Warum wir ein neues Auto brauchen und warum es der Vaneo werden soll. Mercedes ist doch gar nicht so teuer, wie man denkt. Wie aus einer Probefahrt eine Beladungsprobe wurde. Und was soll der Spaß denn kosten?

Gründe für die Entscheidung

Die Gründe, weshalb die Entscheidung auf den Vaneo fiel, sind die selben, weshalb überhaupt ein neues Auto her musste. Denn unter "normalen" Umständen hätte es der Astra auch noch etwas länger getan. Doch leider sind die Umstände nicht normal. Um es kurz zu machen (was mir bestimmt nicht gelingt): Mein Sohn Justian ist schwerbehindert. Da es hier in erster Linie um Autos und nicht so sehr um menschliche Schicksale geht, beschränke ich mich darauf, die Aspekte seiner Behinderung zu schildern, die für die Entscheidung, ein neues Auto anzuschaffen, relevant waren. Justian ist komplett immobil, das heißt er kann nicht sitzen, robben, krabbeln oder gehen, wiegt aber mittlerweile 10 kg und ist etwa 90 cm groß. Das stellt zwei Anforderungen an das Auto:

1. Es muss so einfach wie möglich sein, Justian in seinen Kindersitz zu setzen. Nachdem meine Frau und ich ihn über drei Jahre in den Astra gehievt haben, wollte ich ein Auto, bei dem man sich dafür nicht herunterbeugen (und den Kopf stoßen) muss.
2. Justians Reha-Karre muss in den Kofferraum passen, ohne dass sie zusammengeklappt werden muss. Sie passt zwar so in den Astra, aber das zusammenklappen nervt, weil sie sich beim Anheben wieder entfaltet. Außer wenn man die Karre an den Rädern anhebt, was bei schlechtem Wetter ziemlich eklig ist.

Ohne diese beiden Faktoren würden wir den Astra wahrscheinlich noch länger fahren und dann — wie ursprünglich geplant — den Zafira kaufen. So musste aber jetzt ein neues Auto her. Zur Wahl standen der Opel Zafira, der VW Touran und der Mercedes Vaneo. Letzterer kam erst später als Kandidat hinzu, da ich Mercedes grundsätzlich für zu teuer hielt. Doch bei vergleichbarer Ausstattung nahmen sich die drei Wagen nicht viel.

Der Vaneo punktete dann vor allem durch seine Maße und den ausziehbaren Ladeboden. Zum Vergleich die Maße des Astra Caravan und der drei Aspiranten:

Fahrzeugmaße in Milimeter

Meine Frau, die mit dem Auto viel unterwegs ist, wollte kein größeres Auto als den Astra, bezogen auf die "parkplatzrelevanten" Maße. Wie man sieht, ist der Vaneo das kürzeste und höchste Fahrzeug, während er bei der Breite im Mittelfeld liegt. Auffallend ist der vergleichsweise große Radstand, der für viel Platz im Innenraum sorgt.

Der absolute Knüller ist der ausziehbare Laderaumboden. Bei der Probefahrt (siehe unten) ging es uns vor allem darum, ob die Karre von Justian trotz Laderaumboden in den Kofferraum passt. Und siehe da, die Karre lässt sich dank des ausziehbaren Laderaumbodens spielend leicht verstauen. Spätestens jetzt war klar: Der Vaneo wird unser neues Familiengefährt!

Gründe gegen die Konkurrenten

Es gab eigentlich nur zwei Konkurrenten: Zum Einen den Opel Zafira, den ich ja schon vor vier Jahren zum Nachfolger des Astras erkoren hatte. Doch leider war das Timing denkbar ungünstig, denn der neue Zafira wird erst im Herbst 2004 auf der IAA vorgestellt und ist dann im Frühjahr 2005 zu haben. Und das aktuelle Modell hat mittlerweile vier Jahre auf dem Buckel, und das merkt man ihm schon an. So entspricht zum Beispiel der Motor nicht der aktuellen Euro-4-Norm.

Im Gegensatz dazu steht der VW Touran, der ja erst in diesem Jahr auf den Markt kam. Die Antwort von Volkswagen auf den Zafira kam zwar ziemlich spät, aber das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Modernes Design, schickes Interieur, dafür aber nicht ganz billig. Viele Dinge, die bei der Konkurrenz Serie sind, muss man bei Volkswagen extra bestellen — und bezahlen! Und bei der Motorisierung hat man (wenn man wie ich einen Benziner haben will) die Wahl zwischen einem 1,6l-Motor und … nichts. Es gibt nur diesen einen Motor, der aus meiner Sicht für ein Fahrzeug dieser Größe, das von mir auch noch mit kräftezehrenden Komponenten (Automatik, Klimaanlage) ausgestattet wird, etwas unterdimensioniert. Und keiner der beiden Konkurrenten kann mit einem ausziehbaren Ladreaumboden dienen …

Erfahrungen mit dem Händler vor dem Kauf

Meine Erfahrungen mit dem Händler (genaugenommen war es eine Händlerin) waren durchweg positiv. Die Mercedes Benz-Niederlassung liegt quasi auf meinem Arbeitsweg und vom ersten Besuch an wurde ich von Frau Schmitz sehr kompetent und verständnisvoll beraten. Dabei ging es in erste Linie um die Konfiguration des Wagens, also welche Ausstattungslinie mit den von mir gewünschtem Sonderzubehör zu welchem Preis führt. Unermüdlich ließ sie von Ihrem Rechner immer neue Varianten ausrechnen, bis wir zu dem gewünschten Ergebnis kamen.

Außerdem organisierte sie über den Mercedes-Fuhrpark einen Wagen für eine Probefahrt, der die Merkmale hatte, die ich testen wollte. Das war in erster Linie der ausziehbare Laderaumboden, der ein ausschlaggebendes Kriterium darstellte. Und damit meine Frau auch Probe fahren konnte, brauchten wir eine Wagen mit Automatik. Für Frau Schmitz kein Problem, wenige Tage später stand der Wagen zur Verfügung.

Probefahrt

Nach der Arbeit, auf dem Heimweg, holte ich den von Frau Schmitz organisierten Vaneo für die Probefahrt ab. Der Wagen war mit einem 1,6l-Benzinmotor ausgestattet und schon nach kurzer Strecke war ich in meiner Absicht bestätigt, den Wagen mit dem 1,9l-Benzinmotor zu bestellen. Denn wie ich schon weiter oben schrieb, sind aus meiner Sicht schon etwas mehr PS erforderlich, um ein Gefährt dieser Größe in angenehmer Weise in Fahrt zu bringen.

Das Interessante bezüglich der Sitzposition ist, dass man im Vaneo zwar genau so hoch sitzt, wie im Zafira oder im Touran, aber man sitzt wie in einem "normalen" PKW, nicht wie in einem Transporter (Es ist um so ironischer, dass der Vaneo bei Mercedes als "Transporter" geführt wird). Das liegt an dem hohen Fahrzeugboden, den der Vaneo von der A-Klasse geerbt hat. Denn genaugenommen ist der Vaneo eine aufgepustete A-Klasse, so wie der Zafira ein aufgepusteter Astra und der Touran ein aufgepusteter Golf ist.

Doch zurück zur Probefahrt: Ich fuhr zunächst nach Hause und lud die komplette Familie ein. Dazu musste Justians Kindersitz eingebaut werden, was kein Problem darstellte. Für meinen großen Sohn Kilian hätte auch die in der Fondsitzbank integrierte Sitzerhöhung gereicht, die mit einem Handgriff einsatzbereit gemacht werden kann. Von der Reha-Karre musste nur der Schiebegriff abgenommen werden, dann konnte sie auf den ausgezogenen Ladeboden gestellt werden, ein kleiner Schubs und — Voilà — die Karre war verstaut!

Die Reha-Karre passt perfekt in den Kofferraum.

Die eigentliche Probefahrt verlief dann relativ unspektakulär. Der Wagen fährt sich gut, bietet den typischen Mercedes-(Taxi-)Sound und die hohe Sitzposition verschafft einem viel Überblick. Etwas nervig waren die schwarz getönten Scheiben im Fond, aber die wollten wir eh nicht bestellen. Ebenfalls etwas irritierend war die Tatsache, dass kurz nach dem Anfahren die Zentralverriegelung die Türen schließt. Aber das lässt sich durch eine Taste am Armaturenbrett wieder rückgängig machen.

Alles in allem entsprach die Probefahrt (und die Probebeladung) voll und ganz meinen Erwartungen. Somit waren wir der Bestellung wieder ein Schritt näher gekommen.

Verkaufsverhandlung

Es folgte der für mich unangenehmste Teil: Das Feilschen. Wer den Film "Das Leben des Brian" kennt, versteht, was ich meine, wenn ich sage: "Was, Du willst nicht feilschen?!" Aber ich konnte es mir nun wirklich nicht leisten, den Wagen zum Listenpreis zu bestellen. Zum Glück machte Frau Schmitz mir die Sache leicht und nach kurzer Befragung ihres Taschenrechners bot sie mir 6% Nachlass an. Da mir bekannt war, das bei Mercedes trotz der Flaute am Automarkt nicht viel mehr zu holen war, nahm ich das Angebot an, zumal ich meinen Astra in Zahlung geben wollte. Auch hier machte mir Frau Schmitz einen sehr guten Preis, indem sie den von der Gebrauchtwagenabteilung festgesetzten Ankaufspreis noch einmal um 800 Euro erhöhte.

Und selbst als der Wagen schon bestellt war, ging das Feilschen noch weiter. Ich hatte nämlich die Absicht, den Wagen gleich mit Winterreifen zu bestellen. Das ist bei Mercedes nicht so ohne weiteres machbar: Entweder man kauft den Wagen mit Sommerreifen oder mit Winterreifen, die jeweils anderen Reifen müssen in der Zubehörabteilung bestellt werden. Dadurch ist es eigentlich nicht möglich, den Rabatt, den man auf den Neuwagen bekommt, auch auf den zusätzlichen Reifensatz zu bekommen. Als ich Frau Schmitz auf diesen Missstand hinwies, versprach sie mir, sich darum zu kümmern. Fortsetzung folgt …

Auch mit den Zugaben war Mercedes nicht geizig. So werden mir weder Überführungs- noch Zulassungskosten berechnet. Und passend zur schmuddeligen Jahreszeit gibt es noch einen Satz Gummifußmatten gratis.

Kaufpreis und Ausstattung des Fahrzeugs

Der von mir bestellte Mercedes Vaneo 1.9, Sondermodell "La Vida" hat einen Listenpreis von (tief Luft holen und festhalten): Euro 28.750,60. Abzüglich der oben erwähnten 6% ergibt das freundlich abgerundete Euro 27.000 als tatsächlichen Kaufpreis. Immer noch Grund genug, sich bei "Wer wird Millionär?" zu bewerben.

Dafür bekommt man allerdings ein doch recht üppig ausgestattetes Automobil. Zur Sonderausstattung gehören Vier-Gang-Automatik, Parktronic-System (Einparkhilfe), Leder-Lenkrad und der ausziehbare Laderaumboden. Das Sondermodell "La Vida" beinhaltet unter anderem Klimaanlage, Leichtmetallfelgen und CD-Radio. Außerdem hat der Wagen noch einige Nettigkeiten, die für Familien interessant sind: Fondsitze mit integrierten Kindersitzen, Fondbeleuchtung mit Nachtlicht und Klapptische an Fahrer- und Beifahrer-Rückenlehne. Man gönnt sich (und seiner Familie) ja sonst nichts …

Mein Vaneo — Seitenansicht.