Archiv Audi A4 Avant
Monatsberichte 2009

Monatsbericht September 2009


Das Warten hat ein Ende: Fahrzeugübergabe und erste Fahreindrücke zum neuen A4 Avant. Die Einfahrphase wird im doppelten Wortsinn schnell beendet. Ein erster genauerer Blick auf die Ausstattungsdetails.

Seitenansicht des A4 mit 6-Stern-Ambition-Felgen. Noch dreimal schlafen, noch zweimal, noch einmal …

11.09.2009, Kilometer: 0.

Es heißt, Vorfreude sei die schönste Freude. Ich kann das nicht bestätigen. Fahrfreude ist ganz klar die schönste Freude, auch im Hause Audi. Doch voher muss erst mal der Tag der Auslieferung erreicht werden.

Am Freitag, dem 11. September bekam ich einen sehr freundlichen Anruf vom Autohaus Stuttgart. Man würde gern einen Übergabetermin mit mir vereinbaren. Die Laufzeit meines A3 würde erst am 16. September enden, vorher dürfte man auf Weisung der Leasinggesellschaft den A4 nicht ausliefern. Er würde aber schon auf dem Hof stehen, und die Kennzeichen sollten auch jeden Tag eintreffen. Wie gemein! Da ich beruflich eher selten im Raum Stuttgart unterwegs bin, vereinbarten wir die Überführung nach Hannover direkt für den 16. September. Ab jetzt zählte ich die Stunden.

… er ist da

16.09.2009, Kilometer: 642.

Es ist der 16. September. Pünktlich zur vereinbarten Lieferzeit klingelte mein Telefon. Frau Schmidt vom Autohaus Stuttgart war angekommen und wartete auf dem Parkplatz auf mich. Ich nach unten. Tief einatmen, Luft anhalten, zum Auto gehen, versuchen nicht zu rennen. Frau Schmidt "Hallo" sagen, dabei nicht das Auto angucken. Geschafft. Ausatmen nicht vergessen.

Weil ich im Vorfeld jede verfügbare Information über mein Auto und seine technischen Details verschlungen habe, blieb Frau Schmidt wenig Gelegenheit für Überraschungen. Die sehr angenehme Übergabe beschränkte sich so auf ein paar kurze Funktionstests und optische Prüfungen (des Autos!). Ergebnis fürs Erste: Fehlerfrei.

Zu meiner Überraschung hatte mir das Autohaus im Vorfeld schon mitgeteilt, dass vier Winterreifen auf originalen Audi-Leichtmetallfelgen im Lieferumfang enthalten wären. Dem war tatsächlich so. Einerseits schade, denn nach den sehr guten Erfahrungen mit meinem Reifenpartner Helm in Güstrow hätte ich dort auch gern die Winterräder gekauft. Andererseits bin ich natürlich angenehm überrascht von den Audi-Leichtmetallfelgen, eine nette Dreingabe der Leasinggesellschaft.

Die erste Fahrt führte auf einem kleinen Umweg durch die City ins Hannoveraner Umland. Erster Fahreindruck: Der Wagen ist ruhiger und weniger quirlig als mein A3. Der Motor ist leiser, viel leiser sogar. Das Sportfahrwerk ist genau wie ich gehofft hatte: Weniger stossig, aber trotzdem sehr straff. Die Bremse greift weniger schreckhaft, ist also besser dosierbar und (wenn es sein muss) trotzdem überaus bissig. Toller erster Eindruck.

Kupplung und Schaltung sind schwergängiger als im Vorgänger, zugleich aber wesentlich verbindlicher. Wie der Schalthebel in die einzelnen Gänge schnappt ist schon grandios. Das erinnert mich an einen 1er BMW, den ich einen ganzen Winterurlaub ausprobieren durfte. Außerdem passen hier Anschlüsse perfekt, ganz im Gegensatz zum A3, wo mir der erste Gang immer zu kurz übersetzt erschien.

Auf der Schattenseite fällt auch eine gewisse Schwergängigkeit der ersten beiden Gänge bei kaltem Motor auf. Damit kann ich aber leben, wenn es nicht schlimmer wird.

Am Wochenende zu Hause blieb Zeit für ein paar erste Fotos.

Seitenansicht des A4 mit 6-Stern-Ambition-Felgen.
Tiefseeblau in Hamburgs Abendlicht. Je nach Lichteinfall geht die Farbe immer mehr ins Schwarz über. Als Bereifung für die 17 Zoll Ambition Räder setzt Audi derzeit übrigens auf den Pirelli Cinturato P7.

LED Tagfahrlicht.
Mag nicht jeder, fällt aber garantiert auf: LED-Tagfahrleuchten, hier abgedunkelt als Standlicht.

LED Rückleuchten.
Neu ab Modelljahr 2010: Rückleuchten in LED-Technik, in Verbindung mit Xenon-Scheinwerfen.

MMI-Bedieneinheit.
Macht süchtig: Das metallische Klacken des "Spellers" der MMI-Bedieneinheit.

Effizienzanzeige im Kombiinstrument.
Vorlaut, aber mit interessanten Informationen: Das Effizienzprogramm im Kombiinstrument. Mehr dazu in meinem kommenden Monatsbericht.

Einfahrphase und das erste mal Höchstgeschwindigkeit

Kilometer: 2.000.

Will man eine Stammtischdiskussion unter interessierten Autofahrern losbrechen, reicht es, das Gespräch nur behutsam in Richtung Einfahrphase zu lenken. Die Standpunkte reichen dabei nach meiner Beobachtung von

"Man muss den Motor auf den ersten Kilometern richtig belasten, bis es knistert, damit das Material die volle Festigkeit erreicht"

über

"Die kann man einfach ignorieren"

bis hin zu

"Die ersten 1.500 km bitte kein Vollgas, kein niedertouriges Fahren, nur zwei Drittel der Nenndrehzahl und keine gleichmäßige Belastung"

und schließlich zu

"Während der ersten tausend Kilometer nur ganz vorsichtig, danach einen zusätzlichen Ölwechsel machen."

Ich zähle mich zu dritter Fraktion. Ganz einfach deshalb, weil es nichts kostet und sicher auch nicht schadet. Allerdings wurde mir durch die Fahrzeugüberführung von Stuttgart nach Hannover die Entscheidung zu einem guten Teil abgenommen. Nach meinen Interpretationen des Bordcomputers übrigens eher zu Ungunsten einer defensiven Einfahrphilosophie.

Etwas über 2.000 km habe ich dem A4 und mir gegeben, bevor die Einfahrzeit durch einen ersten Test der Höchstgeschwindigkeit beendet wurde. Auf der freien A7 hielten sich Luftwiderstand und Motorleistung bei digital angezeigten 235 km/h die Waage, also vergnügliche 27 km/h über der Werksangabe. Ohne Zuhilfenahme von Gefälle oder Wind. Das ist schön zu wissen, relativiert sich für mich aber ein Stück weit in Unkenntnis der Voreilung des Tachos. Die echte Höchstgeschwindigkeit müsste man wohl per GPS oder Stoppuhr ermitteln.

Die Fahrgeräusche halten sich übrigens selbst bei diesem Tempo in sehr erträglichen Grenzen. So ist mir auch zum ersten Mal ein weiterer Nebeneffekt dieses Tempos deutlich geworden: Auch gesprächige Mitfahrer verfallen vorübergehend in Stille und Regungslosigkeit. Ab Tempo 230 schließt das Atmung und Augenreflexe ein. Gut zu wissen, nur für den Notfall. Mit der Familie an Bord wird es solche Spielereien aber definitiv nicht geben.

Übrigens wäre es für mich auch gut zu wissen gewesen, dass der Tempomant im A4 einen aktiven Bremseingriff besitzt. Nach dem Ausloten der Höchstgeschwindigkeit wollte die immer noch aktivierte Geschwindigkeitsregelanlage (Audi-Jargon) gern auf die zuletzt eingestellten 120 km/h zurückkehren. Normalerweise lasse ich in so einer Situation den Wagen ausrollen. Das dauerte dem System wohl etwas zu lange, als es bei etwa 200 Stundenkilometern die Bremsen für mich betätigt hat. Ein schönes Feature, wenn man VORHER darüber Bescheid weiß. Hier hätte ein genauerer Blick in die Anleitung nicht geschadet …

Erste Eindrücke zum Motor

Kilometer: 2.000.

Nach der Einfahrphase traue ich mir auch eine erste Einschätzung zum Motor. Auffallend unauffällig trifft es wohl am besten. Der Common-Rail-Diesel ist wirklich enorm leise und laufruhig. Wohlgemerkt auch im kalten Zustand. Ich würde das nicht so betonen, hätte es mich nicht so überrascht.

Gleichfalls sind von 143 PS aber auch keine sportlichen Höchstleistungen zu erwarten. Man fühlt sich zwar nicht untermotorisiert, aber Stänkereien an der Ampel spart man sich besser. Auch deshalb, weil der Motor sein Drehmoment sehr gleichmäßig zu entwickeln scheint. Das mag wahrscheinlich nicht jeder. Einerseits macht es so zwar richtiggehend Spass seine Schaltpunkte etwas nach hinten zu legen. Auf der anderen Seite hatte ich mich gerade so schön an den sprunghaften Drehmomentverlauf des Pumpe-Düse Motors im A3 gewöhnt.

Ein Wort zum Verbrauch: Nach den ersten 2.000 km liegt der Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer bei 6,1 Litern. Verglichen mit seinem Vorgänger scheint der Dieselkonsum im Stadtverkehr trotz Start-Stop-System und Rekuperation etwas höher zu liegen, auf der Autobahn (insbesondere bei höherem Tempo) aber etwas niedriger. Ich hoffe, dass sich der Verbrauch nach der Einfahrphase unter der 6-Liter-Marke einpegelt, dann wäre ich zufrieden.

Detailbetrachtungen der Ausstattung

Ich muss gestehen, auch unerwarteten Überraschungen meiner Autos einen gewissen Unterhaltungswert beizumessen. Trotzdem will ich nicht hoffen, dass mir mein A4 auch jeden Monat solcherlei Vorlagen liefert. Um es trotzdem spannend zu halten, werde ich in den Monatsberichten nach und nach meine Eindrücke zu dem einen oder anderen Ausstattungsmerkmal des A4 schildern.

Ohne besondere Reihenfolge fange ich diesen Monat einfach mit der Servotronic und dem Start-Stop-System an.

Die geschwindigkeitsabhängige Lenkung (aufpreispflichtig)

Schon beim ersten Losfahren fällt die Servotronic mit ihrer geschwindigkeitsabhängigen Anpassung der Lenkunterstützung auf. Im Stand und bei Rangiergeschwindigkeit noch sehr leichtgängig, wird die Unterstützung bis Tempo 50 spürbar zurückgenommen. Bei Autobahntempo wird es dann sehr verbindlich.

Die Spreizung ist dabei übrigens erheblich größer und deutlicher spürbar als in meinem alten A3 mit elektrischer Lenkung. Das bedeutet allerdings auch, dass beim Durchfahren einer Kurve innerorts die Lenkunterstützung von "eher leichtgängig" hin zu "ordentlich direkt" variiert. Besonders wenn man ab dem Scheitelpunkt Gas gibt. Das gibt ein kleines "Hoppla", wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Wenn man drum weiß, macht es aber richtig Spaß.

Definitiv ein Ausstattungsmerkmal, dass ich nicht mehr missen möchte.

Das Start-Stop-System (Serie)

Ab dem Modelljahr 2010 sind alle A4 mit Vierzylindermotor und Handschaltung mit einem Start-Stop-System ausgestattet. Nimmt man im Leerlauf den Fuß von Kupplung wird der Motor automatisch abgestellt. Beim Treten der Kupplung springt er blitzschnell wieder an.

Ungewohnt ist die dann einkehrende Stille beim Ampelstop. Um mich daran zu gewöhnen brauchte ich ein paar Rotphasen. Auch beobachte ich mich selbst dabei, dass ich nun beim Heranfahren an jede Ampel versuche die verbleibende Rotzeit einzuschätzen. Für drei Sekunden will ich den Motor schließlich auch nicht abstellen. Da wäre es doch mal sinnvoll, Ampeln mit Anzeige der restlichen Rot- und Grünzeit (zu finden beispielsweise in der Hamburger City) flächendeckender einzuführen.

Kritiker bemängeln, die paar zehntel Liter, die das System einspart, würden den Aufwand nicht rechtfertigen. Makroökologisch kann das stimmen, oder auch nicht. Auf sicher werden dadurch aber in der Städten Emissionen eingespart, mithin dort, wo man sie nunmal am allerwenigsten haben will. Ich bin also Start-Stop-Fan.

Übrigens ist das Abstellen des Motors an eine ganze Reihe von Bedingungen gebunden: Ladestand der Batterie, Motortemperatur, Fahrer angeschnallt, Einschlagwinkel der Lenkung, Abweichung der Innenraumtemperatur vom Soll-Wert, und einiges mehr. Diese Werte werden natürlich auch bei aktiviertem "Stop" fortwährend abgefragt. Bisweilen springt der Motor also einfach wieder an, ohne dass man auf die Kupplung getreten hätte. Mein Versuch, das Auto durch Einlegen eines Ganges im Stillstand zu foppen, führte denn auch direkt zur Deaktivierung des Start-Stop-Systems. Begleitet von einem freundlichen Hinweis im Kombiinstrument. Der Motor muss dann per Hand wieder angelassen werden. Prima mitgedacht.

Man kann das System übrigens auch per Knopfdruck abschalten. Renitenterweise ist es allerdings nach dem nächsten Abstellen der Zündung automatisch wieder aktiv.

Auffälligkeiten

Vorgemerkt sind die fehlende Lautstärkeanzeige und die nicht einstellbare Lautstärkenbegrenzung des Audiosystems beim Einschalten. Mal sehen, ob mich die Punkte so sehr stören, dass ich deswegen zum Audi-Partner fahre. Bis jetzt kann ich gut damit leben. Aber sollte für solche Standardfunktionen bei all der verbauten Technik und den vielen Einstellmöglichkeiten wirklich kein Platz mehr gewesen sein?

Sonstige Probleme

Keine.