Archiv Seat Altea
Monatsberichte 2009

Monatsbericht August 2009


Es quietscht und das gewaltig! Die vorderen Seitenscheiben fahren lautlos runter. In entgegengesetzter Richtung macht besonders die oft genutzte Fahrerseite ein lautes Quietschgeräusch.

Fenster Führung vorne Fahrerseite mit Fenster unten. Die Seitenfenster vorne quietschen

Kilometer: 65.846.

Der August verwöhnt mit hohen Temperaturen, Wärmegewittern, Hagel und bestem Grillwetter. Ich will nicht klagen, der Sommer 2009 ist rundum gelungen und kann mit dem Brusttone der Überzeugung Hochsommer genannt werden.

In Spanien sollte man meinen, ist man hohe Temperaturen gewohnt. Wenn man sich die Konstruktion der vorderen Wischer ansieht, weiß man spätestens nach dem ersten Winter, mit so viel Schnee wie im letzten, dass dieses Auto für Sommer und Sonne und nicht für Frost und Schnee konstruiert wurde.

Die Wischer fahren in der A-Säule unter eine Abdeckung, wo sie auch abgeschaltet zur Ruhe kommen. Im Winterpaket, das ich hauptsächlich wegen der Sitzheizung geordert habe, gibt es außerdem beheizbare Wischwasserdüsen, beheizbare Außenspiegel und eine sogenannte A-Säulen Heizung. Ich glaube kein zweites Auto neben Altea/Altea XL hat diese Errungenschaft der Ingenieurskunst zu bieten.

Sinn und Zweck der A-Säulen Heizung ist es, den Schnee, der sich dort durch die Wischbewegung und vor allen durch den Fahrtwind sammelt, abzutauen. Bei Minusgeraden kommt die Heizung aber recht schnell an Ihre Grenzen. Die Wischer werden unsanft durch den sich bildenden Schneestau gebremst. Harte Winter, so wie der letzte mit viel Schnee und Temperaturen von Minus 15 Grad und weniger sind also nix für rassige Spanier.

Spiegelbild in geschlossene Seitenscheibe vorne links.
Das Gummi oder Teile der Fensterführung in der Tür hinterlassen bei sehr hohen Außentemperaturen an einigen Stellen senkrechte Spuren auf der Scheibe und es quietscht.

Abdeckung der Wischerblätter vorne in Ruhestellung.
Der Pfeil zeigt auf die Abdeckung unter der die Wischer der Windschutzscheibe in Ruhestellung liegen. In Betrieb wenden die Wischer einige Grad früher.

Leider gefallen meinem Auto all zu hohe Temperaturen jedoch auch nicht. Ich hatte die Beobachtung bereits Ende Juli gemacht, zu diesem Zeitpunkt dem Effekt aber keine größere Bedeutung beigemessen.

Die Seitenfenster erzeugen beim Schließen einen ohrenbetäubenden Quietsch-Ton. Im Juli war dies nur auf den letzten 5 bis 10 cm der Fensterlänge vor dem Schließen zu hören. Im August ist dieser Ton bei Nachttemperaturen von deutlich über 20 Grad und Tageswerten jenseits der 30 Grad Marke fast auf der gesamten Fensterlänge zu hören. Bereits kurz nach dem Start geht es los und hört nicht mehr auf, bis das Fenster oben ankommt. Die Fahrerseite ist von diesem Effekt noch stärker betroffen als die Beifahrerseite.

Fenster Führung vorne Fahrerseite mit Fenster unten.
Links die Gummilippe von außen, in der Mitte die heruntergelassene Seitenscheibe (Pfeil) und rechts die innere Fensterführung.

Ich schmeiße Tante Google an und suche in den Tiefen des Internets nach Ursache und Lösung. Tatsächlich scheint der Effekt kein Einzelfall zu sein. In verschiedenen Seat- und VW-Foren wird wiederholt von quietschenden Seitenscheiben vorne bei Seat Toledo, Seat Altea, Altea XL und einigen VW auf Golf-V-Plattform berichtet. An einigen Stellen wird von einem Serienfehler gesprochen.

Seitenscheibe unten mit Blick auf Fensterführung.
Die senkrechten Gummidichtungen im Bild hinten quietschen nicht. Die Filzähnliche Oberfläche der inneren Führungen ist auch nicht die Ursache. Reichlich WD40 auf der äußeren unteren Gummilippe sorgt für Ruhe.

Ursache für den Nerv tötenden Ton sind verhärtete Dichtungen an den Seitenscheiben. Keine drei Jahre nach Kauf ein ernüchterndes Bild. Mein knapp zehn Jahre alter Seat Ibiza mit über 220.000 km auf der Uhr hatte am Ende diverse erhebliche Schwächen wie unter anderem ein weiches Fahrwerk oder starken Rostbefall an Schwellern und hinteren Radläufen vorzuweisen, die Fensterheber liefen aber bis zuletzt tadellos. Auch waren an dieser Stelle keine Nachbesserungen oder andere Aufwendungen von Nöten.

Bei meinem Altea sieht man den Fensterhebermotor gegen stumpfe und harte äußere Dichtungen ankämpfen. Die Scheibe drückt sich sichtbar nach außen. Nach wiederholtem hoch- und runterfahren der Seitenscheibe tritt der Fensterhebermotor in Streik. Vermutlich ein Selbstschutz aufgrund von Überhitzung oder Überbeanspruchung.

Auf der Scheibe findet sich an einigen Stellen ein weißer Film, der vielleicht von den Fensterscheibenführungen in den Tiefen der Tür kommt. Reinigen der Scheibe mit Glasreiniger bringt keine Verbesserung. Ich hadere noch, ob ich die Tür selbst zerlege oder Seat beim nächsten Stopp damit beauftrage.

Scheibe unten in der Tür.
Ich vermute, dass die äußere Gummilippe durch Sonne, Dreck, Zeit und Hitze verhärtet ist und deswegen die Scheibe nur bei erhöhtem Widerstand passieren lässt. Reichlich WD40 sorgt für Ruhe.

In Eigenregie geht vermutlich der eine oder andere Halteclips hops. Ein erster Versuch scheiterte hier bereits, da sich die Innenverkleidung trotz komplett entfernter Verschraubungen keinen Millimeter bewegen wollte. Außerdem möchte ich als Folge meiner unfachmännischen Reparaturversuche nicht im Anschluss ein feuchtes Auto haben, wenn die Türfolie beschädigt ist.

Gegen den Auftrag für Seat spricht der vermutlich nicht unerhebliche Arbeitsaufwand und damit Lohnkostenanteil. Zudem konnte ich in einigen Foren bereits herauslesen, dass Seat in diesen Fällen gerne komplette Fensterhebersätze und Dichtungssets verkaufen möchte.

Fensterschacht.
Durch diese hohle Gasse muss sie kommen, die Scheibe. Die äußere Gummilippe ist nach der WD40 Behandlung weich und geschmeidig. Es quietscht weniger und nach der zweiten Behandlung ist der nervtötende Ton weg.

Ich wähle Plan B. Mit einem Messer drücke ich die äußere Dichtung bei geschlossener Scheibe nach außen. Durch den Spalt gieße ich Wasser. Insgesamt mehrere Liter fließen so durch die Türe. Anschließend lasse ich das Fenster komplett runter. Mit dem Messer gehe ich in spitzem Winkel über die Dichtungen. Hier hat sich eine Schmiere aus Moos, verwittertem Laub und Dreck angesammelt. Nach mehreren Zügen mit dem Messer spüle ich die Scheibe erneut mit Wasser ab.

Anschließenden kommt die Wunderwaffe WD40 zum Einsatz. Die in den Foren gepriesenen Mittelchen Silikonspray oder Pferdetalg habe ich leider nicht griffbereit und WD40 hilft ja bekanntlich immer. Ich sprühe reichlich davon bei geschlossenen Fenster von außen zwischen Scheibe und Dichtung.

Ergebnis ist eine verschmierte Scheibe aber es quietscht nicht mehr. Zumindest für den Moment scheint diese Methode Abhilfe zu schaffen.

Es bleibt abzuwarten wie sich das Problem in den kommenden Monaten verhält, wenn es tendenziell bereits kühler und zunächst feuchter wird.