5,8 bis 10,3 kg/100 km
Kosten Benzin: keine Angabe
Kosten Gas: 81 Euro
Durchschnittspreis Benzin: keine Angabe
Durchschnittspreis Gas: 0,89 bis 0,95 Euro/kg
Anmerkung: 5,8 kg bei konstant 140 km/h; 10,3 kg bei konstant 180 bis 200 km/h