Mit dem Zafira beim Fahrsicherheitstraining am Nürburgring.
Empfangs- und Schulungsgebäude des Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring
Neue Erfahrungen
Erstmals in meinem Autofahrerleben habe ich einen Wagen mit ABS. Und durch die stetig gewachsene Familie trage ich nun auch eine viel größere Verantwortung, wenn wir gemeinsam unterwegs sind. Angeregt durch einen Artikel in der auto motor und sport (ams) im Oktober 1999 hatte ich mich daher spontan entschlossen, noch vor dem Winter an einem Fahrsicherheitstraining teilzunehmen. Die Unterlagen waren schnell angefordert und der Vergleich mit "herkömmlichen" Fahrsicherheitsübungen zeigte, dass ams mit seinem Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring das deutlich professionellere, aber auch teurere Angebot hatte.
Herkömmliche Fahrsicherheitsübungen werden auf großen Parkplätzen und mit Baustellenhütchen abgehalten. Im Fahrsicherheitszentrum der ams dagegen werden die Übungen auf speziellen, bewässerten Gleitbelägen durchgeführt. Diese Gleitfläche bietet eine Haftung von nur 30% im Vergleich zu trockenem Beton. So wird schon mit Einfahrgeschwindigkeiten von nur 25 bis 60 km/h eine in bis zu dreimal höhere Geschwindigkeit gefahrlos simuliert. Die Hinternisse werden durch plötzlich auftauchende Wasserfontänen dargestellt, sodass sich der Teilnehmer nicht auf eine bestimmte Situation vorbereiten kann und die Übung realistischer abläuft. Durch die niedrigen Geschwindigkeiten und den bewässerten Gleitbelägen ist das Fahrzeug auch keinem erhöhten Verschleiß ausgesetzt.
Am 2. November 1999 war es soweit: ein Tag PKW-Intensivtraining mit meinem Zafira. Morgens um neun Begann der Kursus mit einer theoretischen Einführung von eineinhalb Stunden. Anschließend absolvierte ich mit elf weiteren Teilnehmern die sieben praktischen Übungen von je 45 Minuten:
- Vollbremsung auf der Gleitfläche
- Abbremsen und Ausweichen vor einem plötzlich auftauchenden Hindernis
- Abfangen des Wagens nach einem Heckausbruch
- Vollbremsung in der Kurve
- Abbremsen und Ausweichen am Gefälle vor einem plötzlich auftauchenden Hindernis mit anschließender Kurveneinfahrt
- Vollbremsung auf Belägen mit unterschiedlicher Haftung
- Kurvendurchfahrt mit Reaktion auf Unter-/Übersteuern
Die Übungen werden in vier verschiedenen Bereichen des Fahrsicherheitszentrums abgehalten.
Blick über einen Teil der Anlage
Anschrift
Ist ihr Interesse geweckt? Dann informieren sie sich:
auto motor und sport Fahrsicherheitszentrum Nürburgring 53520 Nürburg/Eifel Telefon 0 26 91 / 70 57 Telefax 0 26 91 / 73 25
Weitere Informationen erhalten Sie bei Mit Sicherheit besser fahren.
Das Fahrsicherheitstraining ist sehr anstrengend: Fahren im Stau - einen ganzen Tag lang.
Der Zafira im Sicherheitstraining
Während des gesamten Trainings bewies sich mein Zafira als ein sehr gutmütiges und leicht beherrschbares Fahrzeug. Im Einzelnen:
Foto: © Sven-Olaf Kelbert 1999
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Vollbremsung auf der Gleitfläche: Treten sie bei einer Vollbremsung grundsätzlich die Kupplung, denn dann bleibt der Zafira auch bei einer ABS-Bremsung sehr spurtreu. Treten sie mit aller Kraft auf die Bremse, bis der Wagen zum Stillstand kommt. Lassen sie nicht nach, wenn das Pedal durch die ABS-Wirkung pulsiert oder gegen Ende der Bremsung nachgibt. Wenn sie bei einer ABS-Bremsung NICHT auskuppeln, bricht das Heck des Zafira aus. Das spurtreue Verhalten zeigt der Wagen auch bei einer Vollbremsung auf zwei unterschiedlichen Bodenbelägen (links nasser Asphalt, rechts Gleitfläche). Je nach Geschwindigkeit kann ein leichtes Gegensteuern notwendig sein. |
Foto: © Sven-Olaf Kelbert 1999
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Vollbremsung in der Kurve auf Gleitfläche: Auch hierbei erweist sich der Zafira als sehr gut beherrschbar. Mir ist es bei allen Durchläufen mit stetig ansteigender Einfahrgeschwindigkeit gelungen, den Wagen auf meiner Fahrbahn zu halten. Wichtig: der Lenkeinschlag darf nicht zu groß sein, da sonst die Vorderreifen die Haftung verlieren. Sobald dies passiert, müssen sie die Lenkung zurücknehmen, ansonsten schiebt der Wagen ungelenkt über die Vorderräder in die Gegenfahrbahn. |
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Kurvendurchfahrt auf Gleitfläche: Der Zafira schiebt gutmütig (und quietschend) über die Vorderräder. Auch bei hohen Durchfahrtsgeschwindigkeiten blieb der Wagen auf meiner Fahrbahn. Das Heck zeigte keinerlei Neigung zum Ausbruch. |
Heckausbruch mit maximalen Versatz: da hat auch unser Instruktor zu kämpfen.
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Heckausbruch: Eine Übung, die klar den Fahrer fordert und bei der sich alle Kursteilnehmer ausreichend auf der Gleitfläche gedreht haben. Die heftigsten Heckausbrüche (Versatz 1,10 m) habe ich zwar nicht unter Kontrolle bekommen, aber das lag an der fehlenden Übung meinerseits. In Natura habe ich nicht die Befürchtung, mit meinem Zafira einen solchen Heckausbruch zu erleben. |
Foto: © Sven-Olaf Kelbert 1999
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Vollbremsung und Ausweichen vor einem plötzlich auftauchenden Hindernis: Dank ABS stellt auch diese Übung keine Schwierigkeit dar. Auf der Gleitfläche war ein erfolgreiches Ausweichen trotz ABS-Bremsung mit Einfahrgeschwindigkeiten von bis zu 57 km/h möglich. Darüber hinaus verloren die Vorderräder die Haftung und die Ausweichbewegung reichte nicht mehr aus, um dem Hindernis zu entgehen. |
Kommentare einiger Teilnehmer
Petra, Gummersbach auf BMW 520i Touring:
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Vollbremsung vor dem plötzlich auftauchenden Hindernis. |
Wo bin ich? Das war mein erster Gedanke, als mir von einer Maschine das Heck meines Wagens weggeschleudert wurde und ich wieder zum Stehen gekommen bin. Aber keine Angst. Es hört sich schlimmer an, als es ist. Und es ist einfach spitze. Durch Hindernisse durchfahren, ohne dass etwas passiert, seine und seines Fahrzeugs Grenzen austesten, auf unterschiedlichen Fahrbahnbelägen bremsen, all das macht schon eine Menge Spaß.
Von außen betrachtet sehen viele Situationen sehr leicht aus. Aber wenn man dann selber im Auto sitzt und der Instruktor sagt "Noch nicht bremsen!", dann ist das schon ein komisches Gefühl, wenn man eigentlich schon vor 5 Metern bremsen wollte und viel schneller zum Beispiel in eine Kurve reinfährt als man es sonst tun würde. Und dann die lachenden Gesichter der Kollegen bzw. Kolleginnen, die die gleiche Situation erlebt haben.
Der Tag war einfach riesig und ich kann nur jedem dazu raten, diesen Spass auch einmal zu erleben und sich als Krönung dessen auch noch sicherer in seinem Auto zu fühlen.
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Ausweichen auf die Gegenfahrbahn. Vorsicht: "Gegenverkehr".
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Aber wieder geschickt ausgewichen.
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Andrea, Hamburg auf BMW 320i:
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Das reichte nicht, Kollission mit dem "Gegenverkehr". |
Ich fand das Training klasse. Es hat mir Spaß gemacht, war informativ (was einige km/h weniger doch schon ausmachen!!!) und hat mir (hoffentlich) etwas mehr Sicherheit gebracht. Auf dem Rückweg nach Hamburg habe ich öfter gedacht, was würde ich jetzt machen, wenn … Gott sei Dank bin ich in keine heikle Situation gekommen :-) und gut wieder in HH gelandet. Bin auf jeden Fall an einem weiteren Trainingstag interessiert.
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Andrea und Michael beim "Fahrerwechsel".
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Michael, Hamburg auf BMW 320i:
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Das Heck bricht aus. Michael bekommt den Wagen nicht mehr unter Kontrolle und dreht sich mit der Fahrerseite in den "Gegenverkehr". |
Der Theorieteil hat mir persönlich wenig gebracht, da ich die meisten Dinge -abgesehen von einigen Details - bereits wußte. Der praktische Teil war absolut prima. Für den nicht ganz so geübten Fahrer war es sicherlich gut, mal zu sehen, in was für Situationen man kommen kann und wie man da wieder raus kommt.
Ich selber (bislang so. ca. 600.000 Km Fahrpraxis) habe dabei viel über den Grenzbereich meines Fahrzeugs und meine eigenen fahrtechnischen Grenzen gelernt. Der Grenzbereich des Fahrzeugs scheint bei einigen Disziplinen relativ hoch zu liegen, ist aber unwahrscheinlich schmal, da der BMW als heckgetriebenes Fahrzeug dann oft mit dem Heck ausbricht und dann nicht oder nur schwer wieder einzufangen ist.
Besonders beeindruckend waren hierbei die Übungen "Schleudertraining" und "glatte Kurve durchfahren". Weitere wichtige Lektion (auch nicht neu, wurde aber eindrucksvoll demonstriert) war: ABS ist ein ganz wichtiger Helfer, um kritische Situationen zu meistern. Insgesamt kann man den Kurs nur jedem wärmstens empfehlen!!!
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Markus, Bergisch Gladbach auf VW Bora:
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Die Einführung war interessant. Viele neue Aspekte zum Thema Reifen und Kurvenfahren wurden erwähnt oder altes Wissen konnte aufgefrischt werden. Die Übungen waren sinnvoll und konnten durchaus Situationen im Straßenverkehr simulieren.
Eine der wichtigsten Übungen war das Heckausbrechen, mit dem Versuch Gegenmaßnahmen einzuleiten. Hier konnte ich feststellen, dass es garnicht so leicht ist, in einer Notsituation richtig zu reagieren.
Unterschiede im Bremsverhalten haben sich bei Fahrzeugen mit oder ohne ABS deutlich gezeigt und wurden im Training auch unterschiedlich behandelt.
Ein Fortgeschrittenenkurs, bei dem das Verhalten bei Aquaplaning und eine weitere Vertiefung der Übungen vorgesehen ist, wäre mit Sicherheit zu empfehlen.
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Nach diesem Foto sprang der Fotograf beiseite. Durch das Objektiv betrachtet, sah ich mich schon auf der Kühlerhaube.
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Ralf, Köln auf Seat Ibiza II:
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Das Fahrsicherheitstraining besteht aus einem theoretischen Teil (etwa 90 Min.) und einem praktischen Teil (Rest des Tages). Die Themen des theoretischen Unterrichtes kann man mit "Bremsen", "Reifen" und "Fahrphysik" zusammenfassen. Der praktische Unterricht behandelt "Notbremsungen in verschiedenen Variationen", "Untersteuern" und "Schleudern" in verschiedenen Übungen.
In den Übungen kann man die eigenen Grenzen, sowie die Grenzen des Fahrzeugs recht gut erfahren.Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Fahrer sich an die Weisungen des Instruktors hält. Allzu zaghaftes Fahren hat hier genauso wenig Effekt wie rabiates Fahren. Auf das Feingefühl kommt es an!Gefahr für das Fahrzeug besteht bei den Übungen IMHO nicht.
Was ich aus dieser Veranstaltung mitgenommen habe, sind praktische Tipps, wie etwa die korrekte Einstellung des Fahrersitzes, richtiges Lenken, sowie viele Tipps und Tricks für Notsituationen (hoffentlich fallen sie mir dann auch wieder ein!) und eine Menge interessanter Beobachtungen und Aha-Erlebnisse, insbesondere im Zusammenhang mit den Reifen (hätte nicht geglaubt, wie stark sich die Qualität der Reifen auf das Fahren auswirkt).
Die Veranstaltung ist meines Erachtens für jeden Autofahrer zu empfehlen und regt (zumindest mich) zu "bewußterem" Fahren an.
Ralfs Homepage (verwendet Frames und benötigt Javascript) Ralf hat einen eigenen Bericht zum Fahrsicherheitstraining auf seiner Homepage veröffentlicht (die auch sonst sehr sehenswert ist und weitere interessante Artikel enthält).
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Sven-Olaf, Köln auf Peugeot 206:
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Die sehr guten Bremsen des Peugeot 206 nutzen nichts bei einem Heckausbruch. |
Am Anfang hatte ich doch etwas Bammel vor dem Training. Mein schönes, neues Auto, gerade 5 Monate alt, soll ich solchen Belastungen aussetzten? Und nachher passiert noch etwas! Was dann? Aber ich wurde beruhigt und fuhr mit. Und ich war richtig begeistert!
Nach einer Theorieeinheit ging es los mit Vollbremsungen aus 30 bzw. 60 km/h, sodass ich mal richtig mein ABS kennenlernen konnte. Wenn man nie in die Situation kommt, so stark zu bremsen, weiß man gar nicht, wie gut so ein ABS funktioniert. Da konnte ich gleich merken, dass die Bremsen des Peugeot 206 wirklich ziemlich gut sind, wie ich in einigen Tests vorher auch gelesen hatte.
Nach diesem einfachen Aufwärmtraining kamen Übungen zum Ausweichen vor Hindernissen, glücklicherweise Wasserfontainen, sodass ich also weiterhin keine Angst um mein Auto haben mußte, Bremsen in Kurven, zu schnelles Einfahren in zu enge Kurven, Bremsen auf abschüssiger Strecke und auf verschieden griffigen Belägen.
Die Krönung bildete der simulierte Heckausbruch, bei dem einem die Hinterräder zur Seite weggerissen wurden, woraufhin man kräftig kämpfen mußte, um mit Gegenlenken das Auto wieder abzufangen. Wem das nicht gelang (je stärker der Ausbruch, desto öfter trat dieser Fall ein), der drehte sich in wilden Pirouetten mit seinem Auto, was auch eine ganz nette Erfahrung sein kann …
Im Ganzen kann ich so ein Training nur jedem Autofahrer empfehlen, vor allem auch solchen, die kein ABS haben, denn die haben es teilweise doch erheblich schwerer in Gefahrensituationen. Mein Auto fühlt sich immer noch bestens, ein Verschleiß ist nicht zu merken, ich hoffe nur, dass ich, falls ich wirklich mal in solche Situationen kommen sollte wie dort simuliert, auch genauso instinktiv reagieren kann wie dort. Zumindest werde ich dann (hoffentlich) nicht mehr so überrascht sein, wie am Anfang einer jeden Übung.
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Torsten, Mechernich/Eifel auf Ford Ka (ohne ABS):
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Bei der Vollbremsung kommt der Ford Ka erst hinter dem Ende der Gleitfläche zum Stehen. Das Heck schwengt leicht aus. Die Einfahrtgeschwindigkeit betrug 57 km/h. |
"Das Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring ist ein riesiger Spielplatz für Erwachsene, die gerne Auto fahren."
Der Theorieteil zu Beginn des Tages war sehr informativ, obwohl ich vieles von einem Fahrsicherheitstraining für Motorräder bereits kannte. Der Rest des Tages brachte eine Überraschung (Spaß) nach der Anderen.
Ich war von den Gleitflächen sehr überrascht. Das Fahrgefühl auf ihnen kommt der Wirklichkeit verdammt nah. Auch die Übungen, die in dem Training durchfahren wurden, brauchten den Vergleich mit dem wahren Leben nicht zu scheuen.
Kurz nach dem Fahrsichheitstraining konnte ich das Gelernte schon der Praxis anwenden, als ich auf einer kleinen Landstraße wegen einem Schwein, welches mitten auf der Straße stand, eine Vollbremsung machen mußte. Ich kam (so glaube ich dank Training) ca. 1 m vor dem Schwein zum Stehen.
Ich kann jedem Autofahrer/in so ein Training empfehlen, weil es: 1. riesigen Spaß macht und 2. man dort sehr viel über sein Fahrzeug und die eigenen Grenzen lernen kann, ohne sich, andere oder seinen Wagen zu gefährden.
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Vollbremsung vor dem Hindernis. Bremse lösen und am Hindernis vorbei lenken. Nur so lässt sich beim Ka ohne ABS eine Kollision vermeiden.
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Vollbremsung in der Kurve ebenfalls auf Gleitfläche.
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Geschafft! Stolz zeigen die Teilnehmer ihr Diplom vor. Einige Versicherungen gewähren übrigens einen Sonderrabatt für Teilnehmer eines Fahrsicherheitstrainings. Foto: © Sven-Olaf Kelbert 1999
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